Alte Menschen pflegen

SEK-Frauenkonferenz suchte Lösungen

Zoom
Wie können Frauen entlastet werden, die betagte Angehörige pflegen? Die Frauenkonferenz des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes SEK hat sich am 24. März mit Fragen zur Privatpflege von Senioren befasst.

Personen, die sich um betagte Angehörige kümmern, müssen oft rund um die Uhr verfügbar sein, sagte Pasqualina Perrig-Chiello, Professorin für Psychologie an der Universität Bern. In den meisten Fällen handle es sich dabei um Frauen, unterstrich Regine Munz, Privatdozentin für systematische Theologie an der Universität Basel und Psychiatrieseelsorgerin, im nachfolgenden Referat.



Bis zu 60 Stunden pro Woche

Gemäss einer Studie von Perrig-Chiello und François Höpflinger aus dem Jahr 2012 leistet eine Person, die ihren Partner oder ihre Partnerin zu Hause pflegt, rund 60 Stunden Pflegearbeit pro Woche. Bei einem Kind, das einen Elternteil betreut, sind es zwischen 20 und 30 Stunden. Diese unbezahlten Pflegenden finden nur selten jemanden, der sie bei Bedarf ablöst.

Die pflegenden Angehörigen gehen damit das Risiko einer Überforderung oder sogar einer Depression ein. Dies trifft insbesondere auf die «Sandwich-Generation» zwischen 40 und 60 Jahren zu, die sich um ihre Eltern und gleichzeitig um ihre Kinder kümmere, so Perrig-Chiello. Und das Problem werde sich zuspitzen, da die Schweiz weltweit die höchste Lebenserwartung habe und die Menschen so lange wie möglich zu Hause leben möchten.



Ein Thema für die Kirchen

Angesichts der Überbeanspruchung pflegender Angehöriger ziehen immer mehr Schweizer Familien private Pflegehilfen hinzu. Bei diesen Hilfen handelt es sich oft um Frauen aus osteuropäischen Ländern, die bereit sind, zu Bedingungen zu arbeiten, die weit unter dem schweizerischen Durchschnitt liegen und an Ausbeutung grenzen.



Sowohl diese Missstände wie auch die Überforderung von Personen, die einen Angehörigen pflegen, sind problematisch und müssen von der Kirche thematisiert werden, waren sich die Konferenzteilnehmerinnen einig. Konkret könnten die Pools von freiwilligen Kirchgemeindemitgliedern, die einen pflegenden Angehörigen während einiger Stunden ablösen, vergrössert werden. Alternativprojekte fürs hohe Alter, wie beispielsweise das Leben in einer Gemeinschaft, die den Anspruch auf ein Privatleben und auf eine Pflege respektiert, seien ebenfalls zu fördern.



Zum Thema:
«Grenzenlose Erwartungen»: Im Gesundheitswesen müssen alle mehr Verantwortung übernehmen
Liebe weitergeben: «Professionalität in der Pflege ist nicht alles»
Palliative Care: «Der Grundauftrag sämtlicher Leistungsbringer»

Datum: 30.03.2014
Quelle: Livenet / ref.ch

Adressen

CGS ECS ICS