«Mercy Ships»
Spitzenmanager wechselt zu christlicher Hilfsorganisation
Ein Schweizer Spitzenmanager wird künftig den Ärmsten der Armen helfen. Der Vorstandsvorsitzende von Nestlé China, Roland Decorvet, wechselt zur christlichen Hilfsorganisation «Mercy Ships» (Schiffe der Barmherzigkeit).
Er wird als geschäftsführender Direktor des grössten privaten Hospitalschiffs der Welt, der «Africa Mercy», fungieren. Das teilte der deutsche Zweig der Organisation in Kaufbeuren mit. Demnach wird der 1965 geborene Decorvet für sämtliche betrieblichen Belange des Schiffs und die Hilfsprojekte an Land zuständig sein. Ab Mai werde er mit seiner Familie auf der «African Mercy» zusammen mit rund 400 Besatzungsmitgliedern leben. Die umgebaute Fähre läuft seit 2007 vor allem Häfen in Afrika an, um medizinische Hilfe zu leisten. Derzeit liegt das Schiff in Pointe-Noire in der Republik Kongo (Zentralafrika) vor Anker.Neuorientierung löste Kontroverse aus
Decorvet ist seit 2011 Vorstandsvorsitzender von Nestlé China; davor war er als Direktor für Nestlé Pakistan/Afghanistan und Nestlé Schweiz tätig. Von 2008 bis 2010 war er im Stiftungsrat des Hilfswerks Heks. Das löste eine starke Kontroverse über die Richtung des Werks aus. Man warf Heks damals einen «schleichenden Kurswechsel» vor. Decoverts Engagement für Mercy Ships dürfte seine berufliche Neuausrichtung nun in ein neues Licht stellen. Er ist seit 2008 Vorstandsmitglied von Mercy Ships Schweiz und seit 2011 Mitglied im internationalen Vorstand der Organisation.
Ein Herzensentscheid
Zu seiner künftigen Aufgabe sagte Roland Decorvet: «Es ist ein Vorrecht, Teil der Besatzung von Mercy Ships zu werden. Meine Familie und ich sind zutiefst berührt von der Arbeit, die diese Organisation leistet. Sie entspricht unseren christlichen Wertvorstellungen, und wir sind begeistert, bald aktiv mitarbeiten zu dürfen.» Der Gründer und Präsident von «Mercy Ships», Don Stephens (Lindale/US-Bundesstaat Texas), erklärte: «Wir schätzen uns sehr glücklich, mit Roland Decorvet eine Führungspersönlichkeit von solchem Format und mit solchem Enthusiasmus in unserem Team begrüssen zu dürfen.»
Ehrenamtliche Helfer geben Urlaub und Geld
Mercy Ships bringt nach eigenen Angaben Hoffnung und Heilung vor allem zu den Ärmsten der Armen. Jährlich sind über 1'600 Ehrenamtliche aus mehr als 35 Ländern und unterschiedlichen Berufen im Einsatz. Darunter sind Chirurgen, Zahnärzte, Pflegekräfte, Ingenieure, Lehrer und Landwirtschaftsexperten. Die Kurzzeit-Mitarbeiter stellen dafür in der Regel ihren Jahresurlaub zur Verfügung und tragen die Kosten für Flug, Unterkunft und Verpflegung selbst. In den Häfen gehen medizinische Teams an Land, um Hilfesuchende zu untersuchen. Notwendige Operationen werden an Bord durchgeführt. Das Schiff verfügt über fünf Operationssäle und 82 Betten. Beim jetzigen Einsatz in der Republik Kongo wurden bisher rund 15'000 Patienten behandelt. Daneben werden auch Ausbilder für die Landwirtschaft geschult.
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Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet / ref.ch / idea