Wertschätzen und Fördern

Berufung im Berufsalltag ausleben

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Daniel Galli (Bild: zVg)
Der Lebensweg von Daniel Galli verlief oft nicht nach seinem Wunsch. Dabei lernte er, dass er seine Berufung gleichermassen als Leiter einer Jüngerschaftsschule wie als CEO einer medizinischen Firma ausleben kann.

«Nie hätte ich gedacht, einmal mit Akademikern zusammen zu arbeiten», berichtet Daniel Galli (55) aus Aarberg. «Schliesslich war ich selbst nur Realschüler.» Heute ist er CEO und ein beachtlicher Teil seiner 150 Mitarbeiter sind Ärzte. Dabei hatte er nur sein Ziel verfolgt, Menschen zu fördern und weiterzubringen.

Der Wunsch, etwas «Christliches» zu tun

Während seiner KV-Lehre stellte sich Daniels Geschick im Umgang mit Zahlen heraus. Buchhaltung und Rechnungswesen schloss er mit Bestnoten ab. Bald war er dann richtig im kaufmännischen Business drin. «Ich hatte aber den Wunsch, etwas Christliches zu machen.» Bei JMEM (Jugend mit einer Mission) wurde gerade jemand für die Buchhaltung gesucht, was er als Erfüllung seines Wunsches betrachtete. Damit war auch der Startschuss gelegt für einen Werdegang in Buchhaltung und Finanzen.

Nach zweieinhalb Jahren bei JMEM wechselte er in eine Bank, machte später noch eine Ausbildung zum Buchhalter. Parallel zum Bankjob startete er eine berufsbegleitende Jüngerschaftsschule in Oftringen und übernahm nach einem Jahr die Schulleitung.

Mit vollem Einsatz voran

Es war eine strenge Zeit. Neben den beruflichen Herausforderungen und der Pflege der jungen Familie gaben Daniel und seine Ehefrau Manuela vollen Einsatz für die Jüngerschaftsschule. Es war eine erfüllte Zeit, doch dann führte der Unfall ihres damals zehnmonatigen Sohnes das Engagement zu einem abrupten Ende. «Unser Sohn brauchte während vierzehn Monaten intensive Pflege. Wir mussten unser Engagement für die JMEM-Jüngerschaftsschule aufgeben.»

Wo und wie leben wir unsere Berufung?

Daniel liebt es, Menschen jeden Alters wertzuschätzen und zu fördern. Nach dem Ende der Jüngerschaftsschule glaubte Daniel, seine Berufung nicht mehr ausleben zu können. «Damals verstanden wir die Welt nicht mehr. Wir waren so gesegnet und erhielten viel Bestätigung.» Der Verlust war erdrückend. Dann lernte Daniel, dass er seine Berufung überall leben konnte. Seine Gabe, das Potential in Menschen zu erkennen und seine Leidenschaft zum Fördern und Wertschätzen, konnte er überall ausleben. Hierzu braucht er kein christliches Setting, sondern einfach Menschen um sich herum.

Ein beschwerliche berufliche Reise

In dieser Zeit verlor Daniel aufgrund einer Fusion seinen Job. «Ich hatte dann das Glück, den Job des Finanzchefs im Krankenhaus Huttwil zu erhalten.» Das gefiel ihm sehr – bis er aufgrund einer Fusion von Krankenhäusern auch diese Stelle verlor. Jahre später wurde noch einmal eine gute Stelle durch Fusion wegrationalisiert. Der ständige Neuanfang war nicht einfach. «Es war mir immer wichtig, nicht nur irgendwo einen Job als Broterwerb zu haben. Ich wollte mich mit meinem Arbeitsplatz identifizieren und in der Arbeit einen Sinn sehen.» Da sich Daniel stark mit einem Unternehmen identifizierte, verlor er bei jedem Verlust ein Teil seiner Identität.

Ein langer, unverständlicher und doch lohnender Weg

«Oft sehe ich mich in der Geschichte von Josef. Es war ein langer, schwieriger Weg, der unterwegs keinen Sinn zu machen schien. Doch Gott hat mich dabei auf zukünftige Aufgaben vorbereitet.» Vor drei Jahren wurde er überraschend für die Position des CEO in seiner aktuellen Firma vorgeschlagen. 150 Mitarbeiter unter sich zu haben, war eine grosse Herausforderung, für die er keine entsprechende Ausbildung aufweisen konnte. Die vielen Erfahrungen der vorangehenden Jahre wurden ihm aber nun zum Gewinn. «Plötzlich war ich für alles dankbar, was mich geprägt hatte.» Zu sehen, wie Gott das Lebenspuzzle zusammenfügt, ermutigt Daniel, Gott auch weiterhin zu dienen – gerade dann, wenn er in der aktuellen Wegstrecke keinen Sinn erkennen kann.

Gott im Job dienen

In Jugendjahren glaubte Daniel, in einem christlichen Werk arbeiten zu müssen, um Gott bestmöglich dienen zu können. Heute weiss er, dass er seine Berufung nicht nur als Leiter einer Jüngerschaft leben kann. «Ich versuche, meine Mitarbeiter zu fördern und sie in ihre Berufung hineinzuführen.» Er erkennt Talente und fördert diese.

Daniel ist kein Prediger. «Ich lebe meinen Glauben und bringe Mitmenschen Wertschätzung entgegen.» Manchmal vertrauen ihm Mitarbeiter persönliche Probleme an. «Dann bin ich gerne bereit, sie an meinem Leben Anteil haben zu lassen.» Sein Glaube ist kein Geheimnis. Daniel teilt diesen aber entsprechend der jeweiligen Beziehungen.

Arbeitsklima und Coronakrise

Vorgesetzte haben starken Einfluss auf das Arbeitsklima. Es ist schön zu sehen, wie seine wertschätzende Grundhaltung auch Spuren hinterlässt. Daniel ist dankbar, sagen zu dürfen. «Wir haben ein gutes Arbeitsklima. Ich selbst fühle mich sehr wohl.»

«Die letzten Monate waren die strengste Zeit meines Lebens», fasst Daniel die Coronakrise zusammen. In kurzer Zeit kam enorm vieles auf ihn zu. «Ich hatte es nicht mehr im Griff, konnte nur noch loslassen und den Ausgang Gott überlassen.» Gottvertrauen ist gefragt – etwas, das Gott ihn schon seit vielen Jahren am Lehren ist. «Mein Motto wurde: Loslassen, loslassen, loslassen!» Und einfach vertrauen, dass Gott auch hier alles zum Guten zusammenfügt. Dabei weiss Daniel, dass sein Weg nicht abgeschlossen ist. Es gilt weiterhin offen zu sein, um Gottes Führung zu folgen.

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Datum: 16.12.2020
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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