Der ohne den Wolf weidet

Wie der gute Hirte seine Herde vor dem Mörder beschützt

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Stephan Maag (rechts) und Antonius, ein ehemaliger Mitbewohner (Bild: zVg)
Der Pastor und Bio-Bergbauer Stephan Maag züchtet Schafe und erlebt dabei in seinem Alltag packende Parallelen zum geistlichen Leben. In vierten Teil dieser Livenet-Serie berichtet er über einen Wolf, der in der Gegend des Betriebs sein tödliches Unwesen trieb.

Wir hatten unsere Schafe noch nicht lange, als wir von verschiedenen Leuten darauf angesprochen wurden, wie gefährlich der Wolf ist. Denn dieser lebte mitten im Naturpark, wo auch wir daheim sind.

Einer unserer Nachbarn sprach uns sofort darauf an; er schimpfte über diesen Wolf und sagte, dass er die Schafe reisst und tötet und dass wir aufpassen müssen. Das zu hören, war schwer für mich. Ich war gleich selbst etwas irritiert, mit was für einem Hass und wie vielen Emotionen er das erzählte.

Als wir hierher gezogen waren, war uns zudem bekannt, dass hier manchmal die Adler ihre Kreise ziehen und dass täglich auch andere grosse Greifvögel über unseren Hof segeln. Nicht nur Wölfe lungern herum, sondern auch Luchse ziehen umher.

Deshalb versuchten wir gleich von Beginn weg, unseren Hof so zu organisieren, dass wir mit diesen Tieren leben können. Das war nicht immer einfach – doch es ging lange gut. Wir hatten gleich zu Anfang Esel gekauft, die uns helfen, nachts die Schafe zu beschützen. Diese würden schreien, wenn Wölfe angreifen. Darüber hinaus wappneten wir uns mit Elektrozäunen. Dadurch ist man in der Regel sicher.

Das Restrisiko

Dennoch bleibt ein Risiko und im vergangenen Herbst ist dann ein Wolf in der Gegend herumgeschlichen. In der heutigen modernen Welt erhält man immer ein Warn-SMS, wenn ein Wolf ein Schaf umbringt – damit man ungefähr weiss, wo er sich aufhält.

In den Tälern neben uns hat er regelmässig Schafe gerissen. Ich wusste, dass ich handeln musste. Ich habe meine Schafe gern und wollte nicht, dass ihnen etwas geschieht und so habe ich sie jeden Morgen auf die Weide gebracht. Jeden Abend trieb ich wieder alle zusammen und ich nahm sie in den Stall.

Am Anfang fanden die Schafe dies nicht so «lässig». Aber mit der Zeit gehorchten sie besser und kamen schneller in den Stall. Wenn ich sie nach einem langen Tag pfiff und rief, kamen sie zu mir. Es ist ein schönes Gefühl: Wenn man sie ruft, kommen sie langsam zu einem, schnuppern kurz und gehen dann in den Stall, wo es nach frischem Stroh riecht. Man kann dann selbst ins Bett und weiss, dass die Tiere in Sicherheit sind. Das ist ein schönes Gefühl für einen Hirten.

Der Wolf riss weiterhin Schafe, bis er eines Tages auf Anordnung des Staates erschossen wurde, weil er so viele Schafe gerissen hatte. Ich überlegte, warum die Leute so emotional reagieren beim Thema Wolf. Er wurde zu einem Gefahrenwolf, der sich auf Nutztiere spezialisierte.

Von ganzem Herzen geliebt

Die Perspektive ist anders, wenn man selbst Tiere hat – wie zum Beispiel unser Nachbar; alles, was er hat, sind seine Schäfchen und diese liebt er von ganzem Herzen. Deshalb ist er sehr wütend auf den Wolf.

Ich glaube, daraus können wir sehr viel lernen. Als Hirte habe ich mich entschieden, einen grossen Mehraufwand auf mich zu nehmen und die Tiere am Morgen auf die Weide zu bringen und am Abend wieder reinzuholen – das bedeutet, sie rein- und raustreiben, viel mehr zu reinigen und zu kaufen, da man mehr Futter braucht. Doch aus Liebe zu den Tieren mache ich das.

Der gute Hirte

Genau so ist es mit uns Menschen. Gott liebt uns. Gott liebt Sie. Und der Wolf der geistlichen Welt ist das Böse, der Feind, der die Menschen zerstören will, in Abhängigkeiten, in Süchten, in Minderwertigkeit und Gewalt und Ausnutzung. Er will den physischen und psychischen Menschen kaputt machen und töten.

Wenn wir als Christen an den guten Hirten glauben, kommt Jesus in unser Leben und niemand kann uns ihm wegnehmen. Der Mietling in Johannes 10 ist einfach angestellt für die Schafe – die Tiere sind im egal. Aber wenn man als Hirte die Tiere liebt, dann will man, dass es ihnen gut geht und man beschützt sie mit dem eigenen Leben.

So wie Jesus in Johannes Kapitel 10 in den Versen 11 bis 15 erklärt: «Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Der Mietling aber, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht – und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie –, denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe. Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich mein Vater kennt und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe.»

Er gab alles für uns

Gott liebt Sie; er will, dass Sie beschützt sind von all dem Bösen – die Frage ist, ob wir auf ihn hören oder nicht. Beschützen heisst, dass Jesus das Opfer geworden ist. Er hat das Leben für uns gelassen. Er hat alles für uns gegeben und so dürfen wir wissen, dass wir durch ihn befreit sind.

Der Wolf kann uns nichts anhaben, wenn wir dem guten Hirten nachlaufen. So wie meine Schafe am Abend, auch wenn sie noch fressen wollen, gewusst haben, dass sie nun mit mir, dem Hirten mitgehen und dass dies gut ist – genauso sollen auch wir Gott nachfolgen. Dann kann der Wolf, das Böse, uns nicht verschlingen.

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Datum: 28.07.2021
Autor: Daniel Gerber / Stephan Maag
Quelle: Livenet

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