Digitale Nachhaltigkeit
Zukünftige Roboter brauchen eine Ethik
Als Dozent und Leiter der Forschungsstelle für digitale Nachhaltigkeit an der Universität Bern hat Matthias Stürmer ein positives Verhältnis zur Digitalisierung. Er weist aber darauf hin, wo Korrekturen nötig sind.
Als Experte für Digitalisierung ist Matthias Stürmer ein gefragter Mann in den Medien. Gespannt war man denn auch auf seine Ausführungen am Impulstag der Vereinigten Bibelgruppen (VBG) am letzten Samstag in Zürich. Nach einem Überblick über die Ausmasse der globalen Digitalisierung und die Zukunftsaussichten skizzierte er auch Lösungsansätze. Wichtig sei, nicht nur die Nachteile zu beklagen, sondern die Vorteile der Automation zu nutzen. Sie bringe auch Arbeitsplätze in die Schweiz zurück, bemerkte Stürmer.Auf die digitale Welt vorbereiten
Wichtig sei auch, dass die Schule ihre Abgänger gut auf die digitale Welt vorbereite. Sie müssten zum Beispiel in der allgemeinen Überflutung von Informationen und Nachrichten lernen, zwischen guter Information und Fake News zu unterscheiden. Er regt an, sich mit Open Source Angeboten mehr auseinanderzusetzen, um nicht den IT-Giganten immer stärker ausgeliefert zu sein. Er spricht hier von einer schleichenden Hauptbedrohung durch die einschlägigen Konzerne.
Digitale Nachhaltigkeit
Für Stürmer sind angesichts verschwindender Arbeitsplätze auch eine Robotersteuer oder das bedingungslose Grundeinkommen Themen, über die zukünftig diskutiert werden muss. Der Experte für digitale Nachhaltigkeit setzt sich denn auch politisch ein, zur Zeit als (EVP-)Mitglied des Berner Stadtrates. Er spricht sich entschieden auch für eine schnellere Gangart im Blick auf die Verschärfung des Datenschutzgesetzes aus. Die EU habe mit der Datenschutz-Grundverordnung DSGVO eine gute Vorlage hingelegt, die bereits im Mai in Kraft trete. Dass unser Parlament das Gesetz kürzlich auf unbestimmte Zeit vertagt habe, kritisiert er. Vermutlich habe die Finanzindustrie hier die Bremse gezogen.
Ethik für Roboter
Stürmer hat auch das Thema Ethik für Roboter wieder auf den Tisch gebracht. Als Beispiel nennt er das automatische Bremssystem bei einem Bus. Wenn zum Beispiel ein Tier unerwartet vor einen fahrenden Bus rennt, müsste das Bremssystem entscheiden können, ob das Tier überleben soll oder ob Passagiere durch das Bremsmanöver gefährdet werden dürfen. Roboter müssen somit in der Zukunft vermehrt menschliche Werte übernehmen. Aber wer definiert diese Werte?
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Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet