Medien und Mission
Jesus für die arabische Jugend
Vor knapp vier Jahren verliess die Familie Rüegger das beschauliche Winterthur, um in Beirut ihrer Vision zu folgen: arabischen Jugendlichen das Evangelium zu bringen. Das gelingt ihnen mittlerweile mit eigenen Filmproduktionen und einem Bibelkreis im Starbucks.«Für die arabische Jugend ist Beirut eine Art Sprungbrett in den Westen, was die Mentalität und Freiheit anbelangt», antwortet Lukas Rüegger auf die Frage, warum er seit 2012 mit seiner Familie in der libanesischen Hauptstadt wohnt. Den gelernten Landschaftsgärtner und seine Frau Denise zog es in den Nahen Osten, nachdem beide 2010 ein Theologiestudium in London abgeschlossen hatten. Mit der Vision, die arabische Jugend in einem modernen, urbanen Umfeld mit dem Evangelium zu erreichen, schlossen sie sich der internationalen Missionsgesellschaft «Steiger» an und liessen das heimische Winterthur auf unbestimmte Zeit hinter sich.
Eine Tür geht auf
Als die junge Familie in der völlig unbekannten Stadt ankam, hatte sie allerdings nur eine vage Ahnung davon, wie ihre Vision umgesetzt werden könnte. Nur so viel war klar: Etwas Kreatives sollte es sein. Vorerst ging es ohnehin darum, sich einzuleben und die Sprache zu lernen. Eineinhalb Jahre paukten Lukas und Denise vollzeitlich Arabisch, bevor sich eine Tür öffnete. Die Leute von Steiger stellten den Kontakt zu einem lokalen Christen namens «Lou» her, einem professionellen Filmproduzenten. «Ich hatte vorher schon davon geträumt, ein Filmprojekt zu starten», erinnert sich Lukas. «Inhalte schreiben und kommunizieren kann ich, doch mir fehlte jemand, der das filmisch umsetzt.» Lou spielte seinerseits schon länger mit dem Gedanken, evangelistische Filme zu drehen. Entstanden ist daraus schliesslich das Filmprojekt «Rawa» (Arabisch für: «den Durst von jemandem löschen» und «eine Geschichte erzählen»). In einer Serie aus Kurzfilmen greift Rawa Geschichten aus dem Leben von Jesus Christus auf und verknüpft sie mit aktuellen Geschehnissen. Die Episoden drehen sich um allgemeine Themen wie Identität, Hoffnung oder Angst.Bibelkreis im Starbucks
Lukas begann, die professionell produzierten Filme in Beiruter Cafés, Event-Kellern, Kunstgalerien, Kinos und Universitäten zu zeigen – sogar an der prestigeträchtigen «American University of Beirut», die junge Leute aus dem ganzen Nahen Osten anzieht. Anschliessend lädt er die Zuschauer zu Gesprächen ins örtliche Starbucks-Café ein. Eine wöchentliche Bibelgruppe ist daraus entstanden. «Diese Leute würden nie eine christliche Gemeinde betreten. Das Starbucks ist ein neutraler Ort, hier sind sie auf ihrem eigenen 'Terrain'», erklärt der 33-Jährige. Ziel sei es, daraus eine eigene Gemeinde zu gründen. Mittlerweile haben sich Partnerschaften ergeben, etwa mit «Youth for Christ» (Jugend für Christus) Libanon. Auch das Missionswerk «Open Doors» hat sich eingeklinkt und verbreitet die Filme über das eigene Gemeinde-Netzwerk.
Doch Lukas hat noch mehr vor: «Wir sind am Aufgleisen einer extensiven Internet-Kampagne, mit der wir einen Online-Evangelisationsdienst etablieren wollen.» Der Online-Dienst soll als Wegbereiter fungieren, um später weitere Gemeinden zu gründen – nicht nur in Beirut, sondern auch in anderen Städten des Nahen Ostens. Im europäischen Kontext könne man die Filme ebenfalls einsetzen, ist der junge Familienvater überzeugt. Von Anfang an hatte er im Sinn, schweizerdeutsche Versionen zu produzieren, die jetzt auf der Website «neuxeit.ch» heruntergeladen werden können. Die VBG nutzen die Filme bereits für ihre Studentenarbeit.Die Spannung im Land ist hoch
Doch wie steht es eigentlich um die Sicherheit in dem kleinen Land in direkter Nachbarschaft zum Bürgerkriegs-Alptraum Syrien? «Momentan fühlen wir keine unmittelbare Bedrohung, aber das kann sich natürlich innerhalb von Stunden ändern», gibt Lukas zu Protokoll. Die Spannung in dem Land, das über eine Million Kriegsflüchtlinge aufgenommen hat, sei hoch. Seine Arbeit unter den Studenten werde dadurch aber bisher nicht beeinträchtigt. Es bleibt dem Projekt zu wünschen, dass das noch lange so bleibt.
Zur Webseite:
Rawa Series
Neuxeit
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Autor: Christof Bauernfeind
Quelle: Livenet / Idea