Im Sudan stehen die Zeichen auf Sturm – Dschihad um Erdöl?
Als Säbelrasseln, wenn nicht gar als verhüllte Kriegserklärung musste im Südsudan eine Rede des sudanesischen Staatschefs Omar al-Bashir ankommen. Am 17. November rief er vor Anhängern dazu auf, die Ausbildungslager der berüchtigten, im Süden verhassten Miliz „Popular Defence Force“ (PDF) wieder zu öffnen. Die «Mujahedin» sollten sich sammeln, um für einen eventuellen Krieg gewappnet zu sein. Die PDF, 1989 für den Dschihad im Südsudan aufgestellt, und die in Darfur weiterhin agierenden Dschandschawid-Milizen werden oft in Zusammenhang gebracht.
Streit um Abyei
Die südsudanesische Sudan People's Liberation Army (SPLA) wirft dem Regime in Khartum die anhaltende Missachtung des Friedensabkommens von 2005 vor. Es verbietet sämtliche paramilitärischen Einheiten. Gestritten wird vor allem um die erdölreiche Region von Abyei, die zwar zum Nordsudan gehört, deren Bewohner aber gemäss dem Abkommen 2011 darüber abstimmen können, ob sie zum Süden gehören wollen. Den Bericht einer Expertenkommission, welche die Nordgrenze von Abyei so weit nördlich zog, dass die meisten der fraglichen Erdölfelder in Abyei zu liegen kamen, hat Khartum abgelehnt.
Khartum stösst weitere arabische Stämme vor den Kopf
Der Konflikt um Abyei könnte zum erneuten Krieg führen. Khartum ist angesichts des Abkommens im Unrecht. Ärger muss in der Hauptstadt ausgelöst haben, dass die Ex-Rebellen im Süden arabischstämmige Kämpfer der nordsudanesischen Misseriya- und Rizeigat-Ethnien hinter sich scharen konnten. Diese Nomaden benützen auch Weidegründe in Abyei. Mit dem Überlaufen von Tausenden von Misseriya- und Rizeigat-Kämpfern zur SPLA droht Khartum die Kontrolle über die Erdölfelder zu entgleiten. Bereits haben Misseriya-Kämpfer zusammen mit Rebellen aus Darfur Erdölinstallationen in Abyei angegriffen.
„…wenn wir provoziert werden“
Nach der Rückkehr von einem Besuch in Washington markierte der südsudanesische Präsident Salva Kiir am Montag, 20. November, Unbeugsamkeit und den Willen, den Frieden zu bewahren. Kiir, der auch Vizepräsident des Sudan ist, hatte mit Präsident Bush die sudanesischen Konflikte erörtert, was al-Bashir zur Kritik veranlasste, er verhalte sich wie der Staatschef eines unabhängigen Landes. Vor jubelnden Anhängern in der südsudanesischen Hauptstadt Juba erklärte Kiir, der Süden werde keinen neuen Krieg vom Zaun brechen. «Wir werden uns nur verteidigen, wenn wir provoziert werden.»
Ultimatum an Khartum
Die SPLA hat Khartum ein Ultimatum bis zum 9. Januar gestellt, dem Jahrestag des Friedensvertrags von 2005. Bis dahin müsse die Regierung –wie im Vertrag zugesagt – Truppen verschieben, sich auf einen Grenzverlauf festlegen und sich zur Teilung der Erdöleinkünfte mit dem Süden verpflichten. Wenn dies nicht geschehe, werde man sich endgültig aus der Regierung der nationalen Einheit verabschieden und über eine Mobilisierung von Kämpfern sprechen, erklärte Deng Alor von der SPLA-Spitze. Der Rebellenchef Mohammed an-Nur in Darfur hat der SPLA seine Unterstützung zugesichert. Die militärisch gewichtige Faktion der SLA-Unity bezeichnete Bashirs Worte als Kriegserklärung und versetzte ihre Kämpfer in höchste Alarmbereitschaft.
Dschihad für Arbeitslose?
Grund dazu gibt es genug: Junge Anhänger von Bashirs Partei meldeten sich für auf den Dschihad-Appell ihres Präsidenten. Der Jugendsekretär der Partei Hadsh Madshed Suwar sagte staatlichen Medien, seine Abteilung werde Trainingscamps eröffnen. Der Dschihad (heiliger Krieg gegen Feinde des Islam) sei eine Tradition, welche mit der Unterzeichnung von Friedensabkommen nicht gestoppt werden könne…
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch