Islamtagung
Menschenrechte im Licht des Islam
Carsten Polanz warnte bei einer Tagung der Fritz-Blanke-Gesellschaft und der Evangelischen Allianz im Nidelbad, Rüschlikon, vor falsch verstandener Toleranz: Muslime brauchen die gute Nachricht.
Über Hintergrund Bescheid wissen
In seinem Referat präsentierte Carsten Polanz die Grundlagen des Islams im historischen Kontext und zeigte dabei die vielfältigen islamischen Strömungen in der Gegenwart auf. Menschen, die mit Migranten arbeiten, müssten unbedingt wissen, von welchem Verständnis viele Muslime geprägt seien. «Es darf nicht sein, dass Integrationsbeauftragte in Europa nichts wissen von der Kairoer Erklärung der Menschenrechte, die 1990 von 45 Aussenministern islamisch geprägter Staaten verfasst worden ist!» Die Würde des Menschen und seine Rechte würden in der Kairoer Erklärung an den «wahren Glauben» (gemeint ist der Islam) geknüpft und nur im Rahmen der Scharia garantiert, erklärte er. Dies führe letztlich dazu, dass nicht nur Christen in diesen Staaten gefährdet seien, sondern auch andere religiöse Minderheiten, kritisch denkende Muslime oder die jeweilige politische Opposition.
Das militante Erbe Mohammeds
Polanz, der in Bonn in Islamwissenschaften doktoriert hat und Dozent an der Freien Theologischen Hochschule in Giessen ist, sagte: «Der Islam braucht keinen muslimischen Martin Luther, der die Gläubigen gemäss dem Prinzip 'Sola Scriptura' zurück zu den früh-islamischen Wurzeln führt.» Das hätten die Salafisten längst getan. Der Islam brauche eine selbstkritische Beschäftigung mit dem politischen und militanten Erbe Mohammeds. Wolle man eine echte Demokratie mit Freiheits- und Minderheitenrechten, müsse man den eigenen Wahrheitsanspruch vom Machtanspruch lösen. Befürworter einer Entpolitisierung des Islams sind bis heute Einschüchterungen und Bedrohungen bis hin zur Todesstrafe ausgesetzt.Zwischen Anbiederung und hasserfüllter Ablehnung
Polanz betonte, dass sich der Umgang von Europäern mit Muslimen aktuell zwischen den Extremen der Anbiederung und der hasserfüllten Ablehnung bewege. Unter den Christen in Europa beobachte er eine zunehmende Sprachlosigkeit was Gottes-, Werte- und Sinnfragen betreffe. Nebst Gesprächen sei das Gebet für muslimische Freunde zentral, ermutigte er die 40 Anwesenden. Es gehe letztlich um eine geistliche Befreiung hin zu einer persönlichen, versöhnten Gottesbeziehung, nach der sich auch Muslime sehnten. Christen sollten diese gute Nachricht nicht aus falsch verstandener Toleranz für sich behalten.
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Autor: Marc Jost
Quelle: Livenet / idea Schweiz