Beatrice überlebte Genozid

«Gott hatte einen Plan mit uns»

Beatrice war zehn Jahre alt, als in ihrer Heimat Ruanda der Genozid zu wüten begann. Dorf-Freunde aus dem Tutsi-Stamm wurden mit Macheten getötet. Beatrice verlor Cousins und Cousinen. Mit ihrer Familie gelang die Flucht – nun schildert die Pastorentochter ihre Erlebnisse.

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«Es war schön in Ruanda aufzuwachsen», erinnert sich Beatrice Smith. «Es war so friedlich. Mein Vater war Gemeindeleiter und ich wuchs in einem christlichen Elternhaus auf.»

Im Land flammte bereits vier Jahre vor dem Genozid 1994 ein Krieg auf, «doch diese Kämpfe geschahen weit weg, wir hörten darüber im Radio.»

Als dann aber das Flugzeug des Präsidenten abgeschossen wurde, änderte die Atmosphäre – Strassen wurden blockiert. «Wir begannen zu verstehen, was Krieg bedeutet.»

«Wir wollten sie schützen»

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«Ich war zehn Jahre alt, durfte nun aber nicht mehr zum Spielen auf die Strasse gehen», blickt Beatrice in ihre Jugend zurück. «Wir waren Hutu und meine Familie versuchte, die Tutsi zu beschützen. Viele Menschen taten das, unser Instinkt war, ihnen zu helfen. Das war nicht unser Krieg, es war ein militärischer Konflikt.»

Eines Tages war es gerade ruhig auf der Strasse. «Der Anblick eines Pick-ups voller Leute auf der Ladefläche, die schrien und winkten, war unüblich. Sie fuhren zum Haus eines Pastors, dem Gebäude, wo er sich mit seiner Familie versteckte.»

«Sie kamen zu unserem Haus»

«Angst stieg in mir auf. Es war schrecklich, denn wir wussten, dass die Familie nicht überleben würde. Die schreienden Leute hackten unsere Freunde mit Macheten zu Tode. Danach kamen sie zu unserem Haus. Meine Mutter rief uns zu sich», schildert Beatrice.

«Mit Worten kann ich nicht beschreiben, was ich fühlte, auf so etwas kann man sich nicht vorbereiten.» Die Familie rührte sich nicht, weil die Angreifer Waffen hatten, die sie auch benutzen würden. «Wir sassen da und fügten uns in das, was geschehen könnte.»

«Wir dachten nicht, dass wir überleben»

Doch die Bewaffneten gingen wieder. «Wir harrten wie angewurzelt während mehreren Stunden aus, wir waren sicher, dass sie wiederkommen würden.» Als die Familie realisierte, dass die Mörder nicht zurückkehren würden, ging sie ins Haus, «doch wir dachten nicht, dass wir überleben würden.»

«Meine Tante fühlte sich gezwungen, alle ihre Kinder von drei bis fünfzehn zu ertränken. Diesen Horror kann man nicht vergessen.»

Die Flucht

«Unsere Reise aus Ruanda war eine Suche nach Sicherheit. Wir fürchteten so sehr um unsere Leben, dass wir rannten, bis wir uns sicher fühlten.» Die Familie erreichte das damalige Zaire, «wo wir uns in den Camps sicher fühlten.» Zumindest vorläufig. «Mir schien, dass es nicht so schlecht war, aufwachen zu können ohne die Angst, getötet zu werden. Doch die Menschen starben an Cholera und anderen Krankheiten, unser Gefühl des Friedens verschwand.»

«Ich verstand nicht, warum wir Gewehrfeuer, Morde und Krankheiten überstehen konnten und andere nicht. Ich kann einzig denken, dass Gott einen Plan für uns hatte. Wir zogen nach Kenia und dann nach Swasiland.»

Die Zusage

«Unser Ziel war, nach Grossbritannien zu fliegen, dem einzigen Ort, von dem wir dachten, dass wir dort sicher sein würden. Doch wir hatten keine Pässe. Aber meine Mutter hörte plötzlich in einem Traum: 'Ihr sieben alle, auf einmal.' Das war der Beginn des Wunders», sagt Beatrice.

«Nach diesem Traum beteten wir. Hinweise gab es keinen, dass dies geschehen würde. Doch wir glaubten, dass Gott es gesagt hatte und dass er es tun würde – und er tat es.»

Nicht hoffnungslos

«Als wir in England ankamen, wussten wir, dass das In-Sicherheit-Rennen vorbei war. Wir erhielten Asyl. An den anderen Orten waren wir nicht willkommen geheissen worden.» Doch in Europa sah dies nun anders aus. «Nun leben wir hier, aber etwas Trauer ist immer noch da wegen der Menschen, die wir verloren haben.»

Über ihr Erleben verfasste Beatrice das Buch «The Search for home» («Die Suche nach einer Heimat»). «Ich verweise die Leute an Gott. Die Umstände waren derart hoffnungslos. Dass ich heute darüber reden kann ist, weil Gott mich beschützt hat. Da hindurch zu gehen und immer noch gesund zu sein, zeigt, dass er sich in vielerlei Hinsicht um uns gekümmert hat.»

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Datum: 22.02.2017
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Inspire Magazine

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