Gottvertrauen als Hotelier
«Und wenn alle Stricke reissen sollten …»
Viele Branchen sind von der Coronakrise betroffen, ganz besonders das Gastgewerbe. Willy Graf (60), Geschäftsführer vom Dialoghotel Eckstein in Baar, gibt Einblick und erzählt, wie er mit der Situation umgeht.Durch Bundesratsbeschluss mussten Restaurants zu Beginn der Coronakrise 2020 von einem Tag auf den anderen schliessen. Einige Hotels konnten zwar noch eine Nische finden, um zumindest ein paar Gäste zu gewinnen (Personen aus dem Militär oder Pflegepersonal aus Gesundheitseinrichtungen), doch die meisten Betriebe mussten dicht machen. «Das bescherte der gesamten Gastrobranche – Restaurants und Hotels – viele Herausforderungen. Durch das unerwartet lange Anhalten dieser weltweiten Pandemie haben sich die Schwierigkeiten zu Existenzfragen gesteigert. Für immer mehr Betriebe sieht es deshalb sehr düster aus», erklärt Willy Graf.
Finanzielle Herausforderung
Das Dialoghotel Eckstein ist ein 40-Zimmer-Hotel mit 16 Mitarbeitenden. Willy Graf ist dankbar, dass er bisher niemandem kündigen musste. «Glücklicherweise war für uns die Liquidität nicht von Anfang an akut gefährdet. Wir beantragten selbstverständlich sofort Kurzarbeitsentschädigung, was uns sehr geholfen hat.»
Einigermassen entspannt
«Noch stehen wir nicht am Abgrund. Falls die Shutdown-Massnahmen aber bis in den Vorsommer oder länger anhalten sollten, dann wird es tatsächlich kritisch», erklärt Graf. Trotz dieses grossen Spannungsfelds kann er in seinem Alltag entspannt und innerlich ruhig sein. Sein Glaube spielt dabei eine wesentliche Rolle: «Jeden Tag lege ich auch das Ergehen des Hotels in Gottes Hände. Ich weiss, dass er mich nie im Stich lassen wird.» Für Willy Graf ist es wichtig, eine Perspektive des Vertrauens einzunehmen. Dieses Gottvertrauen gehört zu seinem Lebensstil. «Dass ich Teamsitzungen mit Gebet beginne, ist nicht nur ein Ritual, sondern Ausdruck meiner Abhängigkeit von Gott.»Die Coronakrise bringt auch Gutes mit sich: «Mehr Zeit mit meiner Frau verbringen zu können, ist sehr wertvoll. Und bei Gottesdiensten via Livestream dabei zu sein, das schätze ich enorm.»
Unsichere Zeit für Gastgewerbe
Für viele gastgewerbliche Betriebe ist es sehr unsicher, ob und wie sie den Betrieb weiterführen können. Das Überleben mancher Hotels und Restaurants ist in Frage gestellt. «Eins ist klar: Die Schweizer Hotels und Restaurants sind auch 2021 auf Schweizer Gäste angewiesen. Mit Gästen aus dem Ausland darf kaum gerechnet werden.»
Als Christ in der Coronakrise
So sehr Willy Graf um geschäftlichen Erfolg bemüht ist, dieser bestimmt nicht seine Identität. «Selbst wenn jemand gut verwaltet, kann es geschehen, dass sein Betrieb am Ende nicht überlebt.» Willy Graf betont, dass das Hotel letztlich nicht ihm gehöre, sondern Gott. Seine Aufgabe bestehe darin, den Betrieb so gut wie möglich zu verwalten: «Und wenn alle Stricke reissen sollten, bin ich mir bewusst, dass Gott durchtragen wird.»
Zur Person
Willy Graf (1961) ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und zwei Enkel. Nach seiner kaufmännischen Ausbildung absolvierte er das Theologische Seminar St. Chrischona, wechselte aber nach zwei Vikariatsjahren in der Gemeindearbeit in die Hotellerie, absolvierte eine Schule für Unternehmensführung und schloss 2013 ein Nachdiplomstudium im Hotelmanagement ab. Nach fünfzehn Jahren als Hoteldirektor im «Campus Sursee Seminarzentrum» und im Hotel Seeblick, Emmetten, führt er seit 2019 das Dialoghotel Eckstein in Baar.
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Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet