Einer (kam) für alle
«Ich habe keinen Menschen…»
Einsamkeit ist ein Phänomen unserer Zeit, aber Einsamkeit ist keine moderne Erscheinung. Schon immer haben sich Menschen einsam, allein gelassen und ausgegrenzt gefühlt. Solche Gefühle gehören zum Menschsein dazu. Sie müssen jedoch kein Dauerzustand sein.
«Ich habe keinen Menschen...» ist interessanterweise ein Satz aus der Bibel. Sie stellt auch die Schattenseiten des Menschseins sehr ehrlich dar. Da gab es eine Art Krankenstation in Jerusalem mit vielen Kranken, Blinden, Lahmen und Ausgegrenzten. Jesus kommt vorbei und erfährt, dass seit 38 Jahren (!) ein kranker Mann in dieser Ansammlung menschlichen Elends liegt.
Von allen verlassen
Bevor Jesus den Kranken wieder gesund macht, sagt dieser zu ihm: «Ich habe keinen Menschen (der mir hier helfen könnte)...». Was steckt alles in diesen Worten? Bittere Enttäuschung? Aufgestauter Frust? Hoffnungslosigkeit? Auf jeden Fall: tiefe Einsamkeit und Resignation. «Ich habe keinen Menschen...», sagt der Kranke. Da ist keiner, auf den ich zählen kann (nachzulesen im Johannesevangelium, Kapitel 5, Verse 1-15).
Einsam in der Masse
Vielleicht haben Sie durch den Tod einen lieben Menschen verloren. Vielleicht stecken Sie in einer
Trennungskrise oder Scheidungsphase – oder mussten durch einen Umzug viele alte Kontakte abbrechen. Möglicherweise sind Sie aber auch von Menschen umgeben und trotzdem einsam. «Man kann sich auch in Gesellschaft anderer einsam fühlen», sagte Richard von Weizsäcker.
Hermann Hesse drückte es radikal aus: «Leben ist Einsamsein. Kein Mensch kennt den andern, jeder ist allein.» Einsamkeit ist mehr als Alleinsein. Es ist das Gefühl der Isolation. Keiner berührt meine Seele – das kann mir inmitten vieler Menschen und trotz Facebook, Twitter und Co. passieren. Wie abgeschnitten. «Alles, was ich mir wünsche, ist jemand, der mich wirklich kennt», singt Patty Griffin. Das ist es, oder? Diese Sehnsucht liegt tief in uns drin.
Einer (kam) für alle
Das Gefühl der Einsamkeit ist ein Hinweis darauf, dass wir für Beziehung und Gemeinschaft bestimmt sind. Letztlich zu einer Beziehung mit Gott, unserem Schöpfer. Er ist der Einzige, der uns kennt, wie wir wirklich sind. Er hat uns erschaffen und weiss, wonach unser Herz sich sehnt.
Und jetzt kommt etwas Grossartiges: Gott hat sich entschieden, Mensch zu werden und sucht aktiv die Beziehung mit uns. Jesus ist menschgewordener Gott und kennt alle unsere Gefühle aus eigenem Erleben – auch Einsamkeit und Ablehnung.
Jesus starb allein ...
Er wusste, wie sich Ignoranz und Isolation anfühlen. Als es hart auf hart kam, da verliessen ihn sogar seine engsten Vertrauten, seine Jünger. Als er sie in einer seiner einsamsten Stunden um Unterstützung bat, schliefen sie ein. Und als er am Kreuz hing, schrie er sich seine Einsamkeit aus dem Leib: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?» (s. Markus, Kapitel 15). Zu dieser Stunde wandte sich sogar Gott von Jesus ab. Weshalb? Weil in jenem Moment die Schuld, die Gemeinheiten, der Hass und die Lüge aller Welt auf Jesus lagen – alles, was uns als Menschen von Gott trennt.
... damit wir Frieden haben
Sein Tod war ein Opfer, das er freiwillig auf sich nahm. «Die Strafe liegt auf ihm, damit wir Frieden mit Gott haben», erklärt die Bibel in Kapitel 53 des Buches Jesaja. Das bedeutet für uns: Der Weg heraus aus der Einsamkeit in eine echte
Beziehung mit Gott ist frei. Was uns von ihm trennte, ist vergeben.
Freundschaft mit Gott finden
Sie können Gott in einem einfachen Gebet ansprechen, zum Beispiel so: «Gott, ich habe gemerkt, dass ich dich brauche. Ich möchte dich finden. Bitte vergib mir meine Schuld. Ich möchte mein Leben für Jesus öffnen. Bitte komm in mein Leben, Jesus, und lass mich nie mehr einsam sein.»
Wenn wir auf diese Weise mit Gott reden, dann wird etwas geschehen. Gott nimmt unsere Worte ernst. Er hat auch Sie gehört. Beginnen Sie, ernsthaft mit ihm zu reden und zu rechnen.
Dieser Artikel stammt aus dem Jesus.ch-Print Nr. 48 zum Thema «Einsamkeit». Hier können Sie die neue Ausgabe bestellen oder herunterladen und verteilen.
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Jesus.ch-Print Nr. 48