Agape auf Perle der Karibik

Kuba: Grosses Interesse an Jesus

Das Interesse am christlichen Glauben ist in Kuba weiterhin gross, erklärt Nicole Metzler, Standortleiterin Agape international in Kuba im Interview mit Livenet. Agape macht einen Unterschied; so sagte erst vor kurzem ein Paar, das eine Schulung durchlief: «Wir blicken auf ein Leben voller Unterdrückung und Qual zurück. Jetzt lernen wir, wie wir überhaupt miteinander umgehen können!»

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Nicole Metzler mit ihrer Familie (Bild: Agape International)
Nicole Metzler, Agape engagiert sich auf Kuba, was sind Eure Schwerpunkte vor Ort?
Nicole Metzler:
Wir unterstützen die Kirchen Kubas in ihrem Auftrag, den Menschen die Gute Nachricht zu verkündigen. Seit zwanzig Jahren unterstützen wir über 500 Pastoren, Pfarrer, Diakone oder Inlandmissionare mit einem monatlichen Lohnzuschuss von 15 Franken. Weiter arbeiten wir intensiv mit den Sonntagsschullehrern und allem, was mit einer ganzheitlichen Pädagogik und gesunder Ernährung für Kinder zu tun hat. Ein weiteres «Kerngeschäft» ist die Leiterschaftsschule DINAMO, in der wir jährlich Hunderte von jungen Erwachsenen ausbilden und begleiten. Vor zwei Jahren haben wir in Zusammenarbeit mit dem internationalen Jungscharnetzwerk Youngstars erste lokale Jungschargruppen gegründet. Und ebenfalls relativ neu sind erste Vorstösse mit Familylife.

Inwieweit darf man Euch als «Dinamo» für Kuba bezeichnen?
Unsere Ressourcen aus der Schweiz – Know How, Materialien oder Finanzen – werden mit denjenigen der kubanischen Christen – Leidenschaft und Kreativität, ein hohes Sendungsbewusstsein und die allgemein hohe Schulbildung – verbunden. Zusammen gibt das Synergien, die wir tatsächlich als sehr dynamisch bezeichnen könnten.

Sind die Menschen auf Kuba offen für Jesus?
Im Vergleich zur Schweiz und dem Rest von Europa auf jeden Fall! Vielleicht aber nicht mehr so stark wie noch vor zwanzig oder dreissig Jahren, als nach dem Fall des Eisernen Vorhangs ein grosser geistlicher – und materieller – Hunger herrschte.

Könnt ihr ein, zwei Geschichten erzählen von Kubanern, deren Leben durch Eure Arbeit verändert worden ist?
Gerade heute habe ich von José Carlos, unserem Mitarbeiter in der Provinz Granma, eine WhatsApp-Nachricht erhalten. Er und seine kleine Familie arbeiten als Missionare in einem einfachen Dorf und leiten in deren Denomination DINAMO. Ein junges Ehepaar, das erst gerade den Zugang zur Kirche gefunden hat, habe gerade in der einfachen Hauskirche und vor dem Laptop die dritte Session des Ehekurses fertig gemacht: «Wir blicken auf ein Leben voller Unterdrückung und Qual zurück. Jetzt lernen wir, wie wir überhaupt mit einander umgehen können!»

Auch hören wir laufend von ehemaligen oder aktuellen DINAMO-Schülern, wie es ein «vorher» und ein «nachher» in ihrem Leben gegeben habe; wie die Schulung ihre Einstellung zur Teamarbeit, dem Wert des Planens oder deren Selbstwert nachhaltig positiv verändert habe und wie sie folglich ganz anders an ihre neuen Lebensaufgaben herangehen und wiederum die Menschen um sich herum prägen würden. Und dann sind all die Stimmen der Dankbarkeit, wenn wir trotz der gegenwärtigen Schwierigkeiten es schaffen, einzelne Lohnzuschüsse an Pfarrer, Diakone oder Inlandmissionare auszuzahlen. Wir arbeiten mit gut zwei Dutzend Denominationen zusammen und erleben hautnah, wie jeder Franken ins Schwarze trifft, Hoffnung, Bestätigung oder Mut gibt und schliesslich handfeste finanzielle Probleme löst und Berge versetzt.

Ihr bringt Familylife nach Kuba, wie entwickelt sich dieses Tool?
Wie erwartet, entwickelt sich die Arbeit langsam aber stetig. Im Moment arbeiten wir hauptsächlich mit dem Ehekurs von Alpha. Der kommt sehr gut an, doch es braucht auch Zeit, damit wir durchdringen können ins mittlerweile schon sehr programmorientierte Kirchengeschehen. Seit einem Jahr haben wir teilzeitlich ein junges Missionarsehepaar angestellt, das den Kurs zuerst mit den Leitungspersönlichkeiten der verschiedenen Kirchen in einzelnen Gebieten oder Stadtteilen durchführen möchte. Sie sind überzeugt: «Erst wenn die Ehebeziehung der leitenden Pastoren positiv verändert wird, sind die Kirchen bereit, einen Teil ihrer Ressourcen zu Gunsten der Arbeit mit Ehepaaren aufzugeben.» Soweit scheint die Strategie aufzugehen. Wir geben unseren Mitarbeitern viel freie Hand in der Umsetzung ihrer Ziele und begleiten sie auf ihrem Weg.

Wo erlebt ihr Aufbrüche auf Kuba und wo seid ihr herausgefordert?
Ich habe noch nie eine Zeit erlebt, in der wir an so vielen Lebensbereichen herausgefordert sind. Die Wirtschaftsblockade der USA gegen Kuba (keine Finanzflüsse vom Ausland), der stillgelegte Flugverkehr (keine Touristen), die eingeschränkten Reisemöglichkeiten im Inland und die Mitarbeiter, die im ganzen Land verstreut sind, die tägliche Suche nach Nahrungsmittel und die damit verbundenen langen Warteschlangen vor Läden und Märkten, die Kinder seit März ohne Schule (Corona und Lockdown). All das zehrt an den emotionalen und physischen Kräften. Wir leben von einer Woche auf die andere und versuchen persönlich, ganz eng mit Gott unterwegs zu sein. Nur so gibt es genügend Platz im Kopf und im Herz, um für die Leute da zu sein und zum Beispiel für Freunde, Pastoren, Kollegen oder Nachbarn zu beten. Einfach so. Auch auf der Strasse. Kürzlich hat uns jemand, den wir kaum kennen, Bohnen geschenkt. Weil er indirekt von unserer Arbeit gesegnet worden sei. Auch das sind kleine tägliche Aufbrüche. Momentan klammern wir uns daran!

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Datum: 09.09.2020
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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