«Gutes Zeichen»
Ägypten erteilt 80 Lizenzen an evangelische Kirchen
Ende November erhielten 168 Kirchen (koptische, evangelische und katholische) ihre offizielle Erlaubnis, als Gotteshäuser zu fungieren, darunter waren 42 evangelische, so dass mittlerweile über 80 evangelische Gemeinden Ägyptens anerkannt sind. Für manche ist dies ein gutes Zeichen, während andere über den langwierigen Prozess besorgt sind.
Von insgesamt 1'070 gestellten Anträgen ist das zwar noch nicht so viel, doch Andrea Zaki, Präsident der Protestantischen Gemeinden Ägyptens, ist froh über das Ergebnis: «Ich bin erfreut», erklärte er gegenüber dem christlichen Portal Christianity Today. «Der Prozess war zu Beginn eher langsam, aber ich glaube, in Zukunft wird das besser werden.»Seit im Sommer 2016 ein neues Gesetz erlassen wurde, müssen christliche Kirchen eine besondere Lizenz beantragen, die jedoch schnell wieder zurückgezogen werden kann, insbesondere wenn sich muslimische Nachbarn der Gemeinden beschweren. Doch Zaki ist zuversichtlich, dass die Regierung die Vergabe der Lizenzen ernst nimmt und auch die Kirchen besser über die Bedingungen zur Lizenzerteilung informiert worden sind.
Sorge um langwierigen Prozess
Allerdings ist die Stimmung nicht überall so positiv. Ishak Ibrahim von der Ägyptischen Initiative für Persönliche Rechte (EIPR) ist besorgt: «Wenn die einfachen Fälle so lange gedauert haben, was passiert dann, wenn sie über die schwierigen entscheiden? Es gibt keinen spezifischen Zeitplan, wir können also die Zukunft nicht vorhersagen.»
Da ist auch ein weiteres Problem: Zwar untersagt das Gesetz von 2016, dass Gotteshäuser einfach geschlossen werden dürfen. Dennoch gab es in den letzten Monaten insgesamt elf Fälle von Kirchen, denen die Lizenz entzogen und die danach geschlossen wurden, wie Christianity Today berichtet. Vermutlich seien Beschwerden von muslimischen Nachbarn der Auslöser für die Massnahmen gegen die Kirchen gewesen.
Gerichtsurteile: «Ein gutes Zeichen»
Gleichzeitig wurden in den vergangenen Monaten aber auch Muslime zu Gefängnisstrafen und teilweise sogar zum Tode verurteilt, die Kopten getötet oder koptische Kirchen angegriffen hatten. Dies zeige, dass die Regierung auch hier durchgreife, denn in der Vergangenheit sei oft niemand zur Verantwortung gezogen worden, so Zaki. «Die Gerichtsurteile und die erteilten Kirchenlizenzen sind gute Zeichen!»Zum Thema:
Falsche Auffassung: «Christen in Ägypten leben mit riesiger Freiheit»
Nach drei Jahren Gebet: Ermordete Kopten endlich in Ägypten begraben
Ägypten: Kopten nach jüngsten Enttäuschungen: «Wir haben die Spielerei satt»
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Christianity Today