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Die Stars, ihr Kreuz und wieso sie sich in Ketten legen

Immer mehr Prominente zeigen öffentlich christliche Rituale: Sie bekreuzigen sich, tragen eine Kreuzkette am Hals oder einen Rosenkranz am Handgelenk. Es lässt sich über die Ernsthaftigkeit dieser Dinge streiten. Dennoch ist der Trend unverkennbar.
Wer regelmässig Fussballspiele verfolgt, könnte sich manchmal in der Kirche oder an einem Feldgottesdienst wähnen. Der U17-Weltmeister Ricardo Rodriguez vom FC Zürich ist katholisch erzogen: Er bekreuzigt sich immer und betet kurz, wenn er aufs Spielfeld läuft. Und er tut es auch, wenn er ein Tor schiesst.

Der Schweizer Fussball-Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld ist einer der grössten Taktiker und Strategen in seiner Branche. Trotzdem beansprucht er regelmässig auch «himmlische Hilfe». Er trägt ein goldenes Kreuz am Hals und bekreuzigt sich zu Beginn jedes Spiels. Auch der Schweizer Schiedsrichter Massimo Busacca bekreuzigte sich vor jedem Spiel. Für ihn ist die Religion sehr wichtig: «Als Mensch habe ich meine Limits. Solange alles gut geht, hält sich jeder für stark und perfekt. Aber wenn man eines Tages schwer krank wird? Dann merkt man plötzlich, welche Grenzen man hat. Dann schaue ich nach oben und weiss, dass ich einen Freund in dieser schwierigen Situation habe. Mein Glaube gibt mir Sicherheit.»

Starke Vorhand – mit Kette

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Auch Madonna trägt eine Kette mit Kreuz.
Nicht nur im Fussball gehören solche Rituale zum Alltag: Ivo Rüthemann, Eishockeyspieler beim SC Bern und langjähriger Nationalspieler, bekreuzigt sich vor jedem Match in der Garderobe. Novak Djokovic als aktuelle Nummer 1 im Tennis trägt eine Gebetskette am Handgelenk. Gleiches tun seine serbischen Landsleute Jelena Jankovic und Ana Ivanovic.

Madonna als Trendsetterin

Ein Faible für die christlichen Rituale haben ebenfalls viele Prominente aus Unterhaltung und Kultur. Sie zeigen öffentlich, was sie glauben. Film- und Musikbranche machen es vor: Schwere Ketten und grosse Kreuze prangen um den Hals der Künstler. Bis vor wenigen Jahren kannte man das Phänomen nur aus Lateinamerika und den USA. Nun schwappte die Welle auf die übrige Welt über. Die jüngere Generation scheint ein anderes Verhältnis zur Frömmigkeit zu haben: Die Zurückhaltung wird abgestreift und der Glaube öffentlich zur Schau gestellt. Es war Popsängerin Madonna, die in den 1980er Jahren den Hype um christliche Symbole in der Öffentlichkeit startete. Dabei inszenierte sie sich sowohl als Heilige und auch als Hure.

Gebetsarmband bringt Rhythmus

Andere Musiker wie die Sängerin Fergie von Black Eyed Peas tragen ein orthodoxes Gebetsarmband, das von orthodoxen Mönchen geknotet wird. Manche glauben, dass diese Knotenketten Glück bringen und Unheil abwenden. Orthodoxe Christen benutzen es als Hilfe zur Konzentration und für einen gleichmässigen Rhythmus beim Gebet. Ein solches Gebetsarmband tragen weitere Musiker wie Anastacia, Miley Cyrus, Kesha, Pink, Selena Gomez, Shakira, Enrique Iglesias, Justin Bieber. Unter den Rappern gehören grosse Kreuze am Hals zum Style. Sie lieben es offensichtlich gross, klotzig und extravagant. So gesehen zum Beispiel bei Jay Z oder 50 Cent.

Beliebt sind Hals- und Armketten auch in der Schauspielbranche: Davon zeugen die Gebetsketten um Hals und Arm bei Stars wie Jennifer Aniston, Cameron Diaz, Hilary Duff, Megan Fox, Justin Timberlake oder Kristen Stewart vom Kino-Hit Twilight.

Kraftvolles Ritual

Diese christlichen Rituale werden von Kritikern als «spirituellen Seelenstriptease» bezeichnet. Für andere zeigen diese Symbole der Frömmigkeit Demut zur rechten Zeit. Spieler drücken aus, dass es neben ihrem Fleiss und Talent noch etwas gibt, worüber sie nicht verfügen können. Der Glaubende ist sich bewusst, dass das Gelingen Gottes Segen braucht. «Dass sich viele Sportler bekreuzigen, ist ein Automatismus, der in vielen Kulturen fester Bestandteil in besonderen Situationen des Lebens ist.» Dies sei eine ernst zu nehmende Geste, kein simples Ritual, sagte Anne-Carolin Hopmann, reformierte Pfarrerin aus Rüschlikon im «Tages Anzeiger». Die Spieler würden sich durch das Bekreuzen Kraft holen.

Genauer hinschauen

Über die Religiosität sagt es nichts aus, wenn sich Spieler bei Gott bedanken oder dessen Beistand erflehen, sagt im Gegensatz dazu der Tübinger Theologieprofessor Karl-Josef Kuschel in den «Stuttgarter Nachrichten». Er mahnt zur Differenzierung: «Man sollte derartige Bekundungen nicht gleich als Show abtun oder dem Prominenten unterstellen, er wolle nur auf sich aufmerksam machen.» Man dürfe religiöse Zeichen, die in unserer säkularisierten Welt zwangsläufig auffallen, aber auch nicht von vornherein als Ausdruck tiefen Glaubens verstehen. Dass die Spieler darauf zurückgreifen, sei nachvollziehbar. Es laste unheimlicher Druck auf ihnen. «Da will man zum Ausdruck bringen, dass der Spielablauf nicht nur von einem selbst abhängt, sondern von Glück, Schicksal – oder einer höheren Macht.» Wie tief der Glaube gehe, zeige sich erst, wenn man genauer hinschaue. Kuschel: «Man muss sich fragen, welche Grundsätze diese Person hat – und ob sie auch danach lebt und handelt.»

Überzeugend leben

Der Glaube lebt zweifellos davon, dass er von Menschen bezeugt wird. Nicht nur in den ersten Jahrhunderten des Christentums haben Glaubenszeugen in ihrem Umfeld bleibenden Eindruck erzeugt. Auch heute lebt ein lebendiger Glaube von Frauen und Männern, die in der Öffentlichkeit ihre Überzeugung kundtun und auch dementsprechend handeln.

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Autor: Markus Baumgartner
Quelle: viertelstunde für den Glauben

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