Sind Glücksgefühle entscheidend?
Glaube verhilft zu längerem Leben
Wollen sie länger leben? Wer ab dem zwanzigsten Lebensjahr einmal pro Woche in den Gottesdienst geht, hat eine um 6,6 Jahre höhere Lebenserwartung. In Israel beobachtete man in der gleichen Sache Behördenmitarbeiter über einen Zeitraum von dreiundzwanzig Jahren. Dieses Ergebnis: Eine um sechzehn Prozent höhere Lebenserwartung.
In einer Studie aus den USA entdeckten Wissenschaftler, dass die Lebensdauer auch von der Häufigkeit des Gottesdienstbesuches abzuhängen scheint, berichtet die «Rheinische Post». Acht Jahre lang hatten die Forscher 21 204 Frauen und Männer zwischen 18 und 89 Jahren untersucht und festgestellt: Wer ab seinem 20. Lebensjahr einmal pro Woche den Gottesdienst besucht, hat eine um 6,6 Jahre höhere Lebenserwartung als jene, die nie eine Kirche aufsuchen.Funktioniert auch bei Juden
Solche Ergebnisse sind keine exotischen Einzelfälle. In Israel etwa beobachtete man über 10 000 männliche Behördenmitarbeiter über einen Zeitraum von 23 Jahren. Am Ende wartete das erstaunliche Ergebnis, dass Synagogenbesucher sogar eine um 16 Prozent höhere Lebensdauer hatten. Wer solche Einzelergebnisse bündeln und schliesslich zu allgemeinen Aussagen finden will, wird auch mit dieser These arbeiten müssen: Religiöse scheinen schlichtweg einen Überlebensvorteil zu haben.
Wie wirkt der Glaube?
Tritt dieses Phänomen im Vierklang von Glaube, Liebe, Glück, Heilung auf und ist somit schon ein Indiz für die Macht religiösen Handelns und Lebens? Oder gibt es so etwas wie eine psychosomatische Kraft des Glaubens?
Der Münchner Religionspsychologe Bernhard Grom, der jüngst dieses Phänomen in einem Beitrag in der Zeitschrift «Stimmen der Zeit» beschrieb, nennt drei positive Effekte einer gelebten Religiösität: Menschen, die Gottesdienste besuchen, rauchen im Durchschnitt wenigev; sie haben im Umfeld der Gemeinden eine grössere soziale Unterstützung und können mit Ängsten – etwa durch das Gebet – besser umgehen. Gesundheit wird von ihnen weit eher als «Schöpfungsgabe» begriffen, mit der es verantwortungsbewusst umzugehen gilt.
Religiös aktives Leben
Es sind also im Leben der aktiv Religiösen vor allem Faktoren aus dem biologischen wie psychosozialen Bereich, die Wirkmechanismen entfalten: Wie etliche Studien belegen, ist das Herzinfarktrisiko bei Gottesdienstbesuchern weitaus geringer, ebenso leiden sie im Durchschnitt seltener an Bluthochdruck als andere.
Sind gläubige Menschen einfach glücklicher durch ihre Lebensführung und deshalb besser geschützt? Laut netdoktor.de gibt es mehr als 160 Studien zum Thema Glück und Gesundheit. «Die überwältigende Mehrheit zeigt, dass glücklich sein auch mit Gesundheit und einem längeren Leben einhergeht», erklärt Studienleiter Ed Diener von der Universität Illinois. Die Ergebnisse sind im Journal «Applied Psychology: Health and Well-Being» erschienen.
«Alle diese unterschiedlichen Studien haben eindrucksvoll in dieselbe Richtung gewiesen», sagt Diener. «Positive Emotionen und Lebensfreude stäken die Gesundheit und verlängern die Lebensspanne.»
Bei der gesundheitsfördernden Spiritualität geht es auch um eine günstigere Krankheitsbewältigung. Religion spendet Trost; entweder in einer Form der sozialen Einbindung oder mit Gebeten von Kranken als Schutzfaktor.
Keine Regel ohne Ausnahme
Gebete können unter bestimmten Voraussetzungen auch Gegenteiliges bewirken. So hat eine Studie aus dem Jahre 2006 des Harvard-Kardiologen Herbert Benson ein überreschendes Ergebnis gebracht: Patienten, die wussten, dass für sie gebetet wird, hatten nach einer Bypass-Operation mit mehr Komplikationen als die übrigen Patienten zu kämpfen. Der Grund erscheint nach den Worten von Bernhard Grom naheliegend: Offenbar hatte die Information, dass man andernorts für sie betet, einige Patienten verängstigt. Sie richteten ihr Blick auf den ernst der Situation und zogen den beängstigenden Schluss: «Jetzt hilft nur noch beten», statt auf das Gebet zu vertrauen.
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Quelle: RP/netdoktor/Livenet