Gebetstag vom 1. August
Hans-Peter Lang: «Sind wir bereit für die Ernte?»
Am 1. August findet der Nationale Gebetstag statt. Was bewegt Hans-Peter Lang, Leiter von «Gebet für die Schweiz», im Hinblick auf das Treffen in Brugg? Rolf Höneisen hat ihn besucht.Hans-Peter Lang, der diesjährige Gebetstag am 1. August in Brugg steht unter dem Motto «Gemeinsam zum Wort». Wie ist das gemeint?
Hans-Peter Lang: Damit gehen wir auf dem 2017 begonnenen Weg weiter. Damals hiess das Thema «Aufbruch». Im letzten Jahr hiess es «Gemeinsam vorwärts». Es wurde eine eigentliche Bussbewegung ausgelöst, vorwärts zum Kreuz. Unter anderem sagte ich damals: ‚Christen kennen Gottes Wort nicht mehr‘. Diesmal geht es ums Ziel, um Jesus Christus, den Sohn Gottes, Retter, Freund, Bräutigam, König. Es geht um die Begegnung mit ihm, um die Begegnung zwischen der Gemeinde – oder eben mit anderen Worten: um die Begegnung zwischen der Braut und Jesus, dem Bräutigam. Sind wir dazu bereit?
Vielen Christen dürfte die Begrifflichkeit der «Brautgemeinde» wenig geläufig sein …
Betrachten wir eine jüdische Hochzeit. Sie umfasst vier Schritte. Zuerst bezahlt der Vater des Bräutigams dem Vater der Braut den Brautpreis. Die Heirat wird von den Vätern bestimmt. Im bildhaften Vergleich: Gott hat den Preis bezahlt mit dem Sohn. Irgendwann – vielleicht 20 Jahre später – holt der Bräutigam die Braut in sein Haus. Darauf warten wir! Die Gemeinde bzw. die Braut hält sich rein bis zu diesem Zeitpunkt. Der dritte Schritt ist die Vorbereitung der Hochzeitszeremonie. Es ist biblisch gesprochen das Gericht über unsere Taten – vieles verbrennt, weil es nur Heu und Stroh war. Gerettet in Christus sind aber alle. Der vierte Schritt ist das Hochzeitsfest gemeinsam mit dem Volk aus dem alten Bund. In unserer Zeit kann es jederzeit geschehen, dass Jesus seine Braut zu sich holt. Gemäss 1. Korinther, Kapitel 15, Vers 52 geschieht das dann, wenn die letzte Posaune ertönt.
Während in Kirchen und Gemeinden die Rückkehr von Jesus Christus – oder die sogenannte Entrückung der Gemeinde – kein Thema ist, sprechen Sie offen davon. Was führt Sie dazu?
Damit verbunden ist der Prozess der letzten beiden Jahre. Er führte zur Frage «Was lehrt uns die Bibel über die Zukunft?» Es gab Phasen in der Kirchengeschichte, da war diese Frage viel dringlicher als heute. Wir sollten aufwachen und dafür bereit sein, was der König Jesus mit seiner Gemeinde tun will. Der Frühregen war das erste Pfingsten, der Spätregen kommt kurz vor der Ernte. Ist die Gemeinschaft der Gläubigen auf die angekündigte Ernte vorbereitet?
Vorbereiten fällt schwer, wenn der Besuchstermin offen ist. Inwiefern ist der Nationale Gebetstag ein Tag der Vorbereitung?
Alles fängt mit Beten und einer Hinwendung der Gemeinde zu Jesus Christus an. Dazu braucht es Menschen mit demütigen, versöhnten Herzen. Jesus betet um Einheit. Am Gebetstag 2018 haben wir erlebt, wie Hunderte von Menschen unvermittelt niedergekniet sind. Wir brauchen nicht mehr Theologie und Wissen, sondern kindlichen Glauben. Jesus lädt uns ein: «Kommt, kommt zu mir, kommt zum Wort, lebt mit mir, haltet Gemeinschaft.»
Wenn ich in die Kirchenwelt schaue, fällt nicht Einheit auf, sondern Polarisierung. In manch einer ethischen Frage – Abtreibung, Sterbehilfe, Ehebegriff – herrscht unter Christen Uneinigkeit. Wie ordnen Sie das ein?
Diese Analyse wird Thema sein am Gebetstag. Es geht um Menschenfurcht und Gottesfurcht. Jesus steht draussen vor der Tür und klopft bei uns an, so steht es in Offenbarung, Kapitel 3, Vers 20. Wir müssen uns fragen, wo wir stehen. Und ich glaube, dass junge Christinnen und Christen den Glauben wieder radikaler und ernsthafter leben wollen als meine Generation. Wir sollten ihnen Vertrauen schenken
und sie freisetzen.
Ein Programmpunkt heisst «Generationentransfer» und «Freisetzung junger Menschen». Wie muss man sich das vorstellen?
Die ältere Generation soll einen Schritt zurück machen und die Jüngeren segnen. Sie sollen das, was sie als Frucht erkannt haben, mitnehmen und vermehren, und zwar so, wie sie von Gott in ihrer Generation geführt werden. Dieser Haltung wollen wir sichtbar Ausdruck verleihen.
«Gebet für die Schweiz» spricht von einem «Nationalen Gebetstag». Im letzten Jahr liessen sich gegen 3'000 Christinnen und Christen mobilisieren. Entspricht das den Erwartungen?
Ja, die Zahl der Beterinnen und Beter war über die Erwartungen gross – Gideon hatte 300 Kämpfer. Wenn 3'000 Personen aus der ganzen Schweiz bei einer Temperatur von 34 Grad nach Brugg kommen, um sechs Stunden lang gemeinsam zu beten, dann ist das zum Staunen. Es kommen diejenigen, die dazu bereit sind. Es sind Menschen, die zeigen, wie sie Gott lieben und wie sie unser Land lieben. Ich habe Gottes Nähe noch selten so gespürt wie am letztjährigen Gebetstag.
Worauf freuen Sie sich am 1. August?
Auf das nicht planbare, unerwartete Handeln des Heiligen Geistes, der unsere Herzen verändert. Und zwar bei Menschen aus allen Konfessionen und Denominationen. Die Teilnehmenden am Nationalen Gebetstag sind wie ein bunter Blumenstrauss, den Gott zusammenbindet.
Nationaler Gebetstag am 1. August 2019
Unter dem Motto «Gemeinsam zum Wort» findet am 1. August in Brugg der Nationale Gebetstag statt, organisiert von «Gebet für die Schweiz». An diesem Freiluftanlass versammeln sich mehrere Tausend Christinnen und Christen aus der ganzen Schweiz zum Beten für das Land. Beginn ist um 10 Uhr im Geissenschachen. Am Nachmittag wird ein spezieller Segnungsteil für Jugendliche und junge Erwachsene stattfinden. Es soll ein «sichtbarer Generationentransfer stattfinden», sagt Hans-Peter Lang (70), Leiter von Gebet für die Schweiz. «Geistliche Väter und Mütter freuen sich, der Kinder- und Enkelgeneration den Segen Gottes weiterzugeben.»
Entsprechend sind Junge und Alte eingeladen.
Der Lobpreis wird von Etienne Rochat aus Genf zusammen mit einem Team gestaltet. Der Nationale Gebetstag wird zweisprachig auf Deutsch und Französisch abgehalten. Radio Maria wird den ganzen Tag live übertragen.
Zur Webseite:
www.gebetstag.ch
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Nationaler Gebetstag
Autor: Rolf Höneisen
Quelle: ideaSpektrum Schweiz