Politikerin mit Herzblut
«Titel und Ämter definieren mich nicht!»
Zwölf Jahre war Sara Fritz (36) aus Birsfelden als EVP-Landrätin aktiv, kandidierte mit 18 erstmals für ein politisches Amt. Im Interview wird klar: Die Schwachen liegen dieser starken Frau am Herzen.
Livenet: Sara Fritz, wie kamen Sie in die Politik?
Sara Fritz: Am Familientisch hörten wir das Mittagsjournal im Radio und
tauschten uns über die Themen aus. Mich interessiert, was in der Welt
passiert. Aus meinem familiären Umfeld hatte ich keine politischen
Vorbilder. Dennoch, mein Vater hat mich motiviert, mich politisch zu
engagieren. Mein Antrieb: Ich möchte die Gesellschaft mitprägen, meine
Werte in der Politik vertreten und den Schwachen eine Stimme geben.
Welche Eigenschaften braucht man als Politikerin?
Geduld! Die Mühlen mahlen langsam in der Politik. Zudem
Beharrlichkeit und Überzeugungskraft. Und die Fähigkeit, nach
Niederlagen wieder aufzustehen und weiterzukämpfen. Wichtig ist mir
aber, nicht verbissen zu sein.
Wie motivieren Sie junge Leute für die Politik?
Ich versuche allen, nicht nur den jungen Leuten, zu erklären, dass es
ein Privileg ist, in einer direkten Demokratie zu leben. Sie
funktioniert nur, wenn wir unsere Bürgerpflicht wahrnehmen und uns daran
beteiligen. Das Gute an der Politik: Es gibt keine Ausbildung, es ist
Learning by doing. Also einfach starten und ausprobieren!
Ihr Rücktritt aus dem Landrat ist durch Amtszeitbeschränkung
begründet. Nach 12 Jahren dürfen Sie 2023 nicht mehr im Landrat
kandidieren. Wie fühlt es sich an, Titel und Ämter loszulassen?
Nun, alles hat seine Zeit. Das Loslassen ist manchmal nicht
einfach, aber es gehört zum Leben. Und es eröffnet neue Möglichkeiten.
Auch wenn ich nun «Opfer» der Amtszeitbeschränkung wurde, befürworte ich
dieses System. Man ist sich seit Einstieg bewusst, dass das Amt endlich
ist. Titel und Ämter definieren mich nicht. Sie bestimmen nicht meinen
Wert als Mensch, auch nicht das, was ich leiste. Ich weiss mich ohne
Vorbehalt von Gott geliebt. Das erfüllt mich und schenkt Gelassenheit.
Gleichzeitig möchte ich meine Gaben und Talente ausleben, Gott und
Menschen damit dienen.
Sie sind Vorstandsmitglied der Winterhilfe Baselland. Erzählen Sie uns kurz von dieser Arbeit!
Ich bin ohne Geldsorgen aufgewachsen, meine Eltern haben uns
Kindern viel ermöglicht. Sie haben uns aber auch bewusst gemacht, dass
das alles andere als selbstverständlich ist. Leider gibt es auch in der
reichen Schweiz Armut. Sie ist oft unsichtbar, zum Beispiel indem
Menschen wegen fehlendem Geld von der gesellschaftlichen Teilhabe
(Vereine, Freizeitaktivitäten) ausgeschlossen sind.
Die Winterhilfe lindert die Auswirkungen der Armut im Kanton Baselland, indem sie knappe Haushaltsbudgets entlastet und Notlagen durch gezielte Hilfe behebt. Als Vorstandsmitglied ist es meine Aufgabe, die uns anvertrauten Spendengelder sinnvoll und zweckbestimmt einzusetzen.
Und was motiviert Sie, sich als Vorstandsmitglied in der UNICA Schule zu engagieren?
Meine eigene Schulzeit habe ich an christlichen Privatschulen
verbracht und das sehr gut in Erinnerung. Es hat mich fürs Leben
geprägt! Durch meine Mitarbeit im Vorstand kann ich dies auch anderen
Kindern ermöglichen.
Die UNICA in Liestal besuchen auch etliche Schüler, für die aus unterschiedlichsten Gründen die öffentliche Schule keine Option mehr ist. Der familiäre Charakter mit kleinen Klassen und der wertschätzende Umgang an der Schule lässt vieler dieser Kinder wieder aufblühen. Im Vorstand verantworten wir die strategische Ausrichtung und Weiterentwicklung der Schule, ein sehr spannender Prozess!
Was sind Ihrer Meinung nach die grössten gesellschaftlichen Brennpunkte?
Im Moment die Spaltung und Radikalisierung der Gesellschaft
sowie der Vertrauensverlust in die politischen Verantwortungsträger
aufgrund der Massnahmen zur Pandemiebekämpfung. Das bereitet mir grosse
Sorgen! Ansonsten die Schere zwischen Arm und Reich, die sich immer mehr
öffnet – das kann langfristig nicht gut gehen.
Was ist Ihre persönliche Hoffnung?
Ich weiss mein Leben in Gottes Hand. Bei ihm finde ich Ruhe und
Sicherheit, unabhängig von meinen Lebensumständen. Ihm vertraue ich.
Und ich glaube, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Auch wenn ich
gerne und gut lebe, der Glaube an ein Leben nach dem Tod, in dem kein
Schmerz, Leid und Tod mehr sein wird, verändert die Perspektive auf mein
irdisches Leben gewaltig.
Dieses Interview erschien zuerst in der Zeitung Jesus.ch-Print Nr. 54 Basel.
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Autor: Manuela Herzog
Quelle: Jesus.ch-Print