Ein besseres Leben: Indianer im Wilden Westen

Echte Indianer – mit einer hoffnungsvollen Botschaft – haben Thomas und Patricia Gerber auf ihrer Amerika-Reise getroffen. Hier ihr Bericht.

Sonntag morgen, 9.45 Uhr. Ein Haus am Rand von Wilcox, Arizona. Die Stadt schläft noch – aber nicht alle. Wir treten in einen Raum. Er ist in schauderhaftes Dunkel gehüllt. Starker schwarzer Kaffee dampft auf dem Tisch. Der Wilde Westen hat uns. Aber das ist kein Spiel. Es ist echt.

Wir wagen es, die alles klärende Frage zu stellen: „Hi, is this the Baptist Church?“ Die Cowboy-Hüte drehen sich zur Tür. „Yes, it is. Welcome – take a coffee, please.” (“Ist dies die Baptistengemeinde?” „Ja. Willkommen, bitte nehmt euch einen Kaffee“). Der Pastor steckt in Blue Jeans und Stiefeln und trägt einen Cowboyhut. Heute ist ein spezieller Tag, weil sich unter den Kirchgängern auch eine Gruppe von First Nation People befindet (in den USA und Kanada werden die meisten indigenen Völker seit einigen Jahrzehnten politisch korrekt „First Nation“ genannt).

Tänze mit tiefer Bedeutung

Die drei Frauen und der Mann kommen aus dem Stamm der Shoshonen. Sie zeigen während und nach dem Gottesdienst einige Tänze. Begleitet werden sie von klassischen Trommeln und Flöten. Indiandershows treffen bei uns aus Skepsis: Oft sind touristische Führungen durch Indianer-Reservate reine Geldsache; vielfach prägen Alkohol- und Drogenmissbrauch das Leben.

Doch diese Indianergruppe in der Baptistenkirche von Wilcox zeigt keine billige Show; ihre Darbietung kommt von Herzen. Sie nehmen die ehrwürdige Tradition der mystischen Tänze auf, um ein Zeugnis von ihrem Glauben abzulegen. Mit ihren Tänzen loben sie Gott. Ihre Kleider strotzen von Symbolen, die aber nicht auf Geister und Ahnen hinweisen, sondern auf das Kreuz, auf den Heiligen Geist und das ewige Leben.

Stärker als alle Geister der Ahnen

An den grossen Powwows (Versammlungen mehrerer Indianerstämme) nehmen sie weiterhin teil. Auch dort weisen sie mit Tänzen und ihren Kleidern auf Jesus Christus hin, welchen sie als Erlöser vom Geisterkult erleben und in welchem sie einen Sinn für ihr Leben fanden. Oft werden sie von anderen Stämmen eingeladen, um die Tradition der alten Tänze wieder zu beleben; dabei erzählen sie von Jesus.

Durch innere Stimme vom Suizid abgehalten Die vier gewähren Einblick ins Elend der First Nation: Melanie, das jüngste Mitglied der Gruppe, berichtet, wie sich viele ihrer Freundinnen das Leben nahmen, aus Furcht vor der Zukunft und aus Hoffnungslosigkeit. Sie erzählt unter Tränen, wie sie
dasselbe vor hatte. Doch eine innere Stimme hielt sie zurück. Melanie lernte die Person hinter dieser inneren Stimme kennen und ist heute überzeugt, dass sie Jesus Christus ihr Leben verdankt. Sie setzt sich nach Kräften dafür ein, dass die jungen Frauen der First Nation nicht Suizid begehen, sondern durch den Glauben eine Perspektive für ihr Leben erhalten.

Die Familienälteste – in dieser Kultur einflussreich und geachtet – berichtet, wie ihre Familie von Geister- und Ahnenkult frei wurde jetzt nicht mehr in Angst leben muss. Den Glauben der meisten indigenen Völker nennt man Animismus. Der Animismus ist ein komplexes System mit der Grundannahme, dass jede Person und jeder Gegenstand eine Seele hat, die böse oder gut sein kann. Damit einher gehen Verehrung der Ahnen, Kontakt durch Medien zur Geisterwelt und häufig eine ständige Furcht, durch eine ungute Handlung den Missmut von Geistern zu provozieren. Durch den Glauben an Christus hat die Familie die Angst vor Geistern ablegen können.

Gottesdienst und Barbecue

Die vorwiegend aus Rangern und Farmern bestehende Zuhörerschaft in der Kirche ist begeistert und nimmt sich beim anschliessenden Barbecue Zeit, noch mehr über die indianische Kultur zu erfahren. Die Baptisten von Wilcox beschliessen, diesen Missionaren der First Nation unter die Arme zu greifen, damit sie weiterhin auf indianische Weise, nämlich durch Tanz und Kleidung, das Evangelium unter die Leute bringen.

Autoren: Thomas und Patricia Gerber

Datum: 28.03.2008
Quelle: Livenet.ch

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