Mehr Freiheit für Konvertiten?
Marokkanische Christen fordern Rechte ein
Christen im muslimischen Land Marokko werden immer mutiger. Früher lebten sie aus Angst in der Anonymität, so dass viele gar nicht wussten, ob es überhaupt andere Christen im Land gibt (Livenet berichtete). Doch die Dinge scheinen sich langsam zu ändern.
Nachdem bereits seitens einiger Politiker und König Mohamed VI. selbst positive Kommentare zum Christentum gemacht wurden, präsentierte nun eine Gruppe von Christen vor dem Nationalen Rat der Menschenrechte in Marokko eine Rechtsforderung.Initiant der Forderung war die kürzlich gegründete Nationale Koordination Marokkanischer Christen, deren Sprecher Mustafa Susi gegenüber der Nachrichtenagentur EFE erklärte, dass sie «gut empfangen» wurden. Bei dem Treffen am 3. April in Rabat gaben die Christen eine Mappe ab mit der Forderung, dass ihnen gewisse Rechte bewilligt werden.
Christliche Friedhöfe und biblische Namen
Zu diesen Rechten gehört nicht nur die Freiheit, Gottesdienste öffentlich durchzuführen und die offizielle Anerkennung der christlichen Kirche. «Wir beantragen Dinge wie die zivile Ehe, unsere eigenen Friedhöfe – wir wollen unsere Toten auf nicht-muslimischen Friedhöfen begraben –, wir wollen zur Kirche gehen können, unsere Gebete am Sonntag sprechen sowie eine offizielle Kirche haben, um uns nicht mehr im Verborgenen in unseren Häusern treffen zu müssen. Wir wollen, dass unsere Kinder biblische Namen haben können – das ist uns derzeit nicht erlaubt – und dass unsere Kinder in der Schule wählen können, ob sie am Fach Islamische Religion teilnehmen wollen oder nicht.»
Unterstützung zugesagt
Das 45-minütige Treffen mit dem Rat für Menschenrechte sei äusserst positiv gewesen, erklärte Susi hinterher. «Sie sagten uns, dass wir unseren Teil erfüllen sollen, dann sind sie bereit, uns vor der marokkanischen Regierung zu unterstützen.» Der Präsident des Nationalen Menschenrechtsrates, Dris Yazami, sagte nur, dass die Gruppe von Christen ein Dokument abgegeben habe. Eine Wertung dieses Aktes, der noch bis vor kurzem undenkbar gewesen wäre, machte er nicht. «Wir werden die Forderungen prüfen», erklärte er, sagte allerdings auch, dass das Treffen an sich zeige, dass «das Feld der Freiheit in Marokko erweitert wird».
Bisher waren Konversionen vom Islam zum Christentum in Marokko streng verboten, Konvertiten lebten im Untergrund und mussten sich in allem dem islamischen Gesetz fügen. Nach offiziellen Schätzungen leben in Marokko 150'000 Christen, doch laut Konvertiten aus dem Land könnten es bis zu einer Million sein.
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Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Protestante Digital