Interview mit Daniel Schöni

«Mein Charakter konnte dem schnellen Reichtum nicht standhalten»

Seit Daniel Schöni das Firmenschiff steuert, wuchs die Schöni-Holding von 70 auf 700 Mitarbeiter. Diesen September wurde in Rothrist ein neues Logistikzentrum eröffnet. Was sind seine Führungsprinzipien und welche Rolle spielt Gott dabei?

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Daniel Schöni (Bild: idea Schweiz)
idea: Welche Werte sind Ihnen als Patron wichtig?
Daniel Schöni: Meine Frau und ich haben gerade «Schöni-Satzungen» verabschiedet. Es geht uns darum, unsere Werte in klare Sätze zu fassen. Wichtig ist uns zum Beispiel die Fehlerkultur. Man darf Fehler machen, aber man soll dazu stehen und Lehren daraus ziehen. Wichtig sind uns ebenso Ehrlichkeit, Korrektheit, Einsatzfreude, überdurchschnittliche Leistungsbereitschaft, aber auch der respektvolle Umgang miteinander. Wir denken über die Hierarchien hinweg. Jeder Mensch in unserm Betrieb ist gleich viel Wert, ob er nun Geschäftsführer oder Putzfrau ist.

Welchen Stellenwert hat die Liebe in Ihrem Führungsalltag?
Kaderleute sind es sich eher nicht gewohnt, dass ein Chef auch einmal sagt, er liebe sie oder er habe sie sehr gerne. Manchmal reagieren sie dann irritiert. Meine Mitarbeiter sollen spüren, dass ich sie mag. Sie sind für mich nicht einfach eine Personalnummer oder ein Kostenfaktor.

Braucht es in schwierigen Zeiten einen andern Führungsstil als in guten Zeiten?
Der Führungsstil ist weniger vom Wirtschaftsgang abhängig als vom Zeitgeist. Die Zeiten, in denen man wie ein Diktator führen konnte, sind vorbei. Die Menschen denken heute anders und haben auch nicht mehr dasselbe Verhältnis zum Arbeitgeber. Sie haben fast alles, was Sie brauchen und wollen. Der Mensch will heute eher weniger arbeiten und mehr geniessen. Darum müssen der Führungsstil und auch die Jobangebote sehr menschen- und bedürfnisorientiert sein.

Hat sich Ihr Führungsstil in den letzten Jahren verändert?
Bestimmt! Aber das hat mehr mit meiner eigenen Veränderung zu tun. Meine ersten zehn Jahre Unternehmertum waren enorm erfolgreich – vielleicht zu erfolgreich. Mein Charakter konnte dem schnellen Reichtum nicht standhalten. Er nahm Schaden. In unsern Satzungen steht darum auch, dass wir dem Stolz keinen Raum geben wollen. Ich habe in den letzten Jahren mehr und mehr versucht, weniger von oben herab zu führen. Ich will mit mehr Demut führen, auch authentischer und liebevoller.

Welchen Vorteil hat ein christlicher Unternehmer, der zu wahrer Nächstenliebe fähig ist?
Christen sind nicht einfach bessere Menschen. Doch wenn sich ein Chef wirklich für seine Mitarbeiter interessiert und auch bewusst den Weg mit ihnen geht, dann wird es sich positiv auswirken. Die Menschen suchen authentische Vorbilder, bei denen man sich auch ein Stück weit anlehnen kann. Für mich gilt: Man muss Menschen mögen! Das sollen meine Leute spüren.

Wie finden Sie überhaupt zu echter Nächstenliebe?
Man muss einsehen, dass man allein nichts ausrichten kann. Man ist in meiner Position total abhängig von vielen Menschen. Ich stelle fest, dass viele Leute – vor allem aus der einfachen Arbeiterschicht – sich das extrem einfach vorstellen: Der Chef hat ein angenehmes Leben, der kann sich alles leisten, kann alles delegieren und diktieren. Es ist aber ganz anders. Ich bin von meinen Mitarbeitern abhängig. Wenn einer fehlt, entsteht eine Lücke. Wenn man beobachten kann, wie viele Mitarbeiter sich wirklich voll für unsere Unternehmung einsetzen, so erfüllt mich das mit Dankbarkeit und auch einer gewissen, sicher etwas besonderen Liebe für diese Menschen und ihren Dienst, den sie in der Firma leisten.

Warum kann ein christlicher Unternehmer in wirtschaftlich schwieriger Zeit zuversichtlich in die Zukunft blicken?
Das ist möglich, wenn ich darauf vertraue, dass mich Gott gut führt. Zu diesem Vertrauen gehört die Erkenntnis, dass Gott unter Umständen auch anders führt, als ich es gerne hätte. Gott will vielleicht gar nicht, dass mein Unternehmen so stark wächst wie ich es mir wünsche. Ich weiss, dass ich als Säugling mit leeren Händen auf diese Welt kam und diese Welt dereinst in einem einfachen Hemd in einer Holzkiste verlassen werde. Alles, was dazwischen ist, ist Gottes Leihgabe an mich. Wenn ich das akzeptiere, beginne ich auch zu verstehen, dass nicht alles nach meinem Plan laufen muss und ich selber ein Teil eines viel grösseren Planes bin, welchen ich auch nicht verstehen muss.

Dies ist eine gekürzte Fassung. Das ausführliche Gespräch mit Daniel Schöni steht im Wochenmagazin ideaSpektrum Nr. 42-2016.

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Datum: 19.10.2016
Autor: Andrea Vonlanthen
Quelle: idea Schweiz

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