Christen mündig werden lassen
Weniger Institution, mehr Leidenschaft
Wie kann eine Freikirche einen jüngerschaftlichen Lebensstil verkörpern? G-Movement-Leiter Matthias (Kuno) Kuhn stellte sich dieser Frage an der Leiterkonferenz des Verbandes freikirchen.ch in Bern.Viele aktive Christinnen und Christen fühlen sich zu stark vom Kirchenbetrieb absorbiert, um ihre Leidenschaft für das Gewinnen von Menschen zu leben. Dies betonte Matthias «Kuno» Kuhn in seinem Input vor Leitern von Freikirchen und Gastmitgliedern am 11. September. Seine radikale und durchaus ansteckende Schlussfolgerung bei der Gründung der GPMC (1998) lautete: «Wir geben unsere Leben nicht länger einer Institution, sondern einer verlorenen Welt!»
Eine Absicht der neuen Kirche in Thun war, dass die Leute an ihrem Lebensort (Wohnen, Freizeit, Beruf) befähigt werden, das Evangelium zu leben, statt sich von institutionellen Pflichten absorbieren zu lassen – der Traum «Kirchen ohne Mauer» war geboren. Daraus erfolgte später die Gründung der Schule &Acts und später des G-Movement, das Matthias Kuhn heute gemeinsam mit Aaron Stutz leitet.
Die 80/20 Regel
Nach seiner Einschätzung betreiben im Durchschnitt 20 Prozent der freikirchlichen Christen «leidenschaftlich die Kirche», indem sie ein Programm aufrechterhalten, das die übrigen 80 Prozent vor allem konsumieren. Diese 80 Prozent würden sich je nach dem als Geniesser oder als Publikumskritiker betätigen. Die Leidenschaftlichen hätten aber zu wenig Zeit, um die Sehnsucht, die Welt zu erreichen, in die Tat umzusetzen. «Kuno» stellte sich daher die Frage: Wie können wir Menschen befähigen, in der Freizeit zu evangelisieren und einen evangelistischen Lebensstil zu leben?Der Weg zur Multiplikation
Es brauche eine Reduktion des Programms und ebenso die Zielsetzung, Christen mündig werden zu lassen, indem sie Mütter und Väter des Glaubens erleben, die sie dahin führen, wie es Paulus im Brief an die Thessalonicher (1. Thessalonicher Kapitel 2, Verse 7-8 und Verse 11-12) formuliert habe. Es gelte, Menschen zum Handeln zu befähigen im Sinne von «Ich mache – du schaust zu» bis hin zum «Du machst – ich schaue zu».
Um sein Konzept umzusetzen und dafür Zeit zu gewinnen, bot «Kunos» Gemeinde während 20 Jahren nur einmal pro Monat einen Gottesdienst an. Ihm war dabei wichtig: «Jesus baute seine Kirche nicht rund um ein Programm, sondern um seinen Lebensstil, bei dem Lehre und Leben sich vereinten.» Im Buch «Jüngerschaft» hat Kuhn seine Erkenntnisse zusammengefasst. Die Gemeinde GPMC setzt zum Beispiel auf «Livegrooves», die sich zum gemeinsamen Essen mit offener Bibel treffen.
Institutionen abschaffen?
In der Diskussion räumte Kuhn ein, es gehe ihm nicht darum, die Institutionen abzuschaffen oder abzuwerten. Es brauche sie, und er habe dafür grosse Wertschätzung. Er stellt sich aber die Frage, wie viele Kräfte dafür eingebunden werden sollten. Die Anstösse «Kunos» wurden anschliessend diskutiert und auf ihre Umsetzung hin geprüft.
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Autor: Fritz Imhof
Quelle: idea Schweiz