Missionsfeld Arbeitsort
Junge Lehrerin hilft selbstmordgefährdeten Schülern
Als eine Studie an ihrer Schule zeigt, dass viele der Schüler selbstmordgefährdet sind, ergreift die junge Russin und Christin Anna die Initiative: Sie bietet nach dem Unterricht Seelsorge an – und das Ambiente ihrer Klasse verändert sich nachhaltig…
Anna ist eigentlich eine ganz normale junge, motivierte Lehrerin in Alexandria, Russland. Doch was sie von anderen unterscheidet, ist ihr Glaube – und ihr tiefer Wunsch, auch ihre Schüler mit ihrer Begeisterung für Jesus und dem Frieden, den ihr Glaube ihr schenkt, anzustecken. Um hier noch kreativer zu werden, besuchte Anna die «School without walls» (Schule ohne Wände), die jährlich vom Missionswerk Mission Eurasia angeboten wird. Bei den Schulungen werden jährlich über 2'500 junge Christen in Leitungspositionen aus 13 Ländern der früheren Sowjetunion und Israel in biblischem Wissen und praktischen Evangelisationsdiensten ausgebildet. Anna hat die Schule bereits abgeschlossen und möchte nun neben dem Einsatz in ihrer Gemeinde auch die Leben ihrer Schüler beeinflussen.«Meine Schüler brauchen Hilfe!»
Doch das ist nicht immer so einfach. «Vor einem Jahr nahm sich ein Schüler unserer Schule das Leben», berichtet Anna. «Nach dieser Tragödie führten einige christliche Psychologen eine Studie zum Thema Selbstmord an unserer Schule durch, weil sie sich um die anderen Schüler Sorgen machten. Die Studie zeigte, dass viele der Achtklässler zu Selbstmordgedanken neigten und fast alle von ihnen Angstgefühle hatten. Ich merkte: Meine Schüler brauchen Hilfe!»
Nicht Lehrerin, sondern Freundin
Dabei war es nicht einfach, Zugang zu den Kinder zu bekommmen. «Ich dachte, ich hätte die schlimmste Klasse der Welt», erinnert sich Anna. «Man kann sich nicht vorstellen, wie schlimm es war, so viele unglaublich talentierte, aber gleichzeitig so dickköpfige Kinder in einer Klasse zu haben…» Doch sie zögerte nicht lange. Sie lud ihre Schüler ein, nach dem Unterricht in ihrem Büro mit ihr zu reden. Wenn sich jemand traute, ermutigte sie denjenigen mit den Worten: «Ich bin jetzt nicht deine Lehrerin, ich bin deine Freundin. Ich möchte wissen, was sich in dir drin abspielt und solange du etwas hast, worüber du reden möchtest, werde ich auch nicht gehen. Ich höre dir zu!» Ungewohnte Worte für die Schüler, von denen viele meistens aus problematischen Familien kommen.
Liebe und Respekt, statt Isolierung und Attacken
Und doch, Anna setzte alles daran, den Schülern zu helfen, die dies wünschten, weil sie wusste, dass sie vor Gott für sie verantwortlich ist. Einige der Familien ihrer Schüler haben grosse Probleme, die Eltern kümmern sich nicht um die Bedürfnisse ihrer Kinder und so isolieren sich die Teens und greifen sich dann untereinander an.
Und doch sah Anna schon immer das grosse Potential jedes Einzelnen – und bald begannen die Schüler, ihr Angebot anzunehmen und aufzutauen. «Ich zeigte ihnen, wie sie miteinander reden, sich gegenseitig respektieren und Mitgefühl für den anderen haben können», erzählt Anna. «Und weil viele der Schüler dies in ihrer Familien nicht erleben, ermutigte ich sie, in der Schule eine liebevolle Atmosphäre zu schaffen, in der man sich gegenseitig unterstützt.» So können ihre Teens in der Schule Gottes Liebe spüren und weitergeben und vielleicht sogar auf diese Weise in ihren Familien Veränderung anstossen.
Anna ist in jedem Fall das beste Beispiel dafür, dass Mission und Dienst nicht nur in der Freizeit in der Gemeinde geschehen muss – ihr Beruf ist ihr Missionsfeld und sie nutzt das, um die Leben ihrer Schüler und vielleicht sogar deren Familien nachhaltig zu beeinflussen.
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Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Mission Eurasia