Registrierung: Unmöglich

Algerien hält protestantische Kirchen weiterhin geschlossen

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Kirche in Algerien (Bild: worldwatchmonitor.org)
Im nordafrikanischen Algerien wurden drei Kirchen geschlossen, weil sie angeblich Probleme mit den Sicherheitsvorschriften für Gebäude und fehlende Genehmigungen hatten – allerdings sind bei den Behörden solche Papiere nicht vorhanden.

«Diese Kirchenschliessungen scheinen Teil eines grösseren Plans zu sein, der darauf abzielt, religiöse Minderheitengruppen zu behindern und letztlich zu vertreiben. Sie stellen direkte Verstösse gegen das Recht auf Religionsfreiheit dar, das das Recht einschliesst, in Gemeinschaft mit anderen zu beten», sagt Kelsey Zorzi der «Alliance Defending Freedom».

Zorzi weiter: «Leider ist dies Teil eines viel umfassenderen Trends, der schon einige Jahre zurückreicht. Im Jahr 2017 begannen algerische Regierungsbeamte damit, protestantische Kirchen zu besuchen, angeblich um die Einhaltung der Gebäudesicherheitsvorschriften zu überprüfen. Die Behörden überprüften jedoch auch, ob die Kirchen über eine Genehmigung für den Betrieb als Gotteshaus verfügten, obwohl die Regierung seit 2006 keine solche Genehmigung mehr erteilt hat.»

Nach diesen Besuchen begann die Regierung, protestantische Kirchen zu schliessen. Das Ziel scheint, religiöse Minderheitengruppen zu behindern und letztlich zu vertreiben.

Schikanen für Protestanten – atheistische Lehrer ausspioniert

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Kelsey Zorzi
Die Ungleichheit wird auch in Zeiten von Corona sichtbar: Nachdem die Regierung zu Beginn der Pandemie die Schliessung aller Gotteshäuser angeordnet hatte, öffnete sie nach und nach wieder Moscheen und katholische Kirchen – nicht aber die protestantischen.

«Ausserdem werden Christen zunehmend unter die archaischen Blasphemiegesetze des Landes gestellt, die harte Strafen für religiös abweichende Äusserungen vorsehen», so Kelsey Zorzi. Besorgniserregend sei zudem der jüngste Versuch der Regierung, Informationen über christliche und atheistische Lehrer in der Provinz Tizi Ouzou zu sammeln und sie an den nationalen Geheimdienst weiterzugeben.

Die Mär der Sicherheitsrichtlinien

Das Ministerium für religiöse Angelegenheiten teilte der Evangelischen Kirche von Algerien (EPA) zwar mit, dass es nicht in der Verantwortung dieses Amtes liege, sich um die Wiedereröffnung der Gemeinden zu kümmern. Sie teilte allerdings nicht mit, wer dann wirklich zuständig ist – gleichzeitig liess sich der algerische UN-Botschafter zitieren, dass es sehr wohl die Pflicht dieses Amtes sei.

Wie eingangs erwähnt, handelt es sich um eine seit mehr als einem Jahrzehnt andauernde Unsitte. Als 2006 das Religionsgesetz eingeführt wurde, das die nicht-islamischen Gottesdienste regelt, wurde den protestantischen Gemeinden erklärt, dass sie sich mit einem Formular registrieren müssen. Bloss verfügen weder lokale Behörden noch überregionale Ämter über ein solches Papier – auch sind keine Beamten in der Lage, zu erklären, wo diese erhältlich sind.

Schliessungen nicht neu

Schikanierende Kirchenschliessungen sind in Algerien nichts Neues. Bereits im Frühjahr 2008, einige Zeit nach der Einführung des neuen Religionsgesetzes, wurden 16 der damals 32 EPA-Gemeinden innerhalb weniger Wochen geschlossen. Zudem mussten zehn der 20 unabhängigen protestantischen Gemeinden ebenfalls schliessen. Es dauerte Monate, bis sich die Christen nach und nach wieder in ihren Gebäuden treffen durften und dies erst durch einen internationalen Aufschrei. 2018 mussten vier Gemeinden ebenfalls zwischenzeitlich schliessen.

Trotz der Widrigkeiten wächst die Zahl der Gläubigen. Je nach Schätzung leben heute rund 125'000 Christen in Algerien, das sind rund 0,3 Prozent der Bevölkerung. Freiheit geniessen sie aber im flächenmässig grössten Land des afrikanischen Kontinents nicht.

«Druck nötig»

Es bedürfe koordinierter, globaler Anstrengungen und eines stärkeren Drucks seitens der internationalen Regierungen, um sicherzustellen, dass die Religionsfreiheit in Algerien für alle geschützt wird, hält Kelsey Zorzi fest.

«Das Christentum hat uralte Wurzeln, in Algerien im Besonderen und in Nordafrika im Allgemeinen. Die Christen haben im Laufe der Geschichte viele Verfolgungen in dieser Region überlebt. Trotz allem wachsen Algeriens Gemeinden.» Es gebe Hoffnung und die Gläubigen im Land wissen, dass Christen weltweit für sie beten.

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Datum: 14.08.2021
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Christian Daily Journal / International Christian Concern / Christian Post

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