Wie feiert man Weihnachten?
Rund um den Globus feiern Christen das grosse Fest
Unterwegs mit der Gitarre bei klirrender Kälte in einem kleinen Dorf in Rumänien, eine Grillparty am Strand von Sydney, heisse rythmische Klänge in einer Buschkirche in Westafrika oder nochmals ganz anders… Wo in der Welt würden Sie gern Weihnachten feiern und wie gestalten Sie das Weihnachtsfest bei Ihnen zuhause?
In Australien: Weihnachten am Strand
In Australien ist das Weihnachtsfest von britischen Traditionen geprägt. Im Unterschied zu den Engländern geniessen aber die Australier die sommerlichen Weihnachtstage. Weihnachten an der Sonne – so schätzen sie die Weihnachtszeit. Und manche von ihnen zeigen etwas Mitleid mit den Europäern, die um diese Zeit frieren müssen.
In den Städten blüht das Weihnachtsgeschäft. Ab Oktober gibt es in den Läden Weihnachtsdekorationen und Weihnachtsgeschenke. Die Adventszeit wird durch die Weihnachtskonzerte mit den Christmas Carols (Weihnachtsliedern) verschönert, die abends in Parkanlagen oder auf anderen öffentlichen Plätzen stattfinden. Diese Konzerte ziehen grosse Menschenmassen aller Alterskategorien an. Das grösste Weihnachtskonzert in Sydney am 24. Dezember wird jeweils vom Fernsehen übertragen.
Erst am nächsten Morgen dürfen die Kinder ihre Geschenke öffnen und die ganze Familie versammelt sich zu einem festlichen Essen. Es gibt Truthahn, aber auch Meeresfrüchte (Krevetten) und Schinken, die australische Weihnachtsspezialität. Zum Dessert dann English Pudding mit Eis oder Rahm ergänzt. Vielfach findet das Essen auch als Grillparty am Strand oder am Swimmingpool statt. Gegen 40'000 Personen begeben sich jährlich am Weihnachtstag an den berühmten Bondi Beach in Sydney.
Das Fest wird am Folgetag, dem «Boxing Day» (2. Weihnachtsfeiertag), fortgesetzt... Wie in den anderen Ländern des Commonwealth auch, ist dies der von vielen ersehnte Einkaufstag. Aber vor allem ist es der «Boxing Day Test», an welchem die Criquet-Nationalmannschaft gegen die Mannschaft eines anderen Landes antritt.
(von Helen, eine Französin, die seit 40 Jahren mit Steven verheiratet ist und in Australien lebt)
Elfenbeinküste: Heisse Klänge
Musik prägt die Weihnachtszeit in der Elfenbeinküste. Unter den Palmen der kleinen Stadt Tabou machen sich die Bewohner auf zum Christnachtfest. Es wird eine lange und von rhythmischen Klängen geprägte Nacht werden. Die Kinder, gekleidet in traditionellen Kostümen, machen mit Tänzen den Anfang. Darauf folgen Gruppen unterschiedlichen Alters mit ihren Präsentationen. Es wird Nacht, aber die Hitze bleibt. Und mit ihr die Mücken. Nach einem Chor von Frauen, die ihre Tücher kreisen lassen, folgen Jugendliche mit Feuerwerk und einem Sketch. Die alten Frauen unterhalten das Publikum mit einem Tanz, bei dem sie den Takt mit ihren Gehstöcken schlagen. Dann steht die Tanzfläche allen offen.Der Gottesdienst am 25. Dezember beginnt feierlich. Im traditionellen Kostüm sitzen die Gläubigen auf den Bänken und hören auf die Predigt in Krumen-Sprache. «Ich bitte unsere Schwester Anne-Lise, uns ein Lied anzustimmen», sagt der Pfarrer schliesslich. Sie stimmt an, die Versammlung klatscht und beginnt durch den Raum zu tänzeln. Nach zwei Stunden Gesang mahnt der Pfarrer, dass es Zeit sei für die Gaben. Die Frauen kommen zuerst eine nach der anderen nach vorn, deponieren ihre Gaben auf eine Decke: Bananen und andere Lebensmittel. Nach dem langen Gottesdienst nehmen einige ein Bad im Ozean – am Strand unter den Kokospalmen.
(von Jérémie Cavin)
In Rumänien: Junge Sänger unterwegs in den kalten Strassen
Weihnachten steht bevor im Dorf von Teliucu-Inferior. Wie überall in Rumänien bereitet man sich auch hier freudig auf dieses grosse Fest vor. Wie es die Tradition will, tötet man ein Schwein, um es in Würste, Aufschnitt oder auch Fettkügelchen zu verarbeiten. Für das Festessen am 25. Dezember kocht die Hausfrau die unverzichtbaren «Sarmal», gefüllte Lauchrollen mit einer Füllung aus einer Mischung von Schweinefleisch, Reis und Zwiebeln. Sie hat auch alle Hände voll zu tun mit der Zubereitung von zahlreichen Patisserie-Spezialitäten, welche die Rumänen so lieben.Vor dem Festmahl am 25. kommt die Nacht des Heiligen Abends. Für die jungen Christen ist dies die Zeit, in der sie auf die Strassen gehen und mit Begeisterung Lieder über das Kommen von Jesus singen. Die kleineren Kinder, die den Abend zusammen mit ihrer Familie bei den Grosseltern verbracht haben, schliessen sich nun stolz dem frohen Umzug der jungen Erwachsenen an. Mit ihren Gitarren in den Händen klopfen die jungen Christen an die erleuchteten Häuser. Der Empfang ist meistens herzlich – es ist Weihnachten und im ganzen Dorf freuen sich die Menschen. Die Musikanten ziehen unermüdlich durchs gesamte Dorf, eine Türe nach der anderen – oft bis um 4 Uhr morgens. An manchen Türen werden sie belohnt und erhalten Süssigkeiten und ein kleines Glas Schnaps: zum Aufwärmen der gefrorenen Glieder in der klirrenden Kälte Rumäniens.
Am nächsten Morgen ist nichts mit Ausschlafen. Der Weihnachtsgottesdienst ist ein Muss. Die Lieder und Theaterstücklein der Kinder will niemand verpassen. Festlich gekleidet versammelt sich danach die Familie zum Weihnachtsessen. Das geschmückte und beleuchtete Haus gibt diesem Fest eine ganz besondere Note. Christbäume sind hier weniger üblich. Geschenke dagegen schon. Auch die armen Kinder im Dorf werden beschenkt. Einige von ihnen haben noch nie zuvor ein Geschenk bekommen. Die Kirchgemeinden haben sich vorbereitet: Sie geben den staunenden Kindern ein kleines Weihnachtsgeschenk.
(von Jérémie Cavin und Alex Vlad)
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Quelle: SEA / Viertelstunde für den Glauben