Wachstum auch in der Dritten Welt

«Megakirchen sind zukunftsfähig»

Zoom
Amerikanische Megachurch
In den USA haben «Megakirchen» trotz kritischer Stimmen immer noch regen Zulauf. Die neuste Studie bescheinigt diesen Kirchen weiter Wachstumschancen.

In der US-amerikanischen Kirchenwelt wird kontrovers über die Zukunftsfähigkeit eines umstrittenen Gemeindemodells diskutiert. Es geht um die rund 1‘600 so genannten Megakirchen.

Rund 56 Millionen US-Protestanten besuchen an einem gewöhnlichen Wochenende in den USA einen Gottesdienst, knapp 90 Prozent nehmen an einem Gottesdienst mit weniger als 100 Besuchern teil. Etwa sechs Millionen Amerikaner suchen einen Gottesdienst auf, der 2‘000 oder mehr Gläubige anzieht. Das evangelikale Magazin «Leadership Journal» warnte jedoch kürzlich, dass die «Blase» der «Megas» platzen könnte (siehe: Zenit überschritten? USA: Mega-Gemeinden im Umbruch)

«Warnrufe verfehlt»

Megakirchen-Experte Scott Thumma, Soziologe am Hartford Theological Seminary in Hartford, hält Warnrufe vor dem Niedergang für verfehlt. Thumma legte kürzlich eine neue Studie über die Entwicklung der Megakirchen vor. Danach ist deren durchschnittliche Besucherzahl zwischen 2005 und 2010 von 2‘604 auf 3‘597 angestiegen. Hingegen verzeichneten die meisten protestantischen Kirchen von den konservativen Südlichen Baptisten bis zur Evangelischen Lutherischen Kirche in Amerika Mitgliedsverluste.

«Christentum light»

Thumma weist auch Spott zurück, Megakirchen präsentierten «Christentum light» mit Wohlfühlpredigten und emotionaler Musik. Natürlich seien die vor allem in Mittelklasse-Vorstädten angesiedelten Megakirchen gefärbt von amerikanischer Popkultur, sagte Thumma. Beim mehrmaligen Besuch der Gemeinden erlebe man aber, dass Vorwürfe der Oberflächlichkeit nicht zuträfen. Megakirchen nähmen Besucher mit offenen Armen auf. Dann aber böten sie den «Neuen» viel Gelegenheit zum Mitmachen, vor allem in Kleingruppen zum Gespräch, zum Bibelstudium und zur Freiwilligenarbeit, sodass aus «Zuschauern schnell Mitglieder werden».

Anpassungsfähig

Das Problem des «Übergangs» vom charismatischen Gründer zum nächsten Prediger gebe es durchaus, sei aber «lösbar», ist Warren Bird, Forschungsdirektor des christlichen Beraterfirma Leadership Network, überzeugt. Er wisse von rund 100 Megakirchen, in denen die Pastoren noch nicht einmal 40 Jahre alt seien.

Megakirchen seien zukunftsfähig, sagte Thumma. In seiner Studie fand er heraus, dass 70 Prozent der Besucher von Megakirchen unter 50 Jahre alt sind. Ein Grund für ihr Wachstum sei auch ihre Anpassung an gesellschaftliche Veränderungen. Viele richteten beispielsweise Satellitenkirchen ein, in denen der Hauptgottesdienst übertragen wird oder separate Gottesdienste abgehalten werden.

Globale Megakirchen

Warren Bird vom Leadership Network will die Megakirchenthematik nicht auf die USA begrenzen: Das Wachstum der Megakirchen finde in der Dritten Welt statt, vor allem in Südkorea, Afrika und Lateinamerika. Was die Grösse und die Anhängerzahl anbelangt, stellten Megakirchen in diesen Regionen selbst die grössten US-Megakirchen in den Schatten.

Lesen Sie auch:
Zenit überschritten? USA: Mega-Gemeinden im Umbruch
Hinterfragt: Was die Megachurches (nicht) leisten
Megakirche am Ende

Datum: 05.01.2012
Quelle: Livenet / epd

Adressen

CGS ECS ICS