Mit Musik gegen Bomben
Irakischer Symphoniker spielt nach Autobomben-Anschlag
Die Szene ist surreal. Nach einem tödlichen Autobomben-Anschlag gibt Cellist und Dirigent Karim Wasfi ein bewegendes Cello-Solo inmitten des verbrannten Schutts. Die Szene erinnert an David, der in geografischer Nähe einen in Rage geratenen König ebenfalls mit einem Solo-Konzert besänftigte.
Karim Wasfi, Direktor des nationalen irakischen Symphonie-Orchesters, erklärte «BBC», dass er damit öffentlich ausdrücken wolle, dass er die Gewalt ablehnt, die den Irak seit Jahren im Griff hält. Zudem betonte er, dass Musik die Kraft der Schöpfung beinhalte. Dies stehe im Kontrast zur tödlichen Zerstörung des Terrors.Gegenüber «Al-Arabiya» hielt Wasfi fest, das gespielte Stück heisse «Baghdad Melancholy». Die Passanten waren sichtlich bewegt angesichts des Stücks und dessen, was Stunden zuvor an dieser Stelle geschehen war. «Das Grauen, der Wahnsinn und das Groteske – die Terroranschläge – sollen durch Schönheit und Kreativität überstrahlt werden», wird Wasfi bei «Al-Jazeera» zitiert.
«Etwas geschieht»
«Die Menschen spürten, dass in der geistlichen Welt etwas geschieht», blickt Wasfi gemäss «Al-Arabiya» zurück. «Sie liebten den Auftritt. Soldaten weinten. Sie küssten sich, klatschten, fühlten sich lebendig, gewürdigt und respektiert», so der Dirigent gemäss «20 Minuten». Unter den Zuhörern seien auch Milizen gewesen, die gegen Konzerte – insbesondere mit westlichem Kulturgut – sind. Wasfi: «Die schüchtern mich nicht ein. Wenn diese engstirnigen und rückständigen Menschen nur die Explosion von Bomben hören wollen, werde ich ebenfalls bombastische Musik spielen. Ohne jemanden zu töten. Dann können sie da zuhören.»
Psalme
Musik hat das Potenzial, Herzen zu besänftigen oder gar zu verändern. In geografischer Nähe zu Bagdad zeigte sich dies bereits vor rund 3000 Jahren: David konnte ebenfalls seine Mitmenschen durch Musik erreichen. David schrieb viele der biblischen Psalme, die sich teils mit schwierigen Themen auseinandersetzen und die heute der Kategorie «Blues» zugeordnet würden.
In jungen Jahren lebte der Goliath-Bezwinger am Hofe von König Saul. Dieser kämpfte teilweise mit schweren Depressionen und war oft ausser sich. In solchen Situationen eilte jeweils David herbei und begann zu musizieren. Normalerweise regte sich Saul während der Musik wieder ab, ausser in einem Fall, wo er mit einem Speer nach dem jungen Künstler warf; ob er dies später als etwas impulsive Musikkritik verstanden wissen wollte, ist nicht überliefert.
Ein Blick in den Reichtum der Psalme lohnt sich. Sie können in den unterschiedlichsten Lebenssituationen zu einem sprechen.
Irakischer Cellist spielt am Unglücksort:
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / The Blaze