Good morning Gaza: Taufe mit F-16
Nach dem Gebet geht’s ins Mittelmeer. Ein schöner Ort für eine Taufe. Ein sauberer Sandstrand mit vielen Muscheln, die Brandung des Meeres. Rund zehn Männer sind im Wasser, die Hälfte wird getauft. Sie tragen keine auffälligen Kleider, das wäre zu gefährlich. Ein älterer Mann und seine Familie planschen ganz in der Nähe, in voller Kleidung; nur die Kinder tragen kurze Hosen. So geht man hier meistens ins Wasser. Sie werfen skeptische Blicke auf die Männergruppe.
Einer nach dem anderen wird getauft. Ein historischer Augenblick. Dieser Strand war für Palästinenser vor dem Abzug der Israeli nicht zugänglich. Zuerst regierten hier die Ägypter, später kamen die jüdischen Siedler von Gush Katif hierher. Aus Sicherheitsgründen war das „Strandjuwel“ nur ihnen zugänglich.
Nun werden hier erstmals Christen getauft. Zwei von ihnen waren einst bei der Hamas. Nun haben diese Menschen in Jesus Christus Hoffnung gefunden. Sie sind zu Friedensstiftern geworden.
Der Jet und die Taube
Ein israelischer F-16-Jet patroulliert am Himmel – auch während der Taufe. Er ist weit weg, überfliegt den Gazastreifen. Als Jesus getauft wurde, flog eine Taube… Der Gedanke verfliegt beim Fussballspiel nach der Taufe. Wir spielen zwei gegen zwei. Die Sonne brennt, der Sand fordert Kondition.
Kondition brauchen auch die Christen. Fred* wuchs in Gaza auf und fand hier seinen Glauben an Jesus. „Ich wusste, dass er der Sohn Gottes ist, dass er auf die Erde kam und mich befreite. Ich liebe ihn und will im folgen.“ Viele wollen Gaza verlassen, Fred nicht. Er ermutige andere zum Bleiben, sagt er: „Junge Menschen wollen sich bilden und das Land verlassen. Aber ich sage ihnen, dass Gott das Schlechte hier zum Guten ändern will. Gleich wo man hingeht, es gibt überall schlechte Dinge – und hier ist unser Vaterland.“
Gott habe ihm Gaza ans Herz gelegt, sagt der langjährige Christ. „Ich liebe die Menschen von Gaza. Es ist mein Volk. Ich bete für sie, dass sie sein Licht finden. Dass Gott sich den Menschen zeigt und die Menschen ändert. Ich freue mich auf diesen Moment.“
Durstige und hungrige Seelen
„Wir sind ermutigt. Wir sehen in der Bibel, dass Gott wirkt“, sagt Fred. Und man sieht es auch in der Gegenwart: „Menschen finden hier zu Gott. Das ermutigt uns. Wir beten und arbeiten. Viele kommen zu uns und wollen mehr über Jesus wissen. Sie wollen, dass wir mit ihnen beten und Christus ins Leben aufnehmen.“
Fred steckt mit seiner Fröhlichkeit Andere an. „Wir beten, dass Gott bald vieles ändert. Dass er Frieden und Hunger nach dem Herrn Jesus gibt. Die Menschen hier sind durstig und hungrig nach Wahrheit. Wir warten darauf, dass der Heilige Geist sie erlöst. Wer ihn kennen lernt, ändert sich in allem.“
Livenet.ch und der biblische Highway
Wir fahren zu viert weg, wählen einen anderen Weg, der durch das ehemalige Gush Katif führt. Dann kommen wir auf einem Sandweg, bald schlingert der Wagen wie auf Eis. Dann graben sich die Antriebsräder im Sand ein. Wir können den Wagen mit Schieben noch halb wenden, dann gibt’s kein Vor und Zurück mehr.
Während einer Hilfe suchen geht, legen wir mit Steinen aus Gush Katifs Ruinen eine kurze Strasse hinter die Vorderräder. Darauf können wir den Wagen einige Meter rückwärts schieben. Wir nennen dieses architektonisch brillante Werk „Road of Hope“ – „Strasse der Hoffnung“. Und denken an eine Prophetie im Jesajabuch, Kapitel 19. Dort ist eine Friedenszeit verheissen, mit einer Strasse, die von Ägypten nach Syrien führt. Haben wir nicht soeben den Grund zu dieser Strasse gelegt? Selbst die Richtung stimmt. Durch den Antrieb versinken die Steine zwar im Sand – aber der Grundstein ist gelegt.
Leider haben wir nichts zum Schreiben zur Hand, so können wir kein symbolisches Strassenschild in den heissen Wüstensand stecken. Schliesslich zieht ein Bagger unseren PW aus dem Sand. Der anwesenden Baumaschine zum Trotz arbeiten wir nicht weiter an unserem Highway – wozu auch, der Grundstein ist ja nun gelegt, in erster Linie geistlich; baulich muss das Werk wohl noch leicht überarbeitet werden.
* Name und Ortsangaben wurden, um die beschriebenen Personen nicht zu gefährden, geändert.
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Fotos: Irene Gerber
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch