Neuer Ausbruch der Gewalt

Südsudan: Hunderte Tote, Tausende Verletzte, Zehntausende Vertriebene

Die Terrormeldungen aus Europa verdrängen im Moment Meldungen aus weniger «attraktiven» Notgebieten der Erde. So ist es vor zwei Wochen in Juba, der Hauptstadt des Südsudans, zu schweren Kämpfen gekommen. Dabei sind rund 300 Menschen ums Leben gekommen, Tausende verletzt und etliche Zehntausende vertrieben worden. Obwohl die Regierung zu einem Waffenstillstand aufgerufen hat, ist die Situation seither angespannt und unsicher. Ein herber Schock für die jüngste Nation der Welt.

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Die Lebensbedingungen im Südsudan und das extreme Klima stellen die Menschen vor grosse Herausforderungen.
«Und einmal mehr müssen wir zuschauen, wie die Ärmsten am meisten unter dieser schwierigen Situation leiden», schreibt die christliche Hilfsorganisation TearFund in einer Pressemitteilung. TearFund Schweiz unterstützt seit mehr als zehn Jahren Projekte der lokalen Partnerorganisation Across. «Die meisten anderen Organisationen haben ihre Büros geschlossen und ihre Mitarbeiter in die Nachbarländer evakuiert», schreibt TearFund. «Across hat sich einmal mehr dagegen entschieden. Schon in den Jahren des Bürgerkriegs blieb unsere Partnerorganisation und half der Bevölkerung wo immer möglich. Wir danken Gott, dass das Team von Across bis jetzt unverletzt blieb.»

Sie bleiben trotz hoher Lebensgefahr

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Raketeneinschlag auf dem Gelände der lokalen Partnerorganisation Across in Juba.
Das ist nicht selbstverständlich: Auf ihrem Gelände, das inmitten der Hauptstadt Juba liegt, ist letzte Woche eine Rakete eingeschlagen. Wie durch ein Wunder fing ein Baum das Geschoss ab, im Gebäude dahinter befand sich das Personal. Nur einige Tage blieb das Büro aus Sicherheitsgründen geschlossen, dann nahm das Team die Arbeit wieder auf.

Neben der Zentrale in Juba führt Across mehrere Projektstandorte im Landesinneren. Die ebenfalls von TearFund unterstützten Projekte in Rumbek East und Boma seien bislang nicht von den Unruhen betroffen. Jedoch wurden die Handelswege zwischen Rumbek East und Juba geschlossen. Die Folge: Die Preise auf dem Markt sind in die Höhe geschnellt. «Wenn sich die Lage nicht bald bessert, werden viele Menschen Hunger leiden, da sie sich die Nahrungsmittel nicht mehr leisten können», so TearFund.

In Yei im Süden des Landes sei die Situation ruhig, aber die Menschen fürchteten sich vor den Regierungssoldaten. Sie seien aus ihren Dörfern geflohen und versteckten sich im Busch. Bereits Tausende seien über die Grenze nach Uganda geflohen.

UN: «Die Lage ist wirklich schlimm»

Die Auseinandersetzungen hatten am 9. Juli am Präsidentenpalast in der südsudanesischen Hauptsadt Juba begonnen, als dort Präsident Salva Kiir und der frühere Rebellenführer Riek Machar zu einer gemeinsamen Pressekonferenz zusammenkamen. Offensichtlich lieferten sich Leibwächter von Kiir und Machar ausserhalb des Gebäudes eine Schiesserei, die anschliessend auf andere Stadtteile übergriff. 

Präsident Kiir hat inzwischen – nach einem unbeantwortet gebliebenen Ultimatum – seinen Vizepräsidenten Machar, der gleichzeitig sein Widersacher ist, abgesetzt und einen Minister als Vizepräsident eingesetzt.

Der Sicherheitsbeauftragte der Klinik im Flüchtlingslager der Vereinten Nationen in Juba sagte: «Die Lage ist wirklich schlimm.» Auch im Lager selbst seien mehrere Raketen eingeschlagen.

«Die Lage in Juba hat sich signifikant verschlechtert», hiess es auch in einer Erklärung der US-Botschaft. Es gebe schwere Kämpfe zwischen Regierung und Oppositionstruppen, unter anderem nahe des Flughafens, der Stützpunkte der UN-Mission, in Jebel und weiteren Gebieten in ganz Juba.

Insgesamt sind nach UN-Angaben inzwischen mehr als 830'000 Menschen aus dem Südsudan in die Nachbarländer Äthiopien, Sudan und Uganda geflüchtet.

Zur Webseite:
TearFund Schweiz

Zum Thema:
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Datum: 28.07.2016
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / TearFund / Die WELT

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