Situation sei beunruhigend

Was tun Freikirchen in der Sozialhilfe?

Viele freikirchliche Gemeinden greifen ärmeren Menschen, Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern schon einmal unter die Arme. Dies geschieht in der Regel spontan. Institutionalisierte Hilfe gibt es dabei nur ansatzweise.

Im vergangenen Jahr haben in der Schweiz rund zehn Prozent mehr Personen Sozialhilfe beansprucht. Entscheidende Ursache der Zunahme auf gegen 300.000 Personen sei die anhaltende Rezession. Das teilt die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) mit.

Die Situation sei beunruhigend, stellte Carlo Knöpfel von Caritas Schweiz in Radio DRS-1 fest. Und er forderte die Politik zum Handeln auf. Eine weitere Verarmung, in die zunehmend auch Familien des unteren Mittelstandes zu geraten drohten, könne zu sozialen Spannungen und zu verstärkter Kriminalität führen.

Was tun Freikirchen?

Auch Christen und ihre Institutionen sind heute stärker herausgefordert. Immer wieder erhalten zum Beispiel freikirchliche Prediger Hilfegesuche von Menschen am Rande der Gesellschaft, die nicht mit der Gemeinde verbunden sind. Hier entscheiden die Seelsorger jeweils in eigener Verantwortung und meist aus persönlichen Mitteln.

In einigen Gemeinden gibt es aber auch grössere oder kleinere Nothilfe-Fonds, die von der Gemeindeleitung verwaltet werden und vor allem für einmalige Beiträge an Gemeindeglieder gedacht sind. „Wir haben eine Kasse, mit der wir gelegentlich unterstützen, vor allem wenn es um die Teilnahme an Gemeindeaktivitäten geht, hin und wieder aber auch mit Migros-Gutscheinen“, sagt Stefan Reutimann von der FEG-Effretikon. In der freikirchlichen Gemeinde der Agglomeration Zürich setzt man seit Neuerem aber auch auf weiterführende diakonische Arbeit und hat dazu einen von der FEG rechtlich unabhängigen Verein für Sozialarbeit gegründet.

Nothilfefonds im ordentlichen Budget

In der FEG Wettingen hat man einen Nothilfefonds im ordentlichen Budget. Bei Härtefällen zeige man sich recht offen und freigiebig. Besonders, wenn es um Anlässe der Gemeinde gehe, würden ärmere Menschen und Familien unterstützt, berichtet Prediger Thomas Lorenz. Die FEG Wetzikon hat die Gemeindehilfekasse „Heureka“ eingerichtet, die von einem Finanzverwalter betreut wird und jährlich einige Tausend Franken an Menschen in finanziell schwierigen Situationen auszahlt. Die Gemeinde im Zürcher Oberland sei ansonsten aber eine „Gemeinde des oberen Mittelstandes“, sagt Prediger Karl Albietz. Man habe da wenig Kontakt zu wirklichen Randsiedlern der Gesellschaft und auch wenig Arbeitslose. Die „kleinen Schulden“ würden dabei eher unter der Hand geregelt. Es gebe verschiedene wohlhabende Personen in der Gemeinde, die eine „Hand für Bedürftige“ hätten, so Albietz.

EMK Birsfelden fragte beim Sozialamt an

Die EMK (Evangelisch-methodistische Kirche) Birsfelden hat auf dem Sozialamt nachgefragt, welches die wirklichen Bedürfnisse der Gemeinde seien. Nun führt man seit ein paar Jahren einen Mittagstisch und bietet den Service einer „Schreibstube“, in welcher etwa Korrespondenzen mit Ämtern oder Versicherungen übernommen werden. Das Angebot werde aber bis jetzt nur mässig genutzt, sagt Pfarrer Urs Rickenbacher von der EMK Birsfelden.

Noch dürfte in vielen freikirchlichen Gemeinden allerdings eine Sicht über die soziale Verantwortung innerhalb dieser Gesellschaft fehlen. Seit kurzem gibt es den Verein „ChristNet“, der dafür sensibilisieren will. Er bietet Tagungen, Stellungnahmen und Artikel zum Thema an, siehe www.christnet.ch

Siehe dazu auch den Appell von Gewerkschaftssekretär Markus Meury Die soziale Herausforderung für die freikirchlichen Christen

Webseite: www.freikirchen.ch

Quelle: Livenet/ idea/ SSF

Datum: 15.01.2004
Autor: Fritz Imhof

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