Irmgard Schaffenberger
«Leben ist wie Fussball – auf die 2. Halbzeit kommt es an!»
Irmgard Schaffenberger schliesst diesen Sommer ihre Berufstätigkeit ab. Aus ihrer reichen Lebenserfahrung gab sie grosszügig Schätze weiter: Sie ermutigt, auch das Älterwerden gelassen und dankbar anzugehen und seine Vorteile zu entdecken.
«Ich liebe es, Menschen zum Aufblühen zu bringen», umschreibt Irmgard Schaffenberger aus Sulzdorf, Baden-Württemberg ihre Leidenschaft. Die Mutter zweier erwachsener Kinder hat als Dozentin am Theologischen Seminar auf St. Chrischona bei Riehen gearbeitet, war zudem als Krankenschwester, Seelsorgerin, Mentorin und Referentin tätig. «Im Leben ist es wie im Fussball – auf die zweite Halbzeit kommt es an!», stellt die 64-Jährige klar. Vor 100 Jahren betrug die Lebenserwartung von Männern 48 Jahre, die von Frauen 52. «In diesem Alter starten heute viele nochmals durch.»
Selbst gestalten
Allerdings ist es nicht leichter geworden, heute zu leben. «Wir machen alles zum Thema. Wir werden nicht einfach Mutter, wir werden auch nicht einfach älter», stellt sie klar. «Auf jedem Nachttisch liegen drei Ratgeber für die momentane Lebensphase.» In der Lebensmitte sei man herausgefordert, nochmals neu zu gestalten. Und sich dankbar dessen bewusst zu werden, was einem geschenkt ist: sehen, hören, schmecken, riechen, tasten, reden, sich bewegen, tanzen, singen, trösten, zuhören, lachen, lernen, lehren, im Gebet begleiten können und vieles mehr.
Und es gelte, Abschiede anzunehmen und zu verarbeiten: die Kinder ziehen aus, Partnerschaften zerbrechen, liebe Menschen sterben. «Grenzen verändern sich – und manchmal spürt man das erst, wenn man sie überschreitet.». Als Beispiel nennt sie Rosa Parks.
Rosa Parks bleibt sitzen
Die Afroamerikanerin Rosa Parks ist 1913 geboren und erlebt die Apartheit hautnah mit. Schwarzen ist es untersagt, im vorderen Teil des Buses zu sitzen. Finden Weisse dort keinen Platz mehr, verdrängten sie die schwarzen Mitfahrer von ihren Plätzen.Am 1. Dezember 1955 lässt sich Rosa dies nicht länger gefallen. Als ein weisser Mann sie auffordert, ihm ihren Sitzplatz im Bus abzugeben, bleibt sie einfach da, wo sie ist. Die Wäscherin hat es satt, als zweitklassig betrachtet zu werden. Die 44-Jährige ist schon lange aktiv in der Bürgerbewegung und setzt sich gegen die Rassendiskriminierung ein. Etwa zur gleichen Zeit wird Martin Luther King zur Stimme der afroamerikanischen Bevölkerung.
Rosa hat gezeigt, dass man etwas verändern kann. Selbst als schwarze Frau, die bisher niemand kannte. Die Auflösung der Apartheitspolitik lässt sich nun nicht mehr aufhalten. Schaffenberger ist beeindruckt vom Mut und der Kraft dieser Frau. Sie fragt sich:«Was tue ich dafür, dass man Jesus in mir erkennt?»
Zwischenbilanz ziehen
- Den Tatsachen mit Humor ins Auge sehen, hilft zum fröhlichen Entfalten.
- Anstatt sich über erweiterte Fettröllchen zu ärgern, einfach sagen: «Schönheit braucht Platz!» oder «Ich habe keine Macken, das sind 'special effects'!»
- Sich mit abnehmender Kraft und dem erhöhten Bedarf an Pausen anfreunden.
- Es geniessen, mehr Zeit zu haben für Erholsames und Wohltuendes.
- Lesen hält geistig fit, sich in der Natur zu bewegen körperlich und seelisch
- Vorsorgen statt verdrängen: die Wohnform im Alter rechtzeitig angehen.
- Mit den Angehörigen Patientenverfügung, Erbschaftsfragen und die Art der Bestattung besprechen.
- Ab 50 gibt’s keine Tabuthemen mehr – man kann über alles reden.
- Niemand ist unbegabt in dieses Leben geschickt worden.
- Bring deine Talente in Umlauf: Tu, was du kannst. Nicht mehr und nicht weniger.
- Jeder kann in seinen Grenzen aktiv sein. Wer nicht weiss wie, soll sich beraten lassen.
- Da, wo ich bin, mit dem was ich habe, tun, was ich kann.
Irmgard Schaffenberger ist überzeugt, dass dies vom Schöpfer so gedacht ist. «Ich will nicht um jeden Preis am Leben bleiben», sagt sie, «ich weiss, wohin ich gehe!» Sie stimmt der Herzpatientin zu, die sie bat: «Legen Sie einen Dessertlöffel mit in meinen Sarg. Das Beste kommt noch!»
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Autor: Mirjam Fisch
Quelle: Livenet