Zauberlehrlinge?
England erlaubt Forschung an Embryonen
In England soll es künftig erlaubt sein, an überzähligen Embryonen zu forschen und Defekte zu reparieren. Was spricht eigentlich dagegen? Ein Kommentar von Fritz Imhof.
England ist das erste westliche Land, das solche Forschung erlaubt, nachdem bereits chinesische Forscher menschliche Embryos gentechnisch verändert haben. England war dem Westen schon immer einen Schritt voraus, wenn es darum ging, in der Humanmedizin eine Ethik der Nützlichkeit umzusetzen.
Die Dynamik des Fortschritts
Der Entscheid in England gibt den Skeptikern in der Schweiz Recht, die das Referendum gegen das neue PID-Gesetz ergriffen haben, das Tests an Embryonen erlauben will. Ein Selektionsverfahren soll Embryonen ausscheiden, die ein Krankheits- oder Fehlbildungsrisiko beinhalten, bevor es der Mutter eingepflanzt wird. Und dies ganz unabhängig davon, ob es in der Familie schon Erbkrankheiten gibt. Über das Referendum soll im Juni abgestimmt werden. Die Kritiker des Gesetzes, allen voran die Evangelische Volkspartei (EVP), befürchten, dass es einen ersten Schritt für künftige weitere Öffnungen im Bereich Forschung und Genmanipulation bedeutet.
Nützlichkeits- vor Verantwortungsethik
Die Nationale Ethikkommission NEK in der Schweiz unterstützt allerdings das Gesetz. Andrea Büchler, Präsidentin der NEK, räumt jetzt gegenüber der Zeitung Nordwestschweiz ein: «Kommt PID durch, hat sich die Schweiz ein wenig in Richtung Ethik des Nützlichen bewegt, auch ohne die Forschung an genmanipulierten Embryos erlaubt zu haben.» Laut den bisherigen Erfahrungen im Bereich Humanmedizin dürfte es aber eine Frage der Zeit sein, bis die Schweiz einen Schritt weiter geht, sollte die Forschung in England Erfolge feiern.
Die Zauberlehrlinge
Ebenso ist absehbar, dass der Erfolg den englischen Forscher/innen den Weg bereiten wird, die reparierten Embryonen auch Müttern einzupflanzen. Dann wird man aber Risiken eingehen, die nicht absehbar sind. Denn Manipulation am Erbgut wird nach Überzeugung der Wissenschafter auch unerwartete Folgen für die Nachkommen in den kommenden Generationen haben. Spätestens dann dürfte man an den «Zauberlehrling» in Goethes Ballade denken, dem nach anfänglichem Erfolg alles aus dem Ruder lief.
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Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet