Neue Gewalt gegen die Christen

«Gebe Gott, dass Ägypten kein Iran wird!»

Noch ist der Patriarch der Kopten in Ägypten Tawadros II., nicht offiziell ins Amt eingeführt. Doch seine Kirche hatte bereits eine buchstäbliche Feuerprobe zu bestehen.

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Koptisch-Orthodoxe Kirche von Alexandria
Am Wochenende wurden 220 Zelte eines Lagers der koptischen Jugend beim oberägyptischen Georgskloster in Brand gesteckt. Schon vor einem Jahr hatten militante Islamisten dort Feuer gelegt. Kloster und Lager befinden sich in unmittelbarer Nähe des Touristenortes Luxor.

Schmähfilm als Rechtfertigung

Während es sich bei dem Brandanschlag am Oberen Nil um nicht näher bekannte Täter handelt, griffen zuvor offen deklarierte Salafisten Einrichtungen des Bistums Kaliubiya in Kairos nördlicher Satellitenstadt Schubra al-Cheima an. Nach mehrtägiger Besetzung räumten sie zwar die Gebäude, kündigten aber an, mit dem «roten Hahn» zurückzukommen und alles niederzubrennen. Als Grund dafür nannten sie einmal mehr den von einem US-Kopten gedrehte «Schmähfilm» über Mohammed. Inzwischen hat allerdings eine genaue Untersuchung der in dem Streifen pornographisch ausgewalzten Tatbestände ergeben, dass sie im Kern auf Berichten anerkannter islamischer Quellen beruhen.

Im Dorf Ezbet Markus bei Beni Suef, 100 km südlich von Kairo, attackierten am Sonntag Salafisten mit Hacken und Schlagstöcken christliche Frauen, weil sie unverschleiert aus der Kirche kamen. Drei Koptinnen erlitten Knochenbrüche, die Polizei liess sich nicht blicken.

Ein Recht, dort zu leben, wo schon Jesus als Kind war

Zu allem kann der koptische Patriarch nicht schweigen, noch ehe er am 18. November offiziell das Amt des Evangelisten Markus als dessen 118. Nachfolger antritt. In verschiedenen Interviews prangerte er die immer schlechtere Sicherheitslage in Ägypten an. Der Staat müsse alle seine Bürgerinnen und Bürger schützen ohne Unterschied ihrer Religion: «Wir haben das gute Recht, in Ägypten zu leben, wo schon Jesus Christus seine Kindheit verbracht hat!»

«Gebe Gott, dass Ägypten kein Iran wird»

Tawadros II. wendet sich auch gegen den Plan, die ägyptische Verfassung völlig dem islamischen Religionsrecht Scharia anzupassen. Dafür hatten am Freitag auf Kairos Tahrir-Platz die Salafisten als extremste aller Politmuslime demonstriert. Ihr mächtiges Aufbegehren erinnerte an den Arabischen Frühling von 2011 am gleichen Platz. Die regierenden Muslimbrüder und sogar die etwas weniger radikale Partei An-Nur (Das Licht) waren daran nicht beteiligt, nur die «Islamischen Zellen» (Gamaiyat) aus dem Untergrund. Doch sie allein haben schon ausgereicht, das Bild der Strasse zu beherrschen! «Gebe Gott, dass Ägypten kein Iran wird!», schrieb am Sonntag Ägyptens führender christlicher Journalist Youssef Sidhom.

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Datum: 12.11.2012
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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