Unruhen in Ägypten

Mursi-Anhänger attackieren Kirchen

Nach den blutigen Zusammenstössen zwischen Islamisten und der Polizei in Kairo ist es in anderen Städten Ägyptens zu Anschlägen auf christliche Einrichtungen gekommen. 

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Plakate von Mursi, aber auch Kirchen werden in Ägypten in Brand gesteckt.
Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi griffen am Mittwoch die anglikanische Kirche in Suez mit Steinen und Brandsätzen an, wie das anglikanische Bistum von Ägypten in Kairo mitteilte. Auch koptisch-orthodoxe Kirchen in Minya und Sohag und eine katholische Kirche in Suez seien attackiert worden. Bischof Mouneer Hanna Anis sprach von einer «explosiven Situation» in Ägypten.

Aufrufe zur Gewalt auch gegen Kirchen

Gerüchten zufolge hätten führende Köpfe der Muslimbruderschaft ihre Anhänger in verschiedenen Orten Ägyptens aufgerufen, Polizeistationen anzugreifen, Waffen zu erbeuten und Geschäfte und Kirchen zu attackieren. Wenige Stunden nach der Auflösung der Besetzung zweier Plätze in Kairo seien Gewalttätigkeiten in anderen Städten ausgebrochen.

Das Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die Protest-Camps bezeichnete Anis als «sehr professionell». Sie hätten «Tränengas nur dann eingesetzt, wenn es nötig war». Demgegenüber habe es Versuche von Scharfschützen gegeben, Polizei und Militärs gezielt anzugreifen, so der Bischof.

Der Pfarrer der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Kairo, Joachim Schroedel, sprach am Mittwoch von einer «unübersichtlichen» Situation. Es herrschten «bürgerkriegsähnliche Zustände», sagte Schroedel, dessen Gemeindezentrum in der Innenstadt unweit des Tahrir-Platzes liegt.

Horrorzahlen relativiert

Zurückhaltend bewertete Schroedel «Horrorzahlen» von Hunderten oder Tausenden Toten bei der Räumung des von Mursi-Anhängern besetzten Nahda-Platzes nahe der Universität. Polizei und Militär gingen «mit äusserster Vorsicht» gegen die Demonstranten vor. Dass es ein Massaker gegeben habe, scheine «nicht der Fall zu sein». Die Einsatzkräfte versuchten die Besetzer mit Tränengas «auszuräuchern» und zu einem kontrollierten Abzug zu bewegen.

Keine «friedlichen Kundgebungen»

Funde von Kalaschnikows und Maschinengewehren in den geräumten Protestcamps zeigten, dass es sich keineswegs um friedliche Kundgebungen handele, so Schroedel. Die getöteten Demonstranten könnten teils auch durch Feuer aus eigenen Reihen, also von Sympathisanten Mursis, ums Leben gekommen sein.

Vor christlichen Einrichtungen seien Sicherheitsmassnahmen verstärkt worden, so Schroedel. Er verglich die Vorkehrungen mit den letzten Wochen der Regierung Hosni Mubaraks vor seinem erzwungenen Rücktritt im Februar 2011.

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Datum: 15.08.2013
Quelle: Kipa

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