Familienfreundlich und «gesund»
Christliches Facebook erobert Brasilien
Soziale Medien sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch leider haben sie auch negative Aspekte. Facebook ohne Mobbing, Pornografie und obszöne Nachrichten klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Doch genau das ist jetzt in Brasilien entstanden. Und nach nur drei Wochen hat es bereits über 70'000 Mitglieder...
«Facegloria» ist das neue soziale Netzwerk «der christlichen Familie», wie es sich selbst beschreibt. Erst Anfang Juni ins Leben gerufen, hat es bereits 70'000 registrierte Nutzer, weitere 40'000 stehen auf einer Art Warteliste. Laut Átilla Barros, einer der Verantwortlichen der Initiative, sei es ihr Ziel, innerhalb von einem Jahr auf 10 Millionen Benutzer zu kommen.Entstanden ist das Projekt durch die Initiative von etwa 30 Christen, die unterschiedlichen Gemeinden angehören, und es kostete rund 13'000 US-Dollar. In dem Netzwerk, dessen Grafik dem Vorbild Facebook sehr ähnlich ist, steht den Mitgliedern auch ein Chat zur Verfügung. «In vier Monaten werden wir [Facebook] in nichts mehr nachstehen», erklärte Barros gegenüber der Zeitung El Pais. Ausserdem kann über einen kleinen Button christliche Musik gehört werden. Wenn einem Mitglied ein Beitrag gefällt, kann er dies ausdrücken – jedoch nicht mit dem «Gefällt mir»-Button wie bei Facebook, sondern mit einem «Amen».
«Familiäres und gesundes Ambiente»
Um die neue Plattform publik zu machen, werben bekannte christliche Sängerinnen aus Brasilien wie Bruna Karla und Aline Barros für die Seite. Obwohl die Seite vom Namen her eher den evangelischen Christen entgegenkommt, seien auch Katholiken und allgemein gläubige Menschen willkommen, so Barros. Dabei sind die Regeln des Netzwerkes klar definiert. Fotos in Bikini beispielsweise sind durchaus erlaubt, «solange sie respektvoll sind. Der Strand ist Natur und die Natur wurde von Gott erschaffen. Es ist keine Sünde, am Strand einen Bikini zu tragen», erklärt Barros. Man dürfe auch mit anderen Mitgliedern flirten, solange die Grundsätze eines familiären und gesunden Ambientes gewahrt würden.Auch Homosexuelle sind willkommen
Auch Homosexuelle seien willkommen, wenn sie die Grundlagen von Facegloria respektieren. Allerdings dürften sie ihre Ideologie auf der Plattform nicht verbreiten. «Wir respektieren Homosexuelle, aber dies ist ein Netzwerk für die Familie und für uns besteht eine Familie aus Mann und Frau.» Eine Gruppe von Mitarbeitern überwacht die veröffentlichten Kommentare und blockiert solche, die gegen die Regeln des Netzwerkes verstossen.
Die Verantwortlichen des Projekts haben ausserdem die Domain faceglory.com reserviert, um die Initiative auch auf andere Länder zu erweitern. Zurzeit ist die Seite sogar noch werbefrei – doch nicht mehr lange. Man bräuche Werbung, um sich finanzieren zu können, so Barros. «Jeder darf hier Werbung machen, solange die Anzeigen unsere Prinzipien respektieren.»
Von der Welt abschotten?
Eine durchaus interessante Initiative – aber sollten sich Christen wirklich von den «bösen» sozialen Medien und ihren negativen Einflüssen komplett abschotten? Jesus sagte seinen Jüngern zwar, dass sie nicht zu dieser Welt gehören (Johannesevangelium, Kapitel 15, Vers 19). Doch kurz danach betete er seinen Vater im Himmel: «Ich bitte dich nicht, sie aus der Welt herauszunehmen; aber ich bitte dich, sie vor dem Bösen zu bewahren.» (Johannesevangelium, Kapitel 17, Vers 15.
Wir Christen sind dazu berufen, Salz und Licht in der Welt zu sein. Natürlich ist es gut und wichtig, sich mit anderen Christen zu treffen, sich gegenseitig zu ermutigen, auszutauschen und füreinander zu beten. Doch wie können wir anderen von unseren Erfahrungen mit Jesus und den Wundern in unserem Leben berichten, wenn wir uns komplett absondern? Ist es nicht fast egoistisch, Nichtgläubigen nichts von dem zu erzählen, der uns gerettet hat, unser Leben führt und uns ewiges Leben schenkt? Andere Initiativen wie beispielsweise der «Faithbook-Day» sind gute Hilfen, um den eigenen Glauben auch in den allgemeinen sozialen Medien zum Gesprächsthema zu machen.
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Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / ProtestanteDigital