Einsatz fürs menschliche Leben
«Ich bin dankbar, leben zu dürfen!»
Von Existenzfragen geplagt, fand Beatrice Gall schliesslich zum christlichen Glauben. Zu erfahren, dass sie von Gott gewollt und geliebt ist, veränderte ihr Leben und führte dann zu einem Engagement fürs Leben.
Als Beatrice Gall (*1973) einen Schweizer heiratete, war der gemeinsame Wohnort noch nicht geklärt. Sie selbst kommt aus Deutschland. «Ich erhielt die Einladung zum Vorstellungsgespräch bei Zukunft CH während unserer Hochzeitsreise.» Damals ging es um den Aufbau dieser Stiftung und der dazugehörigen Arbeit. Für Beatrice wurde dadurch klar, dass sie ins Land ihres Ehemannes ziehen würde. 2006 startete sie als Geschäftsführerin bei Zukunft CH.
Die Frage nach der Existenzberechtigung
«Nicht zu wissen, welche Existenzberechtigung ich habe, führte bei mir in den Jugendjahren zu einer schlimmen, inneren Leere», blickt Beatrice zurück. Viele Jahre hatte sie sich Existenzfragen gestellt, bis sie sich im Alter von etwas über 30 dem christlichen Glauben zuwandte. «Es war ein intensiver Moment, als mir klar wurde, dass ich lebe, weil Gott dies so gewollt hat.»
Das Verstehen, dass Gott einen Plan für ihr Leben hat, war für sie absolut lebensverändernd und in den nächsten Jahren wuchs in ihr eine Dankbarkeit, am Leben sein zu dürfen. «Das ist für mich alles andere als selbstverständlich.»
Immer engagiert
«Schon immer war ich eine engagierte Frau», erzählt Beatrice. Vor ihrer Tätigkeit bei Zukunft CH war sie Journalistin, Lektorin und Moderatorin. Nach ihrem Germanistikstudium, mit Kommunikationswissenschaften und Psychologie im Nebenfach, machte sie eine weitere Ausbildung zur Buchredaktorin. Einige Jahre nach ihrer Bekehrung entwickelte sich ihr Anliegen für den Kampf fürs Leben.
Gemeinsam mit Pfr. Stückelberger, dem damaligen Präsidenten von Zukunft CH, begann Beatrice, christliche Werte in der Schweiz zu stärken. Vertreter verschiedener Organisationen wurden vereint, woraus das «Bündnis Christliche Schweiz» erwuchs.
Schon im Vorfeld der Gründung kam das Thema Lebensrecht auf und so zeichnete sich ab, dass sich aus einigen Vertretern ein Lebensrechtsmarsch entwickeln sollte. Der «Marsch fürs Läbe» wurde schliesslich geboren, für deren Trägerschaft auch Zukunft CH angefragt wurde. «Im Laufe der Jahre hat sich die Trägerschaft zu einer aktiven Mitarbeit ausgeweitet.» Heute ist Beatrice Teil des Vorstands und aktiv im Organisationskomitee (u.a. als Mediensprecherin) dabei.
Aufgrund interner Veränderungen war sie dieses Jahr sehr gefordert. «Ich habe immer gut und gerne mit Daniel Regli zusammengearbeitet und habe viele Arbeiten von ihm für den Marsch 2021 übernommen», sagt sie anerkennend über den abgetretenen Präsidenten (Livenet berichtete). Auch die anderen Mitglieder des Komitees hätten verschiedene Aufgaben übernommen. So sei das Jahr 2021 zwar herausfordernd gewesen, aber durchaus auch erfreulich mit dem Blick auf den fröhlichen Marsch im September.
Einsatz fürs Leben
«Das Thema Lebensrecht brannte mir im Laufe der Jahre immer mehr unter den Nägeln», erzählt Beatrice. «Zu sehen, was mit einem ungeborenen Kind bei einer Abtreibung geschieht und welche Auswirkungen dies auf die Erwachsenen hat, das schmerzt mir in der Seele.» Zunehmend beschäftigt sie sich auch mit der Selbstbestimmung beim Beenden des eigenen Lebens. «Damit fordern wir unseren Schöpfer heraus.» Der Entscheid über das Leben, ob am Anfang oder am Ende des Lebens, sei zu schwer, um von uns verantwortet werden zu können.
Den oft erhobenen Vorwurf, sie würde sich nicht für die Frauen einsetzen, kann sie nicht nachvollziehen. «Gerade wenn ich das Leiden der Frauen nach einer Abtreibung sehe, muss ich sagen: Wir setzen uns sehr wohl für die Frauen ein.» Das Wort «Fristenlösung» ist für sie unverständlich. «Das impliziert, dass die Abtreibung eine Lösung ist, doch das ist sie nicht.» Lieber spricht sie deshalb von Fristenregelung.
Das Problem der Fristenregelung
Die ersten drei Monate der Schwangerschaft sind die Zeit, in welcher die Mutter ihr Kind nicht oder nur sehr schwach spürt. «Und genau in dieser Zeit ist eine Abtreibung gesellschaftsfähig.» Die Fristenregelung dränge die Frau zu einer Abtreibung solange sie das Kind noch nicht fühlen kann. «Im zweiten Schwangerschaftsdrittel geht es den Frauen hingegen besser. Die Übelkeit ist meist vorüber und man spürt das Kind im eigenen Körper. Doch bei einem Schwangerschaftsabbruch ist genau dann das Kind einfach nicht mehr da.»
Angehörige leiden mit
«Eine Bekannte von mir nahm sich vor einigen Jahren in Begleitung einer Sterbehilfeorganisation das Leben. Die Angehörigen, darunter ihr Ehemann und ihre Eltern, mussten miterleben, wie sie zuvor ihr Ableben und auch jegliche Details ihrer Beerdigung minutiös plante. Als Gäste der Abdankungsfeier fühlten wir uns komplett leer, und das Leid der Hinterbliebenen zu sehen, war einfach furchtbar.» Man habe gespürt: Die Verstorbene wollte nicht nur ihr Leben, sondern auch ihr Sterben zu 100 Prozent unter Kontrolle haben. Diesen Drang, alles unter Kontrolle bringen zu wollen, erachtet Beatrice als fatal.
Genauso leiden auch Angehörige eines Kindes, dessen Leben verwehrt wurde. «Ein grosser Teil der Frauen, die abgetrieben haben, leiden am Post Abortion Syndrom. Aber auch Männer, die nicht Vater werden durften, leiden – und oft auch andere Nahestehende.»
Begeisterter Einsatz fürs Leben
«Es begeistert mich, Lebensretterin zu sein», sagt Beatrice und erzählt von einer Frau, die sich schon für eine Abtreibung entschieden hatte. Über den Marsch fürs Läbe, während der Veranstaltung, wurde sie aber berührt und entschied sich fürs Kind. «Ein hübsches Mädchen wurde geboren und die Frau erzählte später öffentlich auf der Bühne von ihrer Erfahrung.» Solche Lebenserlebnisse wünscht sie jedem – und dass wir alle wieder ein Stück mehr lernen, das Leben aus Gottes Hand zu nehmen.
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Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet