Nach zweijähriger Belagerung

Christen im Irak feiern Sieg über Karakosch

Die grösste christliche Stadt im Irak, Karakosch, war 2014 von Kämpfern des «Islamischen Staates» erobert worden. Zehntausende Christen flohen. Nun konnte die irakische Armee den Ort zurückerobern. Christen im Irak feiern den Sieg.

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Karakosch
Die Stadt Karakosch, die arabisch auch Al-Hamdanija heisst, liegt etwa 32 Kilometer südöstlich von Mossul in der Ninive-Ebene im Irak. Karakosch war einst eine der grössten christlichen Städte im Irak. Im August 2014 eroberten Kämpfer der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) die Stadt und zwangen mehr als 200.000 Christen zur Flucht. Augenzeugen berichteten von Vergewaltigungen und Massakern. Zehntausende waren auf einem Berg eingekesselt vor die Wahl gestellt, entweder zum Islam zu konvertieren oder zu verdursten.

Wie die Nachrichtenagenturen AP und AFP melden, konnte die irakische Armee Karakosch am 18. Oktober vom IS zurückerobern. Wie Zeit Online berichtet, rückte die Armee am zweiten Tag der Offensive auf Mossul kampflos in den Ort ein. Die Anhänger des IS seien zuvor geflohen, habe ein Militärsprecher mitgeteilt.

Nach Zeitungsberichten feierten Hunderte Christen im ganzen Irak die Rückeroberung Karakoschs durch die irakischen Regierungstruppen. George Dschahola, ein christlicher Flüchtling aus der Stadt, sagte Medien, die meisten Einwohner wollten in ihre Heimatstadt zurückkehren, auch wenn ihre Häuser zerstört seien. «Heute ist ein glücklicher Tag. Es gibt keinen Zweifel, dass unsere Heimat befreit wird, und wir danken Gott, Jesus Christus und der Jungfrau Maria», sagte ein anderer Flüchtling.

Mossul letzte vom IS besetzte Stadt

«Der Erfolg der Militärkampagne wird sich positiv auf die Sicherheit im Irak und im Rest der Welt auswirken», sagte der irakische Aussenminister Ibrahim al-Dschafari laut Zeit Online nach einem Treffen mit der EU-Aussenbeauftragten Federica Mogherini. Ausserdem befinde sich der Irak in einer «finanziell schwierigen Situation», da die Öleinnahmen des Landes eingeschränkt seien.

Der türkische Verteidigungsminister Fikri Işık teilte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu mit, dass sich die türkische Luftwaffe an der Befreiung von Mossul beteiligen werde. Mossul ist die letzte vom IS besetzte grosse Stadt im Irak. Diese Stadt ist eine strategisch wichtige Stellung des IS im Irak, weil sie in der Nähe der syrischen und türkischen Grenze sowie nahe der autonomen kurdischen Region Nordirak liegt. Beobachter befürchten, dass die IS-Kämpfer nach einem Verlust der Stadt in den Untergrund gehen und den Irak so weiter destabilisieren könnten.

«Stabilisierung ganz gut gelungen»

Deutschland hatte mit der irakischen Regierung bereits in den Städten Tikrit, Ramadi und Falludscha Stabilisierungsmassnahmen durchgeführt, die die Rückkehr vieler vertriebener Einwohner ermöglichen sollten. Bundesaussenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, diese Stabilisierung sei «ganz gut gelungen». Man habe gelernt, dass man schnell handeln müsse, damit die Vertriebenen Vertrauen schöpften, zurückkehrten und Perspektiven für ihr Leben hätten. Das Auswärtige Amt und das Entwicklungsministerium haben einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge 2016 bisher 33,5 Millionen Euro für die befreiten und zu befreienden Gebiete zur Verfügung gestellt.

Der Sprecher des Pentagon Jeff Davis sagte, rund 100 amerikanische Soldaten seien in Einheiten der irakischen Streitkräfte und der Peschmerga integriert, um diese zu beraten. Das von Washington angeführte Anti-IS-Bündnis unterstützt die Regierungstruppen und Peschmerga-Kämpfer mit Luftschlägen, Artillerie und Ausbildung.

Verminter Boden

Bis zur sicheren Rückkehr könnte es allerdings noch etwas dauern. Der IS habe die Politik des «Verbrannten Erde» angewendet und den Boden vor dem Rückzug vermint, erklärte «Fraternié en Irak» auf Twitter. Daher muss wohl erst der Boden entmint werden, bevor die Menschen nach Karakosch kommen könnten und die Stadt wiederaufbauen können...

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Datum: 20.10.2016
Quelle: PRO Medienmagazin / Livenet

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