«Jerusalem des Ostens»?
Ruth Graham ging drei Jahre in Nordkorea zur Schule
Nicht weniger als drei Jahre lang ging Ruth Graham einst in Nordkorea zur Schule, dem Land, das nun die Welt in Atem hält. Was ist bloss aus dem Land geworden, das einst wegen seiner vielen Kirchen «Jerusalem des Ostens» genannt wurde? – Eine Bestandsaufnahme.
Zahlreiche Kirchen und christliche Institutionen waren in Pjöngjang beheimatet, der Name «Jerusalem des Ostens» war ein Synonym für die Hauptstadt des heute verschlossensten Reiches der Welt.Die Änderung begann mit Kim Il-sung, der sich als «Der grosse Führer» zelebrierte. Es hätte anders kommen können – Kim wurde christlich erzogen. Doch als er sich in Moskau ausbilden liess, wandelte er sich vom Paulus zum Saulus.
Sein Enkel Kim Jong-un könnte nun das Land in einen noch nie dagewesenen Atomkrieg hineinmanövrieren. Bereits sind die an- und naheliegenden Staaten Südkorea, China und Japan in höchstem Grade alarmiert.
Ruth Graham ging in Pjöngjang zur Schule
Das Nordkorea von heute ist nicht zu vergleichen mit jenem von damals, als es für christliche Gemeinden und Institutionen bekannt war, sowie für Schulen und Spitäler – heute gilt die ostasiatische Diktatur seit rund eineinhalb Jahrzehnten als der schlimmste Christenverfolgerstaat überhaupt. Zehntausende harren in Arbeitslagern, immer wieder werden Christen und andere dem Regime missliebige Menschen exekutiert oder sie erliegen dem harten Alltag in den Lagern.
Ruth Graham, die 2007 verstorbene Frau von Billy Graham, ging einst drei Jahre in Pjöngjang zur Schule, 1997 kehrte sie für eine sechstägige Visite nach Nordkorea zurück. Ihre Jugendzeit im Lande bezeichnete sie dabei als eine der schönsten Epochen ihres Lebens.
Schlittschuhfahren in Pjöngjang
«Aus der damaligen Zeit ist mehr oder weniger nichts mehr geblieben», erinnerte sie sich bei ihrem damaligen Besuch. Doch zwei Dinge hätten nicht geändert: «Die Schönheit der beiden Flüsse, die durch Pjöngjang fliessen, und die Wärme der Menschen.» Ruth Graham erinnert sich, wie sie auf den gefrorenen Flüssen Schlittschuh lief. «Viele meiner besten Freunde sind frühere Klassenkameraden von damals.»Nachdem sie 1937 das Land verlassen hatte, hätte sie nicht gedacht, dass sie noch einmal würde zurückkehren können.
Ruth war als Kind von Missionsärzten aufgewachsen, die im «Presbyterian Hospital» 300 Kilometer nördlich von Shanghai arbeiteten. Ruth besuchte anschliessend drei Jahre lang die High-School in Pjöngjang.
Zeit in Nordkorea für Ruth geistlich wichtig
«Meine Jahre hier waren für mich geistlich sehr wichtig», sagte Ruth Graham über ihre Zeit in der heutigen Diktatur. Sie habe während ihrer Schuljahre erkannt, wie sehr Gott sie liebt. So sehr, dass er seinen Sohn für sie hergegeben hat, damit sie, wenn sie an ihn glaubt, – wie in der Bibel in Johannes, Kapitel 3, Vers 16 beschrieben – nicht verloren geht, sondern das ewige Leben erhält.
Die christliche Blütezeit Nordkoreas dauerte vom späten 19. Jahrhundert bis 1942, mit Hunderttausenden koreanischen Christen – dies vor dem Aufstieg des atheistisch-kommunistischen Regimes um Kim Il-sung mit sowjetischer Beihilfe. Zuvor florierte das Christentum sowohl in Seoul – wie dies heute noch der Fall ist – wie auch in Pjöngjang, inklusive der Ausbildungsstätte «Presbyterian Theological Seminary»; der Glaube streckte sich bald auch auf ländliche Gebiete aus.
Kommunismus überrannte Nordkorea
Der Aufstieg des Kommunismus, getragen durch die Sowjetunion, führte dazu, dass 1,5 Millionen Menschen flüchteten, 15 Prozent der nördlichen Bevölkerung, die in den Süden floh; darunter viele Christen. Unter anderem wurde ethnischen, sowjetischen Koreanern schmackhaft gemacht, in Nordkorea einzuwandern, um einen der UdSSR wohlgesinnten koreanischen Staat zu errichten, als Puffer gegenüber Japan. Vor dem Koreakrieg wurde Mitte der 1940er-Jahre ein Nordkoreanisches KP gebildet, mit Kim Il-sung als Vorsitzendem. Später, nach dem Koreakrieg, erstritt sich Kim Il-sung die Alleinherrschaft.
Der Wandel Nordkoreas dient auch als Mahnmal namentlich für den Westen. Die Wende zur brutalen Diktatur zeigt, dass Freiheit nie als selbstverständlich betrachtet werden darf.
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Assist News