50 Jahre «Greenpeace»
Kämpfer gegen Unrecht mit Quäkerwurzeln
Wer hat ihn erfunden, den Regenbogen? Gott, der Schöpfer selbst, inklusive Arche-Noah-Geschichte mit starker Symbolik. «Greenpeace» war eine der ersten Organisationen, die ihn benutzte. Das war kein Zufall, steckten doch die christlichen Quäker dahinter.
Im September 1971 war die Gründung von Greenpeace, und bald machten sie spektakuläre Aktionen weltberühmt. Doch wer kennt die moralischen Werte, welche die Quäker einbringen?
Gleichzeitig kämpft Greenpeace auch gegen ein schlechtes Image, nicht nur gegen Unrecht.
Frauen für (grünen) Frieden
Aktuell: Niemand geringeres als Angela Merkel hielt die Hauptrede an der Feier zum 50. Jubiläum von Greenpeace International vom 30. August.
Als Vorreiter der Organisation wurde 1970 in Vancouver ein Konzert organisiert, indem auch die Quäker-Anhängerin Joan Baez involviert war. Weitere Treffen der Friedensaktivisten, die Gründung, und erste Aktionen mit grosser Wirkung folgten schon bald.
Zurück zu den Wurzeln auf dem Schiff
Seit Beginn spielten in den Kampagnen Hochseeschiffe eine wichtige Rolle. 1978 kam die «Rainbow Warrior» mit 40 Meter Länge gegen isländischen Walfang zum Einsatz. Bis 1985 engagierten sich die Greenpeacer bei gewaltfreien Aktionen beispielsweise gegen das Abladen von giftigem und radioaktivem Müll in Ozeanen, die Jagd auf Kegelrobben auf den schottischen Orkney-Inseln oder gegen Atomtests im Pazifik.
Tatsächlich wurde 1985 die Rainbow Warrior beim Mururoa-Atoll im Protest gegen Atomtests mit zwei Bomben durch den französischen Geheimdienst versenkt. Dabei kam sogar der Fotograf Fernando Pereira ums Leben.
Quäkersches «Zeugnis ablegen»
Die Quäker mit Niederlassung in den USA haben verschiedene Ausrichtungen, so sind sie zum Beispiel in den Südstaaten sehr evangelikal. Rund die Hälfte weltweit lebt in Afrika.
Die Methode, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, wurde vom «Bearing Witness» der Gläubigen inspiriert. Dabei geht es Greenpeace nach eigenen Angaben darum, «Zeugnis abzulegen» über Unrecht, das auf dieser Welt geschieht. So positionieren sich beispielsweise Mitglieder öffentlichkeitswirksam zwischen der Harpune der Walfänger und deren Beute. Dazu setzten sie seit Beginn bewusst medienwirksame Bilder ein.
Für Lebenswürde und gegen Unrecht
Das Ziel von Greenpeace ist, «mit direkten, wirksamen Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen kämpfen». Ausserdem ist die Organisation in vielen internationalen Gremien beratend tätig.Nach den anfänglichen Kampagnen konzentrierte sich die Organisation auf weitere Themen wie Überfischung, die globale Erwärmung, die Zerstörung von Urwäldern, Biodiversität und Artenschutz, Grüne Gentechnik und Biopatente.
Wiederum setzen sie sich für Alternativen durch technische Innovationen ein.
Gelebter Glaube
Die Quäker hatten ihre Anfänge als Erweckungsbewegung in England. Heute kann man das Quäkertum als christliche Denomination bezeichnen, obwohl die Ansichten teils stark auseinandergehen. Das göttliche Innere ist zentral, was wiederum den Einsatz für Menschenwürde und die Wertschätzung gegenüber allem Leben erklärt; gegen alle Diskriminierung und Zerstörung.
Der gelebte Glaube, Glaube in Aktion ist oft ein klarer Schwerpunkt. Obwohl auch Geistliches, je nach Gemeinschaft, grossen Raum einnehmen kann. Ihr Engagement gegen die Sklaverei ist ein gutes Beispiel ihres Herzschlages, wobei sie bereits ab 1758 Sklaven befreiten. Die offizielle Abschaffung gelang schlussendlich erst 1862.
Flügel der Archen-Taube und Körperschaft
Was in den meisten Organisationen und Werken zu beobachten ist, geschah auch hier: Je grösser Greenpeace wurde, desto diverser wurde die Organisation und entwickelte verschiedene Flügel und Schwerpunkte. Auch deshalb ist das christliche Erbe nur begrenzt bekannt.
Greenpeace hatte im Jahr 2017 weltweit rund drei Millionen Mitglieder und beschäftigte rund 2'400 Mitarbeiter. Es gibt in über 45 Ländern weltweit Hauptquartiere und 28 regionale Büros.
Aktionen scheiden die Geister
Die Dynamik ist topaktuell: Es herrscht ein Missstand oder Ungerechtigkeit und dann regt sich Widerstand, sei es im Klimawandel, in der Finanzwelt oder bei anderen aktuellen Themen. Per se sind Organisationen oder Menschen umstritten, sobald sie sich gegen etwas oder jemanden stellen, kritisieren. Für Harmoniebedürftige ist es schwer auszuhalten, wenn Tatbestände angeprangert werden. Schnell werden die Aktiven als extrem taxiert.
Wenn beispielsweise eine Katastrophe weit fortgeschritten ist und es drastische und dringende Massnahmen braucht, ist dies für gemässigte Gemüter eine grosse Herausforderung… Und manchmal gibt es Schritte ausserhalb des Gesetzes, was Aktivisten angreifbar macht. Doch wo ist die Grenze vom Erträglichen und Tolerierbaren, welche Mittel sind noch zulässig, wenn ein Notstand mit Gesetzesbruch besteht? Einfach ist dies nicht zu definieren.
Es kann weiterhin mit Einsatz fürs «göttliche» Leben gerechnet werden, und wir schliessen mit den Worten von Leo Tolstoi, die Greenpeace als Testimonial verwendet: «Eine Grundlage für Glück ist die Verbundenheit von Mensch und Natur.»
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Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet