Bettag als Ruhetag:

Ein gemeinsames Zeichen von Gewerkschaften, Christen und Sozialisten

Der Solothurner Kantonsrat hat beschlossen, den Bettag zu einem gewöhnlichen Feiertag herabzustufen. Dagegen wurde erfolgreich das Referendum ergriffen. Ein Kommentar dazu von Nationalrat und Gewerkschafter Philipp Hadorn.

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Nationalrat und Gewerkschafter Philipp Hadorn
Alljährlich findet im Herbst in Solothurn die regionale Gewerbeausstellung statt. Die 10 Ausstellungstage werden meistens über den Bettag gelegt. An diesem Tag blieben die Ausstellungstore bisher geschlossen. Die Kategorie «hohe Feiertage» bescherte den Angestellten einen Ruhetag und legte der ganzen Bevölkerung den Inhalt dieses Ruhetages nah. Ende Januar 2014 beschloss der Kantonsrat dies zu ändern. Über 4'500 Unterschriften führen nun am 18. Mai 2014 zur Referendumsabstimmung.

Der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag hat Tradition. Bis ins 16. Jahrhundert reichen die Wurzeln des gemeinsamen, öffentlichen Einstehens vor Gott zurück. Seit 1832 beschloss die Tagsatzung, den 3. Septembersonntag als Bettag anzugehen. Er soll als Feiertag über die Grenzen von Konfessionen hinweg das gemeinsame Danken, Busse tun und Beten fördern, also Raum für eine Begegnung mit Gott bieten. Dazu soll an diesem Tag – auch gerade als friedenssichernde Antwort nach dem Sonderkrieg der Konfessionen – der Respekt gegenüber politisch und konfessionell Andersdenkenden gefördert werden. Dies ist in der heutigen Gesellschaft wichtiger denn je. Danken für den Frieden, den Wohlstand und für unsere gelebte Demokratie - für das ist der Bettag da und darum soll er ein hoher Feiertag bleiben wie eh und je.

Die hervorragende Zusammenarbeit von Gewerkschaftern, ChristInnen und Sozialisten für ein Referendum zeigt klar auf: Für die SolothurnerInnen ist der Bettag ein wichtiger, hoher Feiertag, den sie nicht herabstufen wollen. In nur vierzehn Tagen haben über 4'500 StimmbürgerInnen das Referendum unterschrieben mit der Botschaft: Wir wollen weiterhin den Bettag unter besonderer Ruhe angehen und uns auf die Grundwerte der Schweiz und des Lebens besinnen. Die vielen Gespräche anlässlich der Unterschriftensammlung haben die Auffassung des Komitees bestätigt, dass der Bevölkerung die christlichen Grundwerte der Schweiz wichtig sind und sie diese auf keinen Fall abbauen will. Es bleiben genügend Möglichkeiten für Events und Grossanlässe. Wir wollen keine weitere Kommerzialisierung unserer Gesellschaft. Gerade auch Arbeitnehmenden ist der Feiertag zu gönnen. Christliche Grundwerte dürfen nicht in den Hintergrund geraten, sondern sollen unsere Gesellschaft progressiv prägen.

Der Kantonsratsentscheid, den Bettag herabzustufen, ist verfehlt und unsensibel. Das Solothurner Stimmvolk hat im Jahre 2005 das gleiche Begehren, die sog. «Lex HESO», mit über 70% abgeschmettert. Der Zwängerei aus profitorientierten SVP- und FDP-Kreisen spielte die CVP-Fraktion unfreiwillig in die Hände, da sie im Parlament die Bedeutung dieser Abstimmung verkannte. Für mich ist es jetzt aber eine besondere Freude, dass die Zielgruppen meines Wahlkampfslogans «klar.gewerkschaftlich, klar.christlich und klar.sozial» gemeinsam dem Volk eine Korrektur ermöglichen.

*Philipp Hadorn, 47-Jährig, SP-Nationalrat, Zentralsekretär der Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV und Mitglied des 12-köpfigen Referendumskomitees.

Webseite:
Philipp Hadorn

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Datum: 10.03.2014
Autor: Philipp Hadorn
Quelle: Livenet

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