Trotz des Traumas
Überlebender des Taifuns «Haiyan» entdeckt Gottes Plan für sein Leben
Etwa 11 Millionen Filipinos waren von den Auswirkungen des verheerenden Taifuns Haiyan im November 2013 betroffen, 6'300 kamen ums Leben. Auch Reymond Enalisan verlor sieben Familienmitglieder. Doch er erlebte, dass Gott selbst das schlimmste Trauma zum Guten wenden kann.
Der Tag, an dem der Taifun Haiyan im November 2013 über die Philippinen fegte, war wohl einer der schlimmsten für Reymond Enalisan. Der 30-Jährige wohnte zu dem Zeitpunkt in Takloban und verschanzte sich mit diversen Familienmitgliedern in seinem Haus. Nachdem der Sturm vorbeigezogen war, kamen sie zunächst nicht aus dem Haus. Doch als Reymond endlich die Tür des Hauses aufbekam, strömten über zwei Meter hohe Wassermassen in das Haus. Hilflos musste er zuschauen, wie seine Frau, zwei kleine Kinder, seine Eltern, ein Bruder und ein Neffe vom Wasser erfasst und weggeschwemmt wurden. Sie verloren dabei ihr Leben. Auch der junge Mann wäre beinahe ertrunken, doch er schaffte es noch, sich krampfhaft an einer Eisenstange festzuhalten.«Ich bin nur ein Verwalter von dem, was Gott mir gab»
Reymond laufen immer noch die Tränen über das Gesicht, während er von diesen Ereignissen berichtet. Doch er sagt, dass er sich in jedem Augenblick bewusst war, dass Gott die Kontrolle über die Situation hatte. «Ich schrie zu ihm: 'Herr, du weisst, wie sehr ich meine Familie liebe, aber ich weiss auch, dass ich nur ein Verwalter bin von dem, was du mir gegeben hast. Wenn dies dein Wille ist, dann soll es geschehen, Herr. Gib mir die Kraft, das Geschehene zu akzeptieren und zu überwinden.»
Selbst in den folgenden Tagen und Wochen, in denen er unter den leblosen Körpern nach seinen Familienmitgliedern suchte, war ihm bewusst, dass Gott mit seinem Leben noch etwas vor hatte.
Als Überlebender anderen helfen, Traumata zu überwinden
Und dieser Plan Gottes wurde ihm bei einem dreitägigen Seminar zu Trauma-Hilfe und Beratung deutlich, das von der christlichen Organisation «Food for the hungry» (Essen für die Hungrigen) angeboten wurde. Es soll Opfern solch traumatischer Erlebnisse helfen, die Symptome und Effekte eines Traumas besser zu verstehen und das Erlebte zu verarbeiten.
Auf dem Seminar erzählte Reymond Enalisan seine Geschichte. Die Gespräche halfen ihm, die schwere Last des Verlusts seiner Familie loszulassen. Und er verstand, dass Gott aus seinem Trauma etwas Gutes machen kann. «Nach dem Seminar spürte ich Frieden in meinem Herzen. Ich durfte lernen, wie ich als Überlebender der Katastrophe und des Traumas anderen helfen kann, die vielleicht auch unter einem Trauma leiden.»
Mittlerweile ist Reymond nach Basey, Samar umgezogen, um nicht ständig an die Tragödie erinnert zu werden. Dort lebt er mit seinem Bruder und einem Neffen und leitet eine Missionsgemeinde.
Zur Webseite:
Food for the hungry
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Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet