«Gratulation der Kirche»
Weiterer Schritt in Richtung Normalisierung für Christen im Sudan
Die neue Regierung im Sudan hat weitere Schritte unternommen, dass beschlagnahmte Kirchen ihren Gemeinden zurückgegeben werden können: Die von Ex-Präsident Baschir ernannten «Komitees» wurden für ungültig erklärt. Am 11. März erklärte das Religionsministerium im Sudan in einer Verfügung, unterzeichnet vom Minister für Religiöse Anliegen, Nasr al-Din Mufreh: «Alle von der Regierung eingesetzten Komitees sind ab heute abgeschafft.» Die Regierung des früheren islamistischen Präsidenten Al-Baschir hatte diese Komitees eingesetzt, um staatliche Kontrolle über die «Sudan Presbyterian Evangelical Church» (SPEC) und die «Sudanese Church of Christ» (SCOC) zu übernehmen. Kurz nach der Abtrennung des Südsudan im Jahre 2011 hatte Al-Baschir das Ziel verfolgt, eine strengere Version der Scharia (des islamischen Gesetzes) einzuführen, was zur Konfiszierung und Zerstörung vieler Kirchen führte. In der Folge hatte der Sudan auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors den Platz 7 der Länder inne, wo es am schwersten ist, als Christ zu leben
Al-Baschir wegen Korruption angeklagt
Al-Baschir war im Jahr 2019 nach Protesten der Bevölkerung, die bereits 2018 begannen, durch das Militär gestürzt worden. In seinem Haus wurde Bargeld in unterschiedlichen Währungen im Wert von rund sieben Millionen Euro gefunden. Die sudanesische Staatsanwaltschaft ermittelt seitdem wegen des Verdachts auf Geldwäsche und des unerlaubten Besitzes ausländischer Währungen gegen ihn. Im Juni 2019 wurde er wegen Korruption angeklagt und im Dezember desselben Jahres deswegen schuldig gesprochen und zu zwei Jahren Haft verurteilt.Rückkehr zur Eigenverantwortung
Rev. Yahia Abdelrahim Nalu, Präsident des SPEC, ist froh um den Schritt der neuen Regierung: «Die meisten der Probleme, die wir im Sudan als Kirchen und Kirchenverbände hatten, wurden von den Komitees verursacht, die die Regierung von al-Baschir eingesetzt hatte», erklärte er gegenüber der Agentur Morning Star News.
Auch in den sozialen Medien lobten Christen den Schritt der neuen Regierung: «Gratulation der Kirche im Sudan; das ist eine richtige Entscheidung und im Sudan und ausserhalb weithin akzeptiert», erklärte Moris Rafat, ein sudanesischer Christ, auf Arabisch auf seiner Facebook-Seite.
Christen mit mehr Einfluss im Land
Die neue Regierung im Sudan unter der Leitung des Ökonomen Abdalla Hamdok wurde am 8. September 2019 als Übergangsregierung für 39 Monate eingesetzt. Sie steht vor der Herausforderung, mit der tiefsitzenden Korruption und anderen Folgen der 30jährigen islamistischen Herrschaft al-Baschirs aufzuräumen. Es wird erwartet, dass Christen in Zukunft eine aktivere Rolle im Land spielen werden.
Die US-Regierung hat im Dezember 2019 angesichts der neuen Entwicklungen den Sudan von ihrer Liste der «Länder unter besonderer Beobachtung» (Countries of Particular Concern CPC) gestrichen, auf der das Land seit 1999 wegen «systematischer, andauernder und besonders schwerer Verletzungen der Religionsfreiheit» seinen Platz hatte.Zum Thema:
Unglaubliche Veränderungen: Marsch für Jesus in Khartum
«Eine himmlische Religion»: Neue Religionspolitik lässt die Christen im Sudan hoffen
Nach sechs Jahren: Sudan: Sicherheitsdienst muss Grundstück zurückgeben
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Evangelical Focus