«Vor giftigem Rauch sicher»
Missionswerk aus Moutier macht mit Solaröfen Unterschied
Die «Evangelische Mission im
Tschad» (MET) mit Sitz in Moutier (BE) arbeitet seit 60 Jahren im Tschad. In
den letzten Jahren durch ein Solar-Projekt für die Haushalte, denn durch einen
Regierungsbeschluss ist Holzkohle verboten. Dadurch ist das Brennholz knapp und
teuer geworden, wodurch das Projekt aus der Schweiz grade rechtzeitig kam. Gegenüber Livenet geben Aline Knuchel (Sekretariat) und Daniel Boegli
(Projektleiter) Auskunft über das Wirken der Tschad-Mission.Was tut die «Evangelische Mission
im Tschad» genau?
Die Evangelische Mission im Tschad (MET) ist seit fast 60 Jahren im
Tschad tätig. Der Hauptsitz befindet sich in Moutier. Die Projekte des MET
zielen darauf ab, die allgemeinen Lebensbedingungen der tschadischen
Bevölkerung zu verbessern. Sie werden in Zusammenarbeit mit den evangelischen
Kirchen des Landes durchgeführt und fördern Berufsbildung, Gesundheit, Bildung
und Umweltschutz. Das MET ist Mitglied von Interaction, der FICD, Unité (DEZA),
der FMEF, des Swiss Evangelical Network und der Schweizerischen Evangelischen
Allianz.
Sie unterstützen das Land unter anderem durch das «Promosol»-Projekt
– was ist das genau?
Das Promosol-Zentrum hat zum Ziel, die Umwelt durch die Förderung der
Solarenergie zu schützen und gleichzeitig zur Verbesserung der Lebensbedingungen
der Bevölkerung beizutragen. Dies geschieht hauptsächlich durch den Vertrieb von Solaröfen und
Solartrocknern sowie dem Instandhalten der Geräte. Das erreichen wir durch ein Netzwerk von Subunternehmern, die im
Promosol-Zentrum in der Hauptstadt N'Djaména ausgebildet wurden. Nach der
Ausbildung haben sie ein Handwerk sowie ein neues Produkt, das sie in ihrer
Werkstatt verkaufen können, und damit ein neues Einkommen. Neben der Schulung von Herstellern schult das Promosol Center auch
Anwender. Die Nutzung der Solarenergie verändert die häuslichen Gewohnheiten, da
der Ofen ohne Sonnenlicht nicht funktioniert. Es ist zum Beispiel notwendig,
die Mahlzeiten vor Einbruch der Dunkelheit zuzubereiten.
Wie wichtig ist dieses Projekt
für das MET?
Das Promosol-Zentrum wurde 2010 auf Initiative von Irene und Andreas
Zurbrügg gegründet. Die Projektleitung liegt seit 2015 in tschadischer Hand,
nachdem Ehepaar Zurbrügg in die Schweiz zurückgekehrt ist. Das MET
überwacht und unterstützt das Projekt jedoch weiterhin finanziell. Es ist ein komplettes Projekt, das den Anliegen der Agenda 2030 voll und
ganz entspricht: Den Schutz der Umwelt bei gleichzeitiger Förderung der
wirtschaftlichen Entwicklung aller. Die integrale Mission, der MET und seine
lokalen Partner verpflichtet sind, stellt für Promosol einen dritten Aspekt dar:
Die Frohe Botschaft von der Liebe Christi weiterzugeben, indem sie seinem
Beispiel des Dienstes folgt: «Ich aber bin unter euch wie ein Diener», wie Jesus, in Lukas, Kapitel 22, Vers 27 sagt.
Was ist im Tschad einfacher als in einem europäischen
Land?
Im Tschad haben
nur fünf Prozent der Bevölkerung Zugang zu den Strom- und Gasverteilungsnetzen,
die fast nicht vorhanden sind. Um die Wüstenbildung zu bekämpfen,
verabschiedeten die tschadischen Behörden 2009 ein Dekret, das die Herstellung
und Verwendung von Holzkohle verbietet. Um ihre Mahlzeiten zu kochen, waren die
tschadischen Haushalte daher gezwungen, sich auf eine andere Energiequelle zu
verlassen: Brennholz. Mit der
zunehmenden Holzknappheit hat sich der Preis jedoch innerhalb weniger Monate
verzehnfacht, was den tschadischen Familien enorme Probleme bereitet. Das Promosol-Projekt
fördert die Solarenergie und sie bietet eine interessante Alternative im
Tschad. Der Solarofen ist eine Lösung für die Energiekrise. Fast alle
Lebensmittel können so im Tschad durch die im Überfluss und kostenlos
verfügbare Sonnenenergie zubereitet werden. Die Mahlzeiten sind gesünder und es
kann Geld gespart werden.
Inwieweit ist das Volk des Tschad für Jesus offen?
Der Tschad ist
ein säkulares Land. Traditionelle Religionen sind in den zentralen und südlichen
Teilen des Landes präsent. Sie machen etwa zehn Prozent der Bevölkerung aus.
Der Islam stellt heute etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung, etwa 55
Prozent. Das Christentum war im Tschad seit Beginn der Kolonialzeit präsent. Vor
Ort arbeitet die MET mit evangelischen Gemeindeverbänden zusammen, der «Assemblée Chrétiennes au Tchad» mit
1'200 Gemeinden für 220'000 Christen und der «Assemblée Evangélique au Tchad» mit 60 Gemeinden für 6'000
Christen.
Können Sie uns ein oder zwei Lebensgeschichten erzählen,
in denen Menschen durch Ihre Arbeit verändert wurden?
Mariam (Name
geändert) ist eine überzeugte Solarofen-Anwenderin. Sie sagte uns: «Ich habe zu
Hause einen Solarofen, mit dem ich meine Mahlzeiten zubereiten kann. Früher
habe ich mit Holzkohle oder Holz gekocht, aber als ich erfuhr, dass Promosol
eine andere Alternative bot, kaufte ich einen Solarofen.» Mariam kaufte ihren
Ofen für 40'000 cfa, was etwa 75 Schweizer Franken entspricht, eine grosse
Summe, die einem Monatsgehalt im Tschad entspricht. Sie stellt aber auch den
Preis für den jährlichen Holzverbrauch dar. Mariam hat die Rechnung gemacht,
der Kauf ist profitabel. «Ich brauche keine Streichhölzer mehr, kein Holz,
… die Sonne allein reicht hier.» Und das mittlerweile eingesparte Geld wird für
andere Ausgaben in der Familie verwendet.
Und eine andere Anwenderin sagte uns: «Ich bin verheiratet, Hausfrau und Mutter von fünf Kindern. Da ich nicht die Mittel hatte, um Gasflaschen zu kaufen, verwendete ich Kamelkot, um das Wasser zum Kochen zu bringen. Dadurch entsteht viel giftiger Rauch, der Sehstörungen verursacht. Der Kauf dieses Ofens macht mich glücklich, weil ich vor giftigem Rauch sicher bin. Ich kann jetzt kostenlos kochen, ohne zur Verschmutzung der Natur beizutragen. Ich danke Promosol und bete zu Gott, dass er euch in eurem Dienst hilft.»
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet