«In der falschen Zone»
Sudan ordnet Abbruch von mindestens 25 Kirchen an
Die Behörden haben den Abbruch von mindestens 25 Kirchengebäuden im Grossraum von Sudans Hauptstadt Khartum angeordnet. Angeblich liegen sie in falschen Zonen. Christliche Leiter sprechen von einer grösseren Aktion gegen das Christentum.
Alle Konfessionen
Der Abbruchbefehl betrifft Kirchen aus fast allen Denominationen, von Pfingstgemeinden bis zur Katholischen Kirche. Der Sudanesische Kirchenrat hat nun an einer Pressekonferenz vom 11. Februar den Abbruchbefehl bekanntgemacht und die Regierung aufgerufen, ihn rückgängig zu machen oder dann alternative Grundstücke für die Kirchen bereitzustellen. Moscheen, die in den gleichen Vierteln liegen, seien vom Abbruchbefehl nicht betroffen worden.
Mohamad el Sheikh Mohamad, General-Manager im Ministerium für Planung, drängte bereits im letzten Jahr auf unmittelbare Ausführung der Anordnungen. «Ich ordne hiermit den Abbruch der Kirchen an, die an Wohnzonen und öffentliche Spielplätze grenzen», gab er am 20. Juni 2016 bekannt. Seitdem leben die Christen der betroffenen Kirchen in ständiger Angst. Im September wurde der Presbyterianischen Kirche mitgeteilt, dass sie 72 Stunden Zeit hätten, das Gebäude zu räumen. «Wir waren darüber sehr überrascht», erklärte ein Kirchenmitglied gegenüber der Agentur «Morning Star». «Die Kirche steht hier seit 1991. Wir haben immer noch Gottesdienste, aber haben Angst, dass der Abbruch jederzeit beginnen kann.»
Angriffe auf Christen
Der Sudan hat seit 2012 Kirchengebäude mit Bulldozern abgerissen und ausländische Christen belästigt und ausgewiesen, normalerweise aus dem Grund, dass die Gebäude Süd-Sudanesen gehörten. Bereits im Juli 2011 hatte Präsident im Zuge einer strengeren Anwendung der Shariah Bewilligungen für neue Kirchen gestoppt; nur die islamische Kultur und die arabische Sprache würden im Sudan anerkannt. Im Oktober 2015 wurden kurz nacheinander zwei lutherische Kirchen mit Bulldozern der Erde gleichgemacht.Das Volk der Nuba im Süden des Landes leidet seit langem unter schwerer Diskriminierung durch die arabische Bevölkerung und die staatlichen Behörden. Sie beklagen Vernachlässigung, Verfolgung und Zwangsbekehrungen zum Islam. Der Sudan hatte von 1983 bis 2005 einen harten Krieg mit dem südlichen Teil des Landes geführt, bevor der Südsudan sich im Juli 2011 selbständig machte.
Wegen der schlechten Behandlung von Christen und anderer Menschenrechtsverletzungen ist der Sudan seit 1999 «Land besonderer Besorgnis» für das US-State Department. Auf dem Verfolgungsindex 2017 von Open Doors rangiert das Land an fünfter Stelle.
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Evangelical Focus