Intoleranz gegen EVP-Politiker
Jetzt spricht Benjamin Zürcher über den Shitstorm
Mit einem Tweet sorgte Benjamin Zürcher für unerwartete Furore. Weil er es «wagte», eine andere Meinung als die des vermeintlichen Mainstreams zu veröffentlichen, schlugen ihm Teils Beleidigungen weit unter der Gürtellinie entgegen. Livenet sprach mit dem Thurgauer Jung-Politiker.In dem Tweet schrieb Benjamin Zürcher: «Ich bin 18 Jahre jung und gegen Homo-Ehe, gegen Stimmrechtsalter 16, gegen Klimahysterie, gegen Cannabis-Legalisierung. Ich habe das Gefühl, alleine dies macht mich schon zu einer provokanten Reizfigur.»
Das war am 7. März und daraufhin entflammte ein Shitstorm ungeahnten Ausmasses. Unter anderem wurde er als «der jüngste Wut-Rentner» verhöhnt. Ermutigung fand er durch Hans-Georg Maassen, bis 2018 Präsident des deutschen Bundesamtes für Verfassungsschutz, der schrieb: «Anonymer Hass im Netz ist ein grosses Problem. Bleiben Sie standhaft!».
Livenet sprach mit Benjamin Zürcher.
Benjamin
Zürcher, was sagen Sie zu dem, was geschehen ist?
Benjamin
Zürcher: Mich überraschten die vielen Reaktionen. Es gab drei
Kategorien: Die eine waren Beleidigungen. Eine weitere Gruppe übte sachliche
Kritik und eine andere gratulierte mir. Jemand schrieb: «Wenn ich die Wahlliste
nicht bereits abgeschickt hätte, hätten ich nun Sie zweimal darauf genommen.»
Sind
Sie überrascht von all diesen Reaktionen?
Ich
bin überrascht: Wenn man mich gefragt hätte, mit was ich bei diesem Tweet
rechne, dann wäre ich von zehn Likes ausgegangen. Es sind nun über 2'800 Likes geworden. Es gab 450'000
Aufrufe und die Anzahl Follower wuchs von rund 130 Followern auf über 900.
Wie
reagieren Sie nun?
Ich
werde auf Strafverfolgung verzichten. Manche der Reaktionen sind so beleidigend,
dass eine solche Beachtung nicht Sinn macht. Dem soll nicht noch mehr Aufmerksamkeit
geschenkt werden. Ich freue mich an den positiven Rückmeldungen, ich kann damit
leben.
Hat
diese Öffentlichkeit den Wahlkampf vom 15. März verändert (am Sonntag wählt
Thurgau den Regierungsrat und den Grossen Rat)?
Mir
ist wichtig zu sagen, dass es nicht als Wahlkampf-Taktik vorgesehen ist.
Behauptet wurde, dass es mir um Stimmen ging. Das stimmt nicht. Sonst hätte ich
das nicht eine Woche vor den Wahlen, sondern viel früher tun müssen. Denn viele
hatten die Couverts bereits abgeschickt. Ausserdem hätte ich dann das Gegenteil
schreiben müssen…
Was
erwarten Sie von den Wahlen?
Ich
erhoffe mir, dass wir in Weinfelden einen zweiten Sitz gewinnen, es wird
bestimmt schwer werden, aber als EVP Thurgau wurden wir stärker, Wolfgang
Ackerknecht leistete gute Arbeit. Im Bezirk haben wir eine gute Harmonie, 2018
gründeten wir die junge EVP, die zu den aktivsten Kantonalsektionen gehört. Wir
hoffen auf ein positives Resultat.
Was
sind Ihre politischen Ziele?
Aktuell
bin ich im Vorstand der jungen EVP Thurgau und im Vorstand der EVP des Bezirks
Weinfelden. Nun warte ich die Grossratswahlen ab und schaue, wie ich mich sonst
noch reingeben werde.
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet