Kopten-Papst redet öffentlich
Tawadros II. ruft zu Versöhnung und Dialog
Nach zehn Wochen Unterbruch tritt der koptische Papst Tawadros II. wieder öffentlich auf. Er leitete ein traditionelles Gebetstreffen in der koptischen Kathedrale in Kairo.
Nach dem Mursi-Sturz Anfang Juli zog sich das Oberhaupt der koptischen Kirche vorübergehend aus der Öffentlichkeit zurück. Er wollte die Kirchenmitglieder nicht in Gefahr bringen, da die Muslimbruderschaft ohnehin Anschläge gegen Kirchen und christliche Einrichtungen verübte.Der koptische Papst hat nun bei seinem ersten öffentlichen Auftritt zu Versöhnung und Dialog im Land aufgerufen. Hass und Feindschaft dürften in den Herzen nicht die Oberhand gewinnen.
Nicht verbittert
Der koptische Papst Tawadros II. ruft nicht zum ersten Mal zum Frieden auf. Selbst im Angesicht der Gräuel mahnte er zur Besonnenheit: Keine Person soll gegen die andere kämpfen: «Selbst wenn sie unsere Kirchen verbrennen: Gott schützt unser Land.» Nicht zur Rache hat er aufgerufen, sondern zur Versöhnung.
Ein ägyptischer Kommentator, ein Muslim, twitterte: «Ich preise 'Allah', dass ihr Christen nicht mit dem gleichen Geist von Hass und Rache reagiert, den wir Muslime mitbringen. Wäre das der Fall, nach all den Attacken auf eure Kirchen, Shops, Häuser und Menschen, dann wäre jetzt ganz Ägypten komplett niedergebrannt. Behaltet euren Glauben, lebt eure Prinzipien und haltet eure Hände nach oben wenn ihr für Ägypten betet. Eure Gebete sind die einzige Hoffnung um unser Land wieder aufbauen zu können.»
«Lass Ärger nicht auf Zunge kommen»
Wie Tawadros II. rief auch sein Vorgänger, Papst Shenouda III. zu Nächstenliebe und Vergebung auf: «Wenn jemand dein Haus zerstört, verfluche ihn nicht, vielleicht hat Gott es getan. Lass deinen Ärger nicht bis auf deine Zunge kommen.» Das Oberhaupt verwies auf die Heilige Schrift. «Tue es wie Christus: Vergib ihre Sünden und vergiss sie!»
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch / Kipa