Trotz Entführungen und Plünderungen

Republik Zentralafrika: «Hunger nach Gott nimmt zu»

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Ein interner Missionsbericht der Schweizerischen Pfingstmission zeigt ein differenziertes Bild der Situation in der Republik Zentralafrika. Trotz des Chaos im umkämpften Land gehe es den Gemeinden ordentlich.

«Ja, es wurden Gemeinden und Pastoren bedroht, es wurden Kirchen und Pastorenhäuser geplündert; die Missionsstation Alindao und das Haus des Leiters wurden ausgeraubt und die Kommunikation ist schwierig geworden. Pastor Jean-Louis Makamba wurde von Rebellen erschossen und etliche Gläubige mussten fliehen und haben Schutz in Camps gesucht», berichtet Enoch Tagba, der Leiter des pfingstlichen Elim-Verbandes in der Zentralafrikanischen Republik (RCA). «Aber die politischen Schwierigkeiten haben auch dazu geführt, dass der Hunger nach Gott zugenommen hat und die Gemeinden sogar gestärkt wurden! Pastoren treffen sich vermehrt zu Gebetsretraiten.» Besonders in den grösseren Städten des Landes seien Pastoren und Leiter verschiedener Gemeinden in Versöhnungsbemühungen engagiert. Enoch Tagba: «Gott hat die Angst aus den Herzen der Gläubigen genommen und das Reich Gottes schreitet auch in der gegenwärtigen Krise voran.»

Christliche Leiter: «Kein Glaubenskrieg»

Vom 13. März bis 4. April waren die drei Leiter der grossen Glaubensgemeinschaften der RCA – darunter auch Nicolas Guerekoyame, Allianzpräsident und Vizepräsident des Elimverbandes - in Europa und Amerika auf Informationstour. Sie wurden dabei von Staatschefs und vom Generalsekretär der UNO empfangen. «Es war ihr Ziel, den Regierungen und internationalen Organisationen aufzuzeigen, dass die Konfessionen in der RCA (Katholiken, Freikirchler und Muslime), friedlich zusammenleben», berichtet Christian Inniger, Missionssekretär der Schweizerischen Pfingstmission in einem internen Missionsbericht. «Der Bürgerkrieg in der RCA ist kein Glaubenskrieg. Es geht um die Güter des Landes. Der Norden will mehr Anteil am natürlichen Reichtum der RCA haben. Das Unschöne an der Situation ist, dass die Auseinandersetzungen entlang der religiösen Grenzen stattfinden», so die Feststellung der hochrangigen christlichen Leiter.

Politische Lage trotz Militäreinsatz chaotisch

«Politisch steckt Zentralafrika nach wie vor in einer Gewaltspirale», berichtet Inniger. «Es gilt: 'Auge um Auge, Zahn um Zahn'. Die Seleka, sie besteht vorwiegend aus muslimischen Kämpfern aus dem Norden, sowie Söldnern aus Tschad und Sudan, wird von der Anti-Balaka bekämpft. Die Anti-Balaka sind zivile Selbstverteidigungsgruppen, teilweise auch durchsetzt mit Banditen, welche aus Animisten und Namenschristen des Südens bestehen.»

Zur Erinnerung: Im März 2013 überrannte die Seleka die Republik Zentralafrika und begann, das Land zu plündern. Im Dezember 2013 formierte sich die Anti-Balaka, um den Seleka-Kämpfern Widerstand zu leisten. «Damit begann ein wüstes, gegenseitiges Morden und Lynchen», erklärt Christian Inniger die Situation im Land. «Dabei hat sich die Rache und Wut der Anti-Balaka nicht nur gegen Seleka-Kämpfer gerichtet, sondern gegen alle Muslime. Die UNO geht davon aus, dass im Zuge der Kämpfe tausende von Zentralafrikanern starben und ca. 1 Million Menschen ihre Häuser verliessen und zum grossen Teil in Flüchtlingscamps leben. Die gleiche Zahl Menschen ist auch auf Lebensmittelhilfe angewiesen.»

Lynchmorde und Plünderungen seien in der Hauptstadt Bangui immer noch an der Tagesordnung, trotz der 2'000 französischen Soldaten (Operation Sangaris) und den 6'000 Soldaten der Misca, d.h. der Truppen der OAU (Organisation für die Einheit Afrikas). «Bis Dezember 2013 war der Bevölkerungsanteil der die Muslime in Bangui ca. 15%. Heute sind es noch geschätzte 2%. Der grosse Teil ist in die Herkunftsländer Tschad und Sudan geflohen. Die in Bangui verbliebenen Moslems haben sich zum Selbstschutz massiv bewaffnet.»

Zögernde internationale Hilfe

Mitte März 2014 schlug der UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon dem UNO-Sicherheitsrat vor, ca. 12'000 Blauhelme in der Republik Zentralafrika zu stationieren. Die EU beabsichtigt, eine etwa 1'000 Mann starke Truppe für die RCA bereitzustellen. «Sie tut sich aber schwer, diese Truppen zu rekrutieren», so Inniger. «Die Mitgliedsländer sind wenig motiviert, in die RCA zu investieren. Die Seleka-Kräfte haben unterdessen vorgeschlagen, das Land zu spalten, und zwar in einen westlichen und einen östlichen Teil. Der östliche Teil würde von ihnen regiert.»

Die Schweiz hat am 14. März beschlossen, sich den UNO-Sanktionen gegen einzelne Personen der RCA anzuschliessen, welche durch ihr Handeln den Frieden, die Sicherheit und die Stabilität der RCA direkt oder indirekt untergraben. Im Zentrum stehen die Sperrung von Konten von Personen und Organisationen, sowie eine Einreisesperre. 

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Datum: 25.04.2014
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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