Barack Obama aus der Trinity-Kirche ausgetreten
Beide hätten die Entscheidung nicht leichten Herzens getroffen, die protestantische Trinity-Kirche in Chicago zu verlassen. Er wolle aber nicht ständig für alles «zur Rechenschaft gezogen werden, was in der Kirche gesagt wird».
Demokratische Unterstützer Obamas reagierten indes mit Erleichterung auf den Austritt. Dies sei positiv für die Präsidentschaftskampagne, erklärte der Kongressabgordnete Robert Wexler Man werde endlich von den Problemen mit der Kirche weg kommen,
Umstrittene Predigten
Die überwiegend afro-amerikanische Trinity Church (Dreifaltigkeitskirche), die mehrere tausend Mitglieder hat, steht schon seit Wochen in Kritik. Im März waren mehrere Jahre alte Predigten bekanntgeworden, in denen der frühere Pastor Jeremiah Wright der US-Regierung «Rassismus» vorwarf. In einer dieser Predigten rechtfertigte Wright seinen Kritikern zufolge die Terroranschläge gegen die USA am 11. September 2001: Das, was die USA «in Übersee» getan hätten, treffe sie nun selber, sagte Wright.
Barack Obama hat sich bereits mehrmals von Wright distanziert. Kürzlich hatte ein Gastprediger nach den Berichten amerikanischer Fernsehsender Obamas politische Rivalin Hillary Clinton von der Kanzel herab verspottet, weil sie als Weisse meine, ein Anrecht auf die Präsidentschaft zu haben. Das war offenbar der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Stolz auf „seine“ Kirche
Vor der Wahl werde er wohl keiner neuen Kirche beitreten, sagte Obama laut «New York Times» (Sonntagsausgabe). Es werde nicht so einfach für ihn sein, eine Gemeinde zu finden, da schwarze Pastoren oft «mit prophetischer Stimme» über gesellschaftliche und rassendiskriminierende Ungerechtigkeiten predigten. Zwischen afro-amerikanischen und weissen Kirchen gebe es einen «kulturellen und stilistischen Graben», sagte Obama. Wenn Worte der Prediger aus dem Kontext gerissen würden, könnten sie «politisch explodieren».
Trotz seines Austritts sei er «stolz auf die ausserordentlichen guten Taten der Kirche», sagte Obama weiter. Die Trinity-Kirche arbeitet in Chicago mit AIDS-Kranken und unterhält zahlreiche soziale und karitative Programme. Sie gehört zur rund 1,2 Millionen Mitglieder zählenden überwiegend weissen protestantischen «United Church of Christ».
Obama hat sich nach eigenen Angaben in der Trinity Kirche zu Jesus Christus bekehrt. Michelle und er haben dort geheiratet, und ihre beiden Mädchen wurden in der Kirche getauft.
„Weiter für ihn beten“
In der Erklärung der Trinity Kirche zu Obamas Austritt wird betont, dass es seine persönliche Entscheidung sei. Man werde weiterhin für ihn und seine Familie beten. Dwight Hopkins, Theologieprofessor an der University of Chicago und langjähriges Kirchenmitglied, erklärte in der «Chicago Tribune», er habe damit gerechnet, dass Obama trotz der Kontroversen in der Gemeinde bleiben würde. Die Mitglieder würden jetzt wohl mit «Verwirrung und Ärger» reagieren. Dennoch werde Obamas Austritt keine langfristigen Konsequenzen haben für die Gemeinde, denn man komme ja nicht seinetwegen zum Gottesdienst.
Quelle: Epd