L2M-Konferenz
Warum sollen wir Muslime lieben?
«Warum soll ich Muslime lieben?» Diese und viele weitere Fragen werden auf der «Link2Muslims»-Konferenz im Raum Thun beantwortet. Vom 20. bis 22. November laden engagierte Christen zu einer Tagung ein, die dazu einlädt, Freundschaften mit Muslimen zu schliessen. Durch die Ereignisse der letzten fünfzehn Jahre schätzen Muslime christliche Gesprächstpartner, die bereit sind, einen Einblick in ihren Glauben zu gewähren. Livenet sprach mit Beat Forster, Veranstalter der Konferenz.
Livenet: Beat Forster, worum dreht sich die Konferenz?
Beat Forster: Die L2M-Konferenz beschäftigt sich mit der Frage, wie wir den Umgang mit Muslimen pflegen können und ihnen mit Liebe und Respekt begegnen. Auf der einen Seite wollen wir Schweizer Christen helfen, Grenzen zu überwinden und auf der anderen Seite ihnen Know-how vermitteln.
Die Konferenz ist einmalig, da beinahe alle Schweizer, die mit Muslimen irgendetwas zu tun haben, in Form von Referaten, Seminaren, Zeugnissen oder anderweitig mit dabei sind.
Ihr Vortrag trägt den Titel, dass die islamische Welt Kopf steht – was wird der Inhalt Ihres Vortrags sein?
Ich werde die letzten 20 Jahre im Mittleren und Nahen Osten analysieren und erklären, was sich so abgespielt hat. Der arabische Frühling war dazu ein Höhepunkt. Ich werde der Frage nachgehen, wieso Muslime vielleicht das erste Mal in ihrem Leben sich die Frage stellen müssen, wieso sie überhaupt Muslime sind – etwas, was seit Beginn des Islams vor 1300 Jahren praktisch nie geschah. Diese Fragestellung revolutioniert die islamische Welt. Der IS, der Syrien-Krieg, die Taliban, Osama Bin Laden, 9/11 sind quasi die Türöffner für diese Fragen. Unzählige Muslime haben genug vom Islam und kehren der Religion den Rücken – eine wahre Chance für uns Christen.
Eine der prägenden Fragen der Konferenz lautet, «Warum soll ich Muslime lieben?» – weshalb sollte man das tun?
Weil jeder Mensch auf dieser Welt von Gott geschaffen ist, die Liebe Gottes macht keine Notbremse, auch wenn es um andere Religionen geht. Muslime sind fantastische Menschen.
Sie lieben Muslime im Alltag – was erleben Sie in der Praxis?
Ich erlebe, dass Muslime auch mich mögen und lieben. Wenn es uns gelingt, ihnen ohne Vorbehalt und Hintergedanken zu begegnen, spüren sie das und sie öffnen sich. Zudem sind die meisten gar nicht so islamisch wie man das oft denkt. Ich besuche oft Freunde im Albanerverein. Für sie ist es einfach toll, wenn Schweizer zu ihnen kommen.
Was sie absolut auf dem Wecker haben, sind diese ständigen Vorurteile von uns Schweizern. Ein Beispiel: Mein Freund ist Albaner. Auf die Frage wo er arbeitet, sagt er oft «in der Schule». Die Schweizer fragen automatisch, «Ah, dann bist du wohl Hauswart?!» Mein Freund Kujtim sagt: «Nein, Sportlehrer!» Muslime wollen ernst genommen werden.
Eine weitere Konferenz-Frage lautet, wo der Einsatz am dringlichsten ist – wo ist sie das gegenwärtig?
Am dringlichsten ist unser Einsatz immer da, wo Menschen noch nie die Chance hatten von Jesus Christus zu hören. Wir zählen das Jahr 2015 und es gibt heute immer noch 1'000 islamische Volksgruppen auf dieser Welt, die kein Bodenpersonal Gottes vor Ort haben. Wir werden also der Frage nachgehen, wer sind diese Völker. Auf der anderen Seite sind viele von diesen Leuten auf der Flucht nach Europa. Muslime, die noch nie von Jesus gehört haben, sind plötzlich vor unserer Haustüre.
Was sagen Sie zur gegenwärtigen Flüchtlingssituation?
Spannend! Alle schreiben zu diesem Thema. Die Politik ist sicherlich gefordert – und die Kirche ebenfalls. Ein Bekannter aus dem Kriegsgebiet schrieb letzte Woche: Mehrere hundert Muslime haben sich in den Flüchtlingslagern für Jesus entschieden, dies rund um den Krieg in Irak und Syrien. Er flehte uns an, nicht nur Suppe und Brot zu verteilen, sondern die Leute mit Gottes Wort zu versorgen. Der Mensch lebt nicht vom Brot alleine, sondern auch vom Worte Gottes: Der geistliche Hunger ist grösser als der Leibliche.
Was sollten Christen jetzt tun?
Nichts überstürzen und in einen Kurzzeit-Aktionismus verfallen. Flüchtlinge brauchen Freunde und Hilfe, damit sie wissen, wie man in unserer Schweiz zurechtkommt. Investiere in eine Familie oder zwei, drei Flüchtlinge und werde ein Freund, Berater, ein Zuhörer, gehe eine zweite Meile, teile Jesus in Leben und Wort. Wenn das überfordert, dann wäre es sicherlich dran, die L2M Konferenz zu besuchen, weil viele praxisbezogene Leute da sind, um praktische Tipps und Hilfestellung zu geben.
Was heisst das für Sie persönlich?
Unser Haus ist offen für Menschen in Not. Zurzeit ist ein Mann aus Nordeuropa ohne feste Bleibe und ohne Dach über dem Kopf bei uns gestrandet. Seit Monaten ist er unser Gast. Unsere Zimmer sind besetzt; wenn immer sie wieder frei werden, sind unsere Türen weit offen für eine Flüchtlingsfamilie. Persönlich bin ich gefordert, meinen Blick auf Jesus zu richten und mich zu fragen, was Jesus wohl tun würde, und genau da bin ich unterwegs.
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet