Wirklich in selben Boot?
In der europäischen Öffentlichkeit herrscht Katerstimmung nach dem Klimagipfel in Kopenhagen. Ein Mammuttreffen von193 Staaten bringt fast nichts zu Stande, die beschlossenen Ziele und Massnahmen bleiben unverbindlich und äusserst dürftig. In der politischen Sprache heisst das hölzern: Eine Übereinkunft wurde vom Plenum angenommen.
Während hier das Thema «Klima» in der Diskussion ganz oben rangiert, wollen sich andere Länder keine Verpflichtungen aufbürden lassen oder kämpfen mit aus ihrer Sicht viel einschneidenderen Problemen. Kopenhagen zeigt: Die Welt ist keine Gemeinschaft. Das Gefühl, mit anderen im selben Boot zu sitzen, ist auf anderen Kontinenten unserer Welt offenbar schwächer ausgebildet. Während hierzulande Alarmstimmung verbreitet ist, scheinen sich andere nicht darum zu scheren, scheinen unbeteiligt zu sein.
Schläft Jesus?
Eine ähnliche Situation erlebten die Jünger mit Jesus. Während sie im Sturm auf dem See Genesareth ums Überleben kämpfen, schläft Jesus im Boot. Das mutet geradezu grotesk an. Und die Jünger? Sie sind von Jesus schockiert, wecken ihn und rufen in Todesangst: «Herr hilf uns wir gehen unter.» (Die Bibel, Matthäus, Kapitel 8) Jesus wirkt in der Situation wie abgehoben, teilnahmslos, so als wäre er nicht ganz da; so wie ein Geist. Er fragt sie eindringlich: «Warum habt ihr Angst?»Der Hinweis auf die Begebenheit meint nicht, dass wir angesichts der Probleme der Welt - so wie Jesus - ruhig schlafen können. Um was es in dem Vergleich geht, ist das Nebeneinander widersprüchlichster Einschätzungen und Verhaltensweisen: Hier diejenigen, die ums Überleben kämpfen, daneben andere, die nichts mitzubekommen scheinen und schlafen.
Und noch etwas ist wichtig: Jesus sagt nicht: «Vergesst den Sturm - der interessiert mich, der juckt mich nicht.» Er bringt das Gespräch mit seinen Jüngern auf eine ganz andere Ebene. Er fragt sie: «Habt ihr denn kein Vertrauen zu mir?» Er fragt das nicht irgendwen, sondern die Menschen, die aufs Engste mit ihm lebten - seine nächsten Freunde.
«Ich bin da.»
Dass Jesus im Sturm schläft, ist kein Hinweis darauf, wie wenig ihn die Not der anderen berührt. Es zeigt: Jesus, der auch ganz Mensch war und nicht nur Menschsein spielte, ist ruhig; er ist geborgen in der Hand seines Vaters im Himmel, mitten im Sturm. Und er scheint zu sagen: «Ich bin neben Dir, direkt neben Dir, ganz nah. Ich bin da. Da, wo ich bin, muss Angst und Todesfurcht weichen! Ein Leben mit mir läuft unter einem ganz anderen Vorzeichen! Ich will Dir dieses Leben geben, ein Leben der Ruhe und der Zuversicht!» Voraussetzung dafür ist ein Tausch: Unser altes, selbst bestimmtes Leben, gegen das neue Leben von Jesus. Ein Tausch, der sich lohnt!Autor: Norbert Abt
Quelle: Jesus.ch