«Mission Freedom»

Eine Frau im Kampf gegen Menschenhandel

Menschenhandel gilt als der am schnellsten wachsende Verbrechenszweig mit geschätzten 31 Milliarden Dollar Gewinn pro Jahr. Vorsichtige Schätzungen des deutschen Bundeskriminalamtes sprechen von mehreren zehntausend Fällen pro Jahr.
Als Pastorin Gaby Wentland 2008 in einem Vortrag erfährt, dass es auch hierzulande Menschenhandel gibt, ist sie geschockt und beschliesst, in Aktion zu treten. Sie sucht nach Mitstreitern, gründet den Verein «Mission Freedom e.V.» und setzt sich aktiv gegen Menschenhandel und für Opfer ein. Livenet.ch sprach mit der engagierten Pastorin.

Livenet: Gaby Wentland, was ist Mission Freedom?
Gaby Wentland: Der Verein «Mission Freedom e.V.» richtet sich gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution. Ziel ist es, Aufklärung zu leisten, Menschenhandel abzuschaffen, die Opfer in ein neues Leben in Freiheit zu begleiten und nachhaltige Betreuung zu erreichen. Dies geschieht im Geist der christlichen Werte von Freiheit und Würde, so dass die Opfer künftig ein selbst bestimmtes und persönlich erfolgreiches Leben führen können.

Wie kamen Sie dazu, dieses Projekt zu gründen?

Im Jahr 2008 wurde ich zum ersten Mal mit dem Thema Menschenhandel berührt. Es hat mich so geschockt, zu hören und zu lesen, dass heute noch Frauen gehandelt werden und fortwährend missbraucht werden. Ich wollte und musste etwas dagegen tun.

Wie sieht Ihre Arbeit aus?

Wir möchten Frauen, die aus der Zwangsprostitution befreit wurden, stärken und begleiten. Wir geben ihnen eine gute Unterbringung, alles Nötige zum Leben und betreuen sie so lange, bis sie selbständig ihrer Wege gehen können. Wir sind dabei, ein Haus zu erwerben und werden voraussichtlich ab September 2011 in grösserem Rahmen arbeiten können.

Was für ein Leben haben diese Frauen?

Es ist so unterschiedlich, wie auch die Frauen unterschiedlich sind: Manche folgen ihrem «Freund» und landen in der Zwangsprostitution. Andere, zum Beispiel viele Frauen aus Afrika, suchen Arbeit und wissen, dass sie hier «anschaffen» sollen. Sie wissen aber nicht, dass sie gefangen gehalten werden. Vielen Frauen aus Osteuropa werden anständige Jobs versprochen und sie sind völlig überrascht, dass sie sich prostituieren sollen. Und sie weigern sich solange, bis man mit Gewalt ihren Willen gebrochen hat. Es entsteht eine Art «Beziehung» zu ihrem Zuhälter und diese Beziehung ist sehr einseitig.

Wie wollen Sie den Menschen helfen?
Mit viel Liebe, Geduld, Freiheit und Freundschaft. Es werden Fachfrauen im Team sein, die therapeutische Ausbildungen haben und den Frauen und Kindern entsprechend helfen können. Wir wollen wie eine Familie im Haus leben und gemeinsam die nächsten Schritte gehen.

Wie gefährlich oder schwierig ist es für die Frauen auszusteigen?
Manche können aus ihrer Situation fliehen, andere werden durch Razzien befreit. Es wird dann jeweils im Einzelfall entschieden, wie stark die Frau geschützt werden muss. Es gibt auch Fachberatungsstellen, die auf diese Fälle spezialisiert sind.

Wie schaffen Sie es, mit diesen Schicksalen umzugehen?
Gut, denn wir freuen uns über jede Person, die wieder in Freiheit leben kann.

Wie hat sich Ihr Leben durch diese Arbeit verändert?
Sehr. Ich verwende jetzt jede freie Minute, um auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Ich lese viel, rede darüber, plane mit meinen Mitarbeiterinnen stundenlang an den Plänen und Konzepten – und wir verbringen viel Zeit mit Betroffenen.

Wie kann jeder Einzelne helfen?
Sich informieren, zum Beispiel über das Internet, Thema Menschenhandel. Oder Filme schauen: «Menschenhandel», «96 Stunden», «Lilja 4-ever». Über das Thema reden und Menschen darauf aufmerksam machen. Und spenden, denn wir müssen einen grossen Teil der Kosten über Spenden bezahlen. Oder – ganz praktisch – ein Jahr Bundesfreiwilligendienst bei uns machen.

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Datum: 28.07.2011
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Livenet.ch

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